4. W e b e r e i, 5. S t r i c k e r e i und 6. F le o h te r e i. Die Gewinnung
c von Fäden aus der Baumwolle babe ich S. 382 u. f. geschildert. Der Grasländer
h a t auch bereits den weiteren Schritt gethan: er spannt diese
Fäden auf den Webstuhl auf und fertigt sich Stoffe. Rauh und ziemlich
grobmaschig sind die hergestellten Stücke, und langwierig die
Arbeit; aber das Gewebe ist dauerhaft und entbehrt sogar nicht gefälliger
Muster in blauer Farbe. Als Färbemittel wird Indigo verwendet.
Die Muster selbst sind Dreiecke, Zickzacke, auch vereinzelt
au f den weifslich-grauen Grundstoff eingezeichnete Andreaskreuze mit
kurzen, dicken Balken (siehe Abb. 89, S. 419 und 103, S. 434). Der
Webstuhl ist nach dem gleichen Grundgedanken wie bei uns aus
Hölzern und Bambus höchst einfach gezimmert.
Abb. 80.
Eigenartig gestrickte Mütze der
Graslandstämme. Etwa % n. Gr.
ganz tolles Aussehen bot eine
Verarbeitung
weiterer
Pflanzenfasern.
Aufser zum Herstellen von Stoffen
werden die Baumwollfäden auch zum
S t r i c k e n von verschiedenartig geformten
Kopfbedeckungen verwendet.
Eine derselben gleicht ganz und gar
den sogenannten „Zipfelkappen“ unserer
bayerisch-schwäbischen Bauern und
wird meist ro t gefärbt (siehe Abb. 40,
S. 328). Eine weitere Form ist ähnlich
der der Czapka der Ulanen. Ein
dritte (Abb. 80): kegelförmig und mit
einer Menge nicht ganz 3 cm langer Hörnchen bestrickt; um diese steif
wegstehend zu erhalten, waren Bambuspflöckchen hineingesteckt. Die
beiden letztgenannten Arten sind weifs mit blauen Kreisen, Strichen
und Quadraten gemustert.
Doch sah ich derartige Mützen aus Baumwollfäden nicht eben
häufig; das weitaus gebräuchlichste Material sind andere Pflanzenfasern:
von der Banane, der Weinpalme und, wie ich glaube, noch einer oder
auch mehrerer Pflanzen, worüber mir jedoch nähere Kenntnis mangelt.
Bei dem Kapitel über Bekleidung der Männer (S. 418 u. f.), deren
fast unvermeidlichen Bestandteil solche Mützen bilden, werde ich näher
darauf zu sprechen kommen. Ebendort findet auch die Toilette der
Damen, die gleichfalls aus diesen Materialien hergestellt wird, ihre
nähere Beschreibung.
Die F l e c h t e r e i verwendet zu ihren feineren Erzeugnissen ebenfalls
derartige Pflanzenfasern. Hauptsächlich sind es Taschen (Abb. 81,
82; ferner Abb. 95, S. 423); von den zierlichsten ganz kleinen Anhängetäschchen
bis zu mächtigen Säcken, die fü n f und sechs grofse
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Abb. 81 und 82. Taschen (aus
Pflanzenfasern), von Männern und
Weibern in den Baliländem geführt.
Etwa V, bis % nat. Gr.
gefüllte Kalebassen aufzunehmen
vermögen. Fast jedes
Stück — und fast jeder und
jede der Graslandbewohner
besitzt deren mehrere —- zeigt
ein anderes Muster, und alle
sind geschmackvoll in gedämpften,
harmonisch zu einander
passenden Farben gehalten.
Zu den Flechtarbeiten aus
stärkerem Material sind zu
zählen die Schlafmatten von verschiedenen
Ausmafsen (bis zu
2 m lang und 1 m breit), die
zur Umzäunung der Gehöfte
Abb. 82.