Vorkehrung
en gegen
In s e k te n -
n . s. w. Flage
im Quartier.
Das Gegengeschenk, in Tauschwaren bestehend, bildet gewissermaßen
Entschädigung fü r die gewährte Unterkunft und die Ein-
quartierungslästen. Der Neger erwartet stets, dafs dieses weit wertvoller
sei als seine Gabe, und nicht selten fü h rt Meinungsverschiedenheit
darüber zu unerquicklichen Verhandlungen. —
Ich fahre in meinen Tagehuchaufzeichnungen fort:
„ . . . Bei der Ähnlichkeit aller Verhältnisse hier zu Lande mit
altgermanischen hiefse eigentlich Bamesson am besten Nebelheim. So
oft ich noch hier war, stets hallten sich die Nebelmassen und wogten
von den Schluchten und Thälern herauf bis auf den Marktplatz, alles
verhüllend: der Ausgleich des gewaltigen Höhenunterschiedes in den
Lüften. Das Kauschen und Brausen unsichtbarer Giefsbäche- an den
steilen Hängen ist ganz eigen. . . . Abends kam das unvermeidliche
Schwein an. Der obligate Schufs führte es seiner Bestimmung näher.“
(Auf dem Marsche die gewöhnliche, abgekürzte Schlachtmethode der
vierbeinigen Liebesgaben.)
„Sabi, 14. VI. 92, Abmarsch 600 a. m. Rasten: 715 bis 745 a. m.
hei Aschu, l l 45 a. m. bis 12 30 bei Banti. Ankunft in Sahi 445 p. m.
Marschzeit: 9% Stunden.
Über Aschu geht es bedeutend steiler hinab als auf dem Wege,
den ich voriges J a h r gemacht, und da ich nicht schwindelfrei bin,
ward’s mir manchmal unbehaglich. Prächtige Naturbilder rollten sich
auf, die ich voriges J a h r beim Anstieg gar nicht ahnte. Dieser
Unterschied der Wasserverhältnisse! Die Buschpfade boten das alte
Lied; wie immer. Glücklich ohne Regen durchgekommen. Ganz ernst
stimmte mich die Stelle, wo Dr. und ich voriges J a h r 1/i Tag safsen,
Baum zum Übergang über den Sabihach zu fällen;, heute watete ich
durch. Noch liegt ein Stück des Stammes halbverfault im seichten
Wasser, Erbärmlich kommen mir Menschen und Dörfer hier schön
vor; oh mein schönes Grasland! In diesen verdammten Waldlandniede-
rungen beginnen nun wieder neben den Vorsichtsmafsregeln gegen die
Banyang, denen nie zu trauen (machen einen so unsicheren Eindruck,
dafs ich mich stets auf dem qui vive fühle) auch wieder
jene gegen das kleine Viehzeug notwendig zu werden.“ —
Diese Vorkehrungen sind in der That lästig genug.
Dicht neben dem Feldbette wird ein kleines Feuer angezündet;
wir pflegten es spafsweise den „Altar der Vesta“ zu nennen. Zwar
beizt einem der Rauch die Augen; aber das ist immer noch erträglicher
als die zahllosen kleinen Fliegen, die sich sonst in Augen, Mund,
Nase und Ohren setzen. Gegen diese winzigen Quälgeister hilft auch
Der Marsch. jo y
kein Moskitonetz; sie schlüpfen durch die Maschen. Dann läfst man
sich von seinem Diener, sorgfältig, die Zehen absuchen und die Sandflöhe,
die sich u n te r die,.Nägel eingebohrt haben,; nebst Eiersack mit
einem, spitzen Holzsplitter herausgrahen: und verbindet die kleinen
Wunden. Die Stiefel werden an einem Lianenstrick frei .aufgehangen,
sonst fressen die Ratten das Lederzeug an. Scbliefslich werden die
Füfse des Feldbettes in mit Wasser gefüllte Kalebassen oder Konservenbüchsen
u. dergl. gestellt, um die Ameisen abzuhalten. Je tz t h a t man
noch die auf den dürren Palmblattdächem laut raschelnden.¡Jagden
der zahlreichen grofsen farbenprächtigen Eidechsen über sich ergehen
zu lassen, bis auch diese schlafen gehen. U n d ; nun endlich darf
man hoffen, ruhen zu können; längst bereits ist die Dunkelheit hereingebrochen
(geht ja doch da drunten am Äquator die Sonne Tag für
Tag um 600 morgens auf und um 6°o abends un ter und ist die Dämmerung
von kürzerer Dauer als in unseren Breiten), stille wird’s dräufsen
und in den Hütten und in tiefer Ruhe liegt im Urwald das afrikanische
Dorf.
„Biwak südliches Ufer des Mi-Yimbibaches. 15. VI, 92. Abmarsch
600 a. m., zwei Rasten zu je 30'. Ankunft im Biwak 3°» p. m.
Marschzeit: 8 Stunden.“
Das Tagebuch enthält für den 15. keine weiteren Aufzeichnungen ;
die Schilderung eines Biwaks im Urwald, an anderweitiger Stelle
meinen Aufschreibungen entnommen, mag hier Platz finden,
„ . . . Ein Biwak in der Trockenzeit: das ist äuch so ein Stück echter mw^ind«
Poesie des Marschlebens in der Wildnis. Ein geeigneter Platz am Trookm!ieit-
Ufer eines der unvermeidlichen Wasserläufe ist erreicht. Dieser wird
noch überschritten. Nie v o r einem Defilee Halt zu machen, ist hier
im Busch erst recht oberster taktischer Grundsatz. Eine Anhöhe
womöglich, überhaupt eine gute Lage im Gelände ■ in militärischer
und gesundheitlicher Beziehung, Nähe von Ortschaften wegen Verpflegungsrücksichten
sind weitere nicht aufser acht ' zu lassende Gesichtspunkte.
Die gleichen Vorsichtsmafsregeln wie:bei der Ortsunterkunft
müssen beim Beziehen eines Lagers erst recht statthaben; im
Biwak sind nächtliche Beunruhigungen viel 'wahrscheinlicher als in
einer einmal besetzten Ortschaft. Darum tr itt hier zur Aufstellung
von Wachen und Posten u. s. w. stets noch Tag und Nacht stattfindendes
Vortreiben von Aufklärungspatrouillen,: Unterhalten von Wachfeuern
hinzu.
Ein mächtig aufstrebender Baumwollbaum mit seinem walzenartigen,
stachelbewehrten Stamm und breit ausliegender Krone gewährt