Dorfanlage
d e r Süd-
Mabum.
H a u sb a u we
ise d e r
Süd- Mabum.
immerhin noch gut erkenntlich war, mit den zu beiden Seiten liegenden
Häusern, tr itt nunmehr ausgesprochen die Hofanlage. Jedes Gehöft
liegt fü r sich allein, einige Minuten vom Nachbarhaus entfernt, und
bildet ein aus mehreren, aber zusammenhängenden Wohnräumen bestehendes,
meist vollständig geschlossenes Rechteck, in das nur zwei
sehr enge Ein -u n d Ausgänge führen, gewöhnlich in der Mitte der langen
Seiten. Diese Durchgänge sind unter das Dach der Hütten mither-
eingenommen. Der Grundrifs eines solchen Gehöftes gestaltet*, sich also
folgendermaßen: Abh. 17. Aus solchen Einzelanlagen setzt sich das
ganze verstreute Dorf zusammen.
Zwischen den Gehöften sind teilweise
Bananenpflanzungen, zum
Teil freie Plätze. Eigene Versammlungshäuser
habe ich nicht
bemerkt, das Gehöft des Häuptlings
wird hierzu benutzt; auch
sah ich hier keine Fetischsäulen
mehr. Die Latrinenanlagen der
Bakundu habe ich hier wieder
gänge (durch die Hausdächer mit ein- beobachtet zusamt der landesüblichen
Benutzungsweise.
Die einzelnen Häuser, aus denen diese Gehöfte bestehen, zeigen
dasselbe Gitterwerk wie die Bakunduhütten; die Seitenwände sind
aber außen und innen mit Lehmballen beworfen. Da diese nicht
geglättet oder irgendwie gefälliger gestaltet werden, so macht ein auch
ganz neues Haus bereits einen verfallenen Eindruck. Die Dächer,
wobei je eine Längsseite zusamt dem Durchgang un ter e in langes
Dach zusammengefaßt wird, sind von gleicher Anordnung wie hei den
Bakundu. Die Häuser haben wesentlich kleinere Ausmaße nach Länge
und Breite (höchstens 4 hezw. 2 m), die Firsthöhe ist nicht vermindert.
Auch die oben beschriebenen Sitzgelegenheiten, hier gegen den Hofraum
zu, sind häufig. Die Thüren gleichen ebenfalls denen der
Bakunduhäuser. Feuer- und Rauchabzugverhältnisse, ebenso die Art
der Einrichtungsgegenstände, sind hier wie dort.
Dieser Typ von Dorfanlage und Gehöftbau findet sich bis Bakun II,
also in der ganzen südlichen Hälfte der Mahumlandschaft. Wie aus
dem folgenden hervorgeht, ist er als unvollkommener Ausläufer der
ungleich höher stehenden Banyanghauweise anzusprechen.
Als abweichend is t mir aufgefallen am Wege zwischen Mabesse I
und Babensi ein einzeln stehender Hof, dessen Grundriß Abb. 18 zeigt.
In Nord - Mahum wird Anlage und Hausbau immer ähnlicher der Dorfkniage
Banyangart; bereits in Bakun II fand ich deren Dorfanlage und einzelne bauweiae
Verbesserungen im Hausbau: die Lehmbänke, die eigene Feuerstelle,
den Lehmstuhl daneben, sowie Anfänge von Wandmalerei, in roten
dicken Kreisen mit weißen Ringen bestehend. Nguti gleicht ganz und
gar einem Banyangdorf.
Es giebt nichts Saubereres und Netteres als ein Banyan gdor f .
In peinlicher Genauigkeit der ganzen Anlage, in Reinlichkeit, sorgfältigster
Bauart und geradezu
komfortabler Ausstattung der
Häuser in jeder Beziehung sind die
Banyang unübertroffene Meister.
Die südlich wohnenden Waldlandstämme
überragen sie sowieso
in jeder Beziehung; aber auch
die Grasländer bis hinein nach
Süd-Adamaua könnten in Dorf-,
Wege- und Hausbau sehr, sehr
viel von ihnen lernen. Mir h a t es
damals im Ju li 1892, als ich infolge
der feindseligen Haltung der Bewohner von Fomum den Ort in
Brand stecken liefs, geradezu leid gethan, als ich diese Kunstwerke
afrikanischen Hausbaues in Flammen aufgehen sah.
Infolge ihres ausgeprägteren Gemeinsinnes, der sie gern nahe bei- Dorf^iage
sammen wohnen lä ß t, der außerordentlich dichten Bevölkerung und T*ng'
der infolgedessen ganz bedeutenden Ausdehnung ihrer Farmen müssen
die Banyang haushälterisch mit den Bauplätzen umgehen. Deshalb
findet man in einem Banyangdorf als Grundgedanken der ganzen Dorfanlage
eigentlich das in Süd-Mabum herrschende Hofsystem des Einzelgehöftes
untergelegt. Oder vielmehr, mit Rücksicht auf die geistigen
Urheber der Bauweise, die Banyang, richtiger umgekehrt: das spärlich
bevölkerte Süd-Mabum übernahm die Dorfanlage der Banyang fü r
Anlage der Einzelwohnstätte; Platz genug gab es ja.
Bei Betrachtung der Banyangortshauart muß zwischen. den kleinen
Dörfern im Difang- und Lewan-Gau und den großen Hauptorten wie
Mi-Yimbi und Sabi unterschieden werden. Das h e iß t, eigentlich sind
letztere nichts anderes als mehrere kleinere Dörfer nebeneinander gesetzt;
aber der dadurch entstandene §i4 sagen wir immerhin — Stadtplan
mit gleichlaufenden und sich kreuzenden schnurgeraden Straßen,
m die sich noch die außerordentlich ausgedehnten Gehöfte der Gau-
18*
Abb. 18.
Grundriis eines Gehöftes in Süd-Mabnm.
a, a Wohnhäuser; b H ofraum; c, c Durchgänge
(durch üeberragen des Halbkreis-
dach.es eingedeckt).