mit Rothoiz. das Kapitel Bekleidung ist geradezu einschlägig die Sitte der
Waldlandstämme, sich den Körper reichlich mit Rotholz einzureiben.
Hergestellt wird dieser Anstrich aus dem grobfaserigen, brüchigen
Holz des Rotholzbaumes, das zu Pulver verrieben und mit Wasser
oder Palmöl angerieben wird. Namentlich die B a n y a n g beiderlei
Geschlechts huldigen dieser Sitte sehr und bringen ganze Farbeneffekte.
So sah ich manche Weiher einherstolzieren: der Oberkörper
zeigte die braune Naturfarbe, die Fiifse und «J Beine waren bis zum
Gesäfs herauf leuchtend ro t eingerieben.
Ueberhaupt in der Verschiedenheit der Bekleidung läfst sich, die
vorbeschriebenen Pelzmützen vielleicht ausgenommen, durchaus kein
Stammesunterscheidungsmerkmal erkennen; sie unterliegt ganz dem
Geschmack und der Wohlhabenheit (oder dem Gegenteil) des Einzelnen.
Das ist sicher, dafs die Kleidung oder vielmehr diese einzelnen
Kleidungsstücke ihren Grund l e d ig li c h teils in dem Bestreben sich
zu schmücken, teils in religiösen Momenten, aber n i c h t in dem
getan? haben, was wir Schamgefühl nennen. Bei Farmarbeiten, beim Baden
legen Männer und Weiber jegliche Bekleidung ab und sind vollständig
nackt. Um zu pissen, was bei beiden Geschlechtern in der Hockstellung
geschieht, geht weder Waldlandneger noch -Negerin abseits;
das verhüllende Tuch wird weggeschoben und das natürliche Bedürfnis
verrich tet Ich erinnere auch an die gemeinschaftliche, gleichzeitige Benutzung
der S. 270 u. f. beschriebenen Aborte seitens beider Geschlechter.
Nicht selten habe ich beobachtet, wenn die Marktleute in langen
Zügen, Männer und Weiber, von einem Platze zum anderen ziehend,
einen Fluls durchwaten mufsten, wie die Männer eine äufserst komische
Procedur, unbekümmert um die anwesenden Weiber, Vornahmen. Bevor
eine solche Karawane in das Wasser steigt, wird immer ein kleiner
Halt gemacht: es giebt Verschiedenes zu ordnen, Gewehre, Pulverhörner
müssen auf den Kopf genommen werden u. s. w. Als weitere
Vorbereitung seitens der Männer wird häufig das Glied un ter dem
Lendentuch entweder mit diesem oder eigens mit einer Schnur am
Bauch hochgebunden. Am anderen Ufer wird dann alles wieder bedächtig
in bequemere Lage gebracht. Zweifelsohne beruht diese Sitte
au f irgend welchem Aberglauben. Um das hier gleich zu erwähnen:
P ” ' die Beschneidung scheint im allgemeinen üblich zu sein, doch sieht
man nicht selten Ausnahmen. —
Eher glaube ich auf anderen Gebieten als dem der Bekleidung
stammscheidende Merkmale annehmen zu dürfen: in der Haartracht,
Tättowierung und Bearbeitung der Zähne. Bezüglich des ersten und
letzten Momentes möchte ich es mit Bestimmtheit behaupten. Nach
diesen zwei Richtungen habe ich unverkennbare, ausnahmslose Verschiedenheit
zwischen den N o rd -M ab um , B a n y a n g einerseits, den
B a tom , B a k u n d u andererseits beobachtet.
3. H a a r t r a c h t . Die B a k u n d u und B a tom rasieren sich die
Schädel ganz kahl, Männer wie Weiber, oder lassen die Haare wachsen,
bis sie sich zu rollen beginnen, was bei dem Kraushaar der Neger
sehr bald eintritt. Höchstens, dafs sie im zweiten Fall ein oder zwei
konzentrische Kreise, mit dem Scheitel als Mittelpunkt ausrasieren.
Nebenbei bemerkt, die Neger Nord-Kameruns schneiden sich die Ra sie re n d er
Haare nicht, sondern schaben sie mit kleinen Messern ab. Die Nord-
M a b um m ä n n e r ausnahmslos, die der B a n y a n g vielfach tragen die
Haare lang und in etwa 8 bis 12 cm langen Zöpfen. (Siehe auch S. 262!)
An den Enden sind Perlen, Glocken, kleine Amulette eingeflochten. Im
M ab um gebiet sah ich einmal eine Frau mit Locken: ganz ähnlich
unseren sogenannten Titusköpfen, Die B a n y a n gw e ib e r (und zum Teil
auch die -M ä n n e r) gefallen sich in den tollsten Haartrachten. „Wollte
man sie alle beschreiben,- so gäbe es ein eigenes Buch und ein noch
dickeres mit Zeichnungen derselben, denn mit Worten kann man diese
Figuren nicht wiedergeben“. In diesem Satz fasse ich in meinem
Tagebuch das Gesamtergebnis meiner Beobachtungen in dieser Hinsicht
zusammen. Arabesken, gerade und krummlinige Ornamente,
Schneckenkreise, Ringe, Quadrate u. s. w. findet man auf den Köpfchen
der Banyangschönen und vieler nicht minder eitlen Herren der
Schöpfung aus diesem Stamm kunstvoll dargestellt. Man vergegenwärtige
sich die verschiedengestaltigsten Arabesken-Tättowierungen,
wie wohl Jeder sie in Museen, auf Abbildungen u. s. w. an Südseeinsulanern
gesehen h a t, übertrage davon, was nur auf einem Schädel
Platz h a t, auf die Banyangköpfe: und man bekommt eine Vorstellung
von ihren Haarfrisuren.
4. T ä t t o w i e r u n g . Die Vorliebe fü r Tättowierung fand ich
gleichfalls bei den B a n y a n g beiderlei Geschlechtes am lebhaftesten
ausgeprägt, doch üben auch die anderen Stämme diese Sitte. Ausgesprochene
Verschiedenheiten habe ich nicht feststellen können.
Darauf mache ich jedoch aufmerksam, dafs bei nur flüchtigem Ansehen
nicht eben selten Narben infolge ärztlicher Eingriffe (meist vom
Schröpfen) mit Tättowierungseinschnitten verwechselt werden können.
Bei den B a n y a n g aber, die ich zweimal unfreiwillig mir etwas
länger zu betrachten Gelegenheit h a tte , sah ich zahlreiche und ganz
hübsch ausgeführte Tättowierungen. Ausnahmslos sind sie orna-
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