bei Zeitangaben eine Rolle. Morgen heilet selten „morrow“ , meist
„two day pass“ (nicht „past“), übermorgen = „to-morrow pass“ oder
aber = „three day pass“, weil das Küstenenglisch bei derartigen Zeitbestimmungen
sowohl den gegenwärtigen Tag als auch den, der bezeichnet
werden soll, mitrechnet.
Beim Gebrauch von Zeitwörtern, die grundsätzlich im Infinitiv
Präsentis angeführt werden, habe ich zwei Eigentümlichkeiten beobachtet.
Einmal eine Wendung, um die Vergangenheit und zwar den
Begriff des soeben Beendigtseins oder des soeben Eingetretenseins
auszudrücken. Es ist das die Verbindung mit „dont“. Ob ein mifs-
verstandener Gebrauch von „to do“ nebst der Verneinungspartikel „no“
und „not“ zu Grunde liegt, will ich nicht entscheiden; jedenfalls bereitet
diese Formel dem Neuling viel Verwechslungen, eben weil er, an den
englischen Sprachgebrauch denkend, wirre wird. So heifst z. B. „me
dont look him“ = i c h habe ihn gerade gesehen; „he dont come“ = er ist
soeben gekommen, u, s. f. Die weitere Eigentümlichkeit ist die Zusammenfügung
eines Zeitwortes mit „to lieve for“, um das baldige
Eintreten des Ereignisses zu bezeichnen: „he lieve for come“ = er
ist im Begriff zu kommen; wobei allerdings noch gewöhnlich Stunden
vergehen, bis er oder sie oder es wirklich kommt.
„Lieve“ tr itt überhaupt vielfach an die Stelle von „to be“, meist
mit der Nebenbedeutung == vorhanden sein, da sein.
Einer gewissen Sprachlogik entbehrt das Küstenenglisch durchaus
n icht; eine solche kommt z. B. zum Ausdruck in dem Gebrauch des
Wortes „hammock“ zur Bezeichnung einer Brücke. Wer die afrikanischen,
aus Lianen gefertigten Hängebrücken kennt, denkt unwillkürlich
an den Vergleich mit einer Hängematte. Naheliegend ist die
Ausdehnung dieser Bezeichnung dann auch auf jede Brücke, auf eine
F u rt u. s. w., also eine Übergangsstelle überhaupt.
Dafs an Stelle des Zehners das Wort „dally“ als Einheit getreten
ist, habe ich früher bereits berührt: 10 heifst „one dally“, 20 „two
dally“ u. s. f.; „foss“ s ta tt „first“ ist eine häufig zu hörende Verstümmelung.
Drollige Redewendungen ergeben sich aus dem beliebten Gebrauch
von „to catch“, „hungry catch me“ = ich bin hungrig; „sick catch
me for belly“ = ich habe Bauchweh: sind nicht seltene Klagen.
„For“ und „from“ sind die einzigen Umstandswörter, die das
Küstenenglisch kennt; sie dienen als Mädchen für alles in den verschiedensten
Verbindungen, so namentlich an Stelle aller Kasus des
Artikels.
Ein wahres Tohuwabohu richtet auch, bis man sie weifs und die
Fragestellung danach formt, die Gewohnheit des Negers an , auf jede
Frage mit „yes“ zu antworten, ganz gleich, ob er bejahenden oder verneinenden
Bescheid geben will.
Aus der'portugiesischen Sprache sind entlehnt: „sabe“ = wissen
und ein Wort, das auch bereits in Europa bekannt ist: „palaver“. Wahrscheinlich
ist es eine Verballhornung aus dem portugiesischen „palabra“
= Wort, und ist damit seine engere Bedeutung gegeben, Aber die h a t
sich längst ganz aufserordentlich erweitert. Alles, von den schwerwiegendsten
Unterhandlungen, wo es um Tod und Leben, um Krieg
und Frieden geht, bis zu der wichtigen Frage, was wir heute Mittag
essen, alles ist dem Neger „palaver“. Geht’s in den Krieg, so wird das
„war-palaver“, geht’s zum Essen, so wird das „chop-palaver“ erledigt.
Cherchez la femme hiefse im westafrikanischen Küstenenglisch: „woman-
palaver.
Ein sehr oft gehörtes Wort ist „chop“ ; heifst es doch = Essen.
Eine ebenso grofse Rolle spielt ein anderes im Munde und im
Schädel des Küstennegers: „dash“. Es übersetzt sich am besten und
wird in seiner Aufdringlichkeit am raschesten k la r, wenn ich sage,
dafs es beim Neger das bedeutet, was „bakschisch“ dem Orientalen ist.
Damit sei die Plauderei über dieses der Westküste Afrikas eigene
Verständigungsmittel beendet; mehr sollte sie auch nicht sein.
Drei Worte namentlich haben mich, solange ich noch Neuling in
Afrika war, und Schüler in Erlernung der für einen Europäer so
schwierigen Kunst: Geduld bis zur Unendlichkeit zu entwickeln, gar
manchesmal geradezu zur Verzweiflung gebracht und mich darüber
sogar Verse verbrechen lassen. Die Wut, in der sie verfafst wurden,
entschuldige ihre Holprigkeit.
„Drei Worte nenn’ ich Euch inhaltsschwer,
Die gehen von Munde zu Munde
Der Neger allstündlich hin und her
Und machen hei ihnen die Runde:
Das erste ist Chop. Ein gewichtiges Wort!
Du hörst es zu jeglicher Stunde,
Du hörst es bei Tag und bei Nacht, und so fort
Von jedem stets hungrigen Schlunde.
Das zweite Dich auch zur Verzweiflung bringt.
Du frag st: Kommt der oder das bald nach ?
He lieve for come :— entgegen Dir klingt.
Wann? Dem fragt der Neger nicht nach.