zu gehen, wenn ich als Durchschnittskopfstärke der Familie im engeren
Sinne fü n f bis sechs Köpfe annehme (die beiden Eltern und drei bis
FrucMbar- yier Kinder). Die Fruchtbarkeit der schwarzen Kasse ist nicht so bedeutend
als man gewöhnlich anzunehmen pflegt. Es gehört das zu
den vielen falschen Anschauungen, die über die geschlechtlichen Beziehungen
der Neger beliebt sind.
Auf ersterer Voraussetzung fufsend, errechne ich als annähernde
Einwohnerzahl der von mir passierten Ortschaften
im B ak u n d u g e b ie t.......................................... 5000,
„ Batomgebiet ................................ 1500,
„ M a b um g e b ie t........................................... 1700,
„ B a n y an g g e b ie t 10000 im ganzen;
und zwar: 3000 Difangleute, 1500 Lewanleute, 1800 Mi-
Yimbileute, 1800 Sabileute, und auf der Oststrecke zwischen
Mi-Yimbi und Sabi (über Fomum) 1500 Bewohner.
Diese Angaben geben aber eben nur die ungefähre Bevölkerungsziffer
einer Summe von Or t s c h a f t e n des bestreffenden Stammes, nicht
jedoch die des ga n z e n Stammes .
f) P o l i t i s c h e V e r h ä l t n i s s e .
In politischer Beziehung kommt im Waldland fast jeder Ort fü r sich
inBetracht. Die mehrgenannte Stammeseinteilung h a t vom p o l i t i s c h e n
Standpunkt der Neger aus, strenggenommen geringe Bedeutung. Wohl
in Sitten, Sprache, Bauart der Wohnstätten u. s. w. unverkennbare
Zusammengehörigkeit zeigend, entbehren ihrer die Stämme in staatlicher
Hinsicht. Von einer politischen Einheit ist keine Spur. Selbst
bei nur vorübergehendem Aufenthalt springt diese Zersplitterung,
dieser Mangel an Gemeinsinn in die Augen. Unsicherheit des Besitzes,
Vergewaltigung des Schwachen durch den Starken, kindische Streitsucht
und Aberglaube kennzeichnen ferner und beeinflussen in hohem
Grade die staatlichen Zustände des Waldlandes. Bezeichnend fü r das
länpümg” Gefühl der Unsicherheit sogar bei den Häuptlingen ist der Umstand,
dafs sie gröfsere Geschenke stets bei Nacht und un ter ängstlichen
Vorsichtsmaisregeln gegen die lüsternen Augen ihrer getreuen Unter-
thanen in Empfang nehmen. Hand in Hand damit geht ekelhafte Zudringlichkeit
und Bettelhaftigkeit gegen den Weifsen einerseits, geringes
Ansehen und Macht ihren Unterthan'en gegenüber andererseits.
Die Waldlandhäuptlinge sind nichts besseres wie jämmerliche Dorfschulzen.
Nur die Banyang unterscheiden sich, wie in allem und jedem, so
auch in offenbar gröfserem Einflufs des Herrschenden auf das Volk
und ganz besonders im staatlichen Zusammengehörigkeitsgefühl. Ih r
Gebiet ist sehr beträchtlich, sehr gut bevölkert, und ein gewisser
Stammesgemeinsinn unverkennbar. Und zwar h a t mich derselbe an oanver- . . _ | I bände der
eine Art Gauvereinigung erinnert. Vier solcher Gaue habe ich selbst Banjuig.
durchschritten, von einem fünften mir erzählen lassen. Nach ihren
damaligen Häuptlingen nenne ich sie: 1. die Difangleute zwischen
Tamba und Tinto, 2. die Lewanleute am östlichen Fufse des Apiung-
berges, 3. die Mi-Yimbi mit dem Hauptort Mi-Yimbi, 4. die Sabi mit
Sabi als Hauptort. Vom 5. Gau konnte ich nur den Namen erfahren:
Bahuang; östlich des Difanggebietes. Ausdrücklich wurden mir
aber diese noch als „Banyang“ bezeichnet. Die beiden erstgenannten
bestanden aus einer ganzen Reihe von gröfseren und kleineren Dörfern.
Wie weit die zwischen Mi-Yimbi und Sabi als den beiden Gauvororten
liegenden zahlreichen Dörfer dem einen oder anderen Häuptling unterstanden,
vermochte ich nicht festzustellen. Die als Gauvorsteher anzusprechenden
Häuptlinge verfügen, wie gesagt, über einen ziemlich
bedeutenden Machteinflufs; die Unterhäuptlinge der einzelnen Dörfer
sind die gleichen Schattenkönige wie im übrigen Waldland. Ich habe
bei der Schilderung des Marschlebens erzählt, wie in einem der Mi-
Yimbidörfer die Leutchen ih r Dorfoberhaupt einfach durchgeprügelt
haben.
Kleine Reibungen sogar innerhalb der Gaue scheinen aber trotz- Stete Reibe-
dem, wie im ganzen übrigen Waldlande, an der Tagesordnung zu sein. 1
So haderten, als wir im August 1891' auf der Mi-Yimbistation festsafsen,
die Leute zweier Difangdörfer miteinander und schlugen sich die Köpfe
wund, und die nachmalige Station Tinto hatte nicht selten Gelegenheit,
in solche innere Zwistigkeiten einzugreifen. Die Gründe werden
wohl zum Teil die nämlichen sein, wie sie auch oben im Grasland oft
genug die Kriegsursache bildeten. Zum grofsen Teil aber sind sie
hier unten in dem Fetischismus mit seinen Auswüchsen begründet, von
dem der Grasländer ziemlich frei ist; [sodann in der Zwischenhandelseifersucht
und nicht zum letzten im „Ewig Weiblichen“. Letzteres war
auch z. B. damals im August die Veranlassung: Leute aus Nfo-Tabe,
und zwar solche des Häuptlings Tagwa selbst hatten eine Frau aus
Difangs Haushalt in ihre Farmen gelockt, dort mifsbraucht und sie dann
wieder zurückgeschickt. Difang legte seinem Unterhäuptling, der sich
also an dem Harem seines Gebieters vergriffen h atte, eine Bufse in
Sklavinnen und Flinten auf. Tagwa weigerte sich sie zu entrichten —