nicht mehr erwehren, der Regen scheint sie herein (ins Haus) zu
treiben; am ganzen Leih ist man zerstochen von ihnen; nachts weckt
oft unerträgliches Jucken, und geradezu halbe Stunden lang kratzt
man wie rasend den ganzen Körper ab . . .“ klage ich in meinem
Tagebuch. Noch öfter als diesen Schmerzensruf finde ich solchen ob
der Sandflöhe, denen ich gleichfalls schon früher mehr Platz in diesen
Blättern einräumen mufste, als sie verdienen.
In Vervollständigung der Aufzählung der von mir im Waldland
Küfer. beobachteten Insektenwelt nenne ich die grofsen, flachen Käfer, ähnlich
unseren Hirschkäfern, mit Zangen gleich diesen, welche nicht selten
vom Lichtschein angelockt, gegen Laterne oder Kerze anflogen; sowie
eine Art Leuchtkäfer, die ich nur im B a n y a n g g e b ie t zu sehen
bekam und folgendermafsen im Tagebuch beschreibe: „Gestern Abend
flimmerte es plötzlich mit grünlichem Schimmer neben mir auf; ein
kleiner Käfer, unscheinbar braun, etwa 1 cm lang, ging auf meiner
Hand spazieren. So oft er die Flügeldecken hob, strahlte vom Hinterleib
intensives grünes Licht aus; während des Fluges leuchtete es un-
Moskitos. unterbrochen.“ Die Anwesenheit von Moskitos in den feuchtwarmen
Urwaldgebieten zu bestätigen, ist eigentlich überflüssig.
Zahlreich, insbesondere in den Ansiedlungen, und durch ih r E rscheinen
die Nähe menschlicher Wohnungen ankündigend sind (selbst-
Agama. verständlich Ra tten , und) die Agama. Diese Eidechsen zeichnen sich
durch ihre ganz beträchtliche Gröfse — ich habe nicht selten Tierchen
von 40 ja 50 cm Länge beobachtet — und namentlich durch ihre
prachtvollen, lebhaften Farben aus:, meist war der Kopf rot, der Hals
grün, Rücken und Schweif rot, gelb, blau und grün durcheinander.
Zu den gefiederten Vertretern der Tierwelt übergehend, soweit
mir solche zu Gesicht kamen, führe ich an erster Stelle jene Vogel -
ansiedlungen auf, die bezeichnend für ganz West- und Innerafrika sind,
und auch hier im Waldgebiet Nord-Kameruns häufig sich finden. Sie
verleihen den Bäumen, die sie mit Vorliebe bevölkern (solchen, die
mit einem Teil der Krone über das Wasser herabhängen, sowie Oel-
palmen) ein ganz absonderliches Gepräge. Namentlich die letzteren
sind oft d e ra rt zerzaust, dafs die sonst so schönen schlanken Fiederb
lä tte r der Krone kahl wie Besenreiser in die Lüfte starren, wenn sie,
wie häufig der Fall, oft ganz mit den eigenartigen Nestern der reizen-
wrter- den kleinen Webervögel (Ploce'i) bedeckt sind. Die Tierchen sind
mittelgrofse Finken mit dunkelgefärbtem Kopf, grünlichem oder rötlichgelbem
Rücken und gelbem oder weifslichem Bauche. Ihre Nester, zu
30 und 40, manchmal auch zu Hunderten an e in em Baum, sind wahre
Kunstbauten aus Reisern, Bastfasern und biegsamen Grashalmen. Die
Form ist bekannt: etwa wie ein umgekehrt aufgehängter ReitstiefeL
Diese Bauart, und der über das Wasser hinaushängende schwanke
Zweig, an den die Tierchen das Nest flechten, sichert sie und die
junge Brut so ziemlich vor ihren Feinden: den Falkenarten und den
räuberischen Pfoten ihrer gefährlichsten Verfolger, der nesterplündem-
den Meerkatzen.
Die im ganzen Waldland vorkommenden Nashornvögel habe ich
besonders häufig in der Nähe von Nguti beobachtet. Auffallend an
seinem Flug ist der starke rauschende Flügelschlag, der dies Tier schon
von weitem, lange bevor man es zu Gesicht bekommt, ankündigt.
Während ich diese Vögel zu allen Tageszeiten streichen sah, beobachtete
und vernahm ich den Turako (Gorythacola cristata) meist
nur morgens und abends. Zur Familie der Helmvögel gehörig, h a t er
etwa die Gröfse eines Rahen, ist aber prachtvoll lasurblau, gelb und
zimmtbraun gefiedert. Sein Fleisch giebt eine sehr kräftige Brühe;
gebraten habe ich ihm keinen besondern Geschmack abgewinnen
können. N u r abends liefs in der Nähe der Mi-Yimbistation ein Vogel
mit rötlichem Gefieder den gleichen Laut ertönen wie unser heimischer
Kuckuck; auch in der bisweilen schier endlosen Unermüdlichkeit des
Rufes glich er ihm.
Meine ornithologischen Beobachtungen im Waldland sind zu Ende
mit der Aufführung der häufigst vorkommenden Vögel, der Graü-
papageien (Psittacus erithacus). Auch ihre Hauptflugzeit ist abends
vor Beginn der Dämmerung. Wenn der Tag sich neigt, wird hier
zu Land, wie bei uns zu Hause, die gefiederte Welt lebendig. In
starken Ketten streifen sie durch die Baumkronen und machen sich
mit ihrem durchdringenden, knarzenden Gekreisch weithin bemerklich;
doch sind sie schlaue Vögel, klug und vorsichtig, und darum nicht
leicht zu schiefsen. Wenn ich mich zur Beobachtung oder zur Gewinnung
eines dieser rotschwänzigen Gesellen für unseren Kochtopf
■SS,' sie eignen sich hierfür in gleicher Form wie der Turako —
heranpürschte, mufste ich bei ihrem Gebahren stets an unsere
heimischen Nufshäher denken. Man weifs, dafs auf einem Baum eine
ganze Bande dieser Rotschwänze sitzt, h a t man sie doch dort einfallen
sehen; aber zu Gesicht bekommt man keinen. Alle, soeben noch in
der lautesten Unterhaltung begriffen, schweigen sofort still, ziehen sich
in die dichte Baumkrone zurück und gewinnen lautlos kletternd die
dem Schützen entgegengesetzte Seite des Baumes, streichen ab'; und nun
in sicherer Entfernung geht ein Geschrei und Geschimpf und Gespött
N a sh o rn vogel.
Turako.
Kuckuck ?
G-raupapagei.