Zu Seite 249.
dünn und glatt, die anderen von der Stärke eines Schenkels und mit
scharfen1 Dornen bewehrt, kriechen in den seltsamsten Windungen auf
dem Boden entlang und liegen zusammengerollt um die Stammenden
der Urwaldriesen gehäuft; dann wieder umklammern sie in den mannigfaltigsten
Verschlingungen Stamm und Geäst, schwingen sich in luftiger
Höhe von Wipfel zu Wipfel, ranken sich erwürgend an den Stämmen,
hinan, oder hängen in wüstem Gewirr herab bis zum Boden, mit ihren
erdrückten, erstickten Opfern niedergerissen. Ueber all diesem Chaos
und den dichten Laubmassen entfalten — da und dort durch eine
Lücke sichtbar — frei und hoch die mächtigen Stämme, die das Auge
in den niedrigeren Wipfeln h a t verschwinden gesehen, in einer Höhe
von 50 und 60 m ihre breit ausgelegten Kronen: ein Wald über’m
Walde.“ (Pechuel-Loesche „Die Loangoexpedition“.)
So bietet sich der Urwald zu Anfang. Bald aber wird man ver- wnzei-
. . formen der trau te r mit ihm und • in ihm, und bald unterscheidet man sehr wohl Geländezwei
ausgeprägt verschiedene Formen: H o c hw a ld und B u s c hw a ld .
Dann trifft man da und dort auf zwei weitere Bedeckungsarten der
Waldlandstufe: auf P a r k l a n d s c h a f t und M o ra st.
Anknüpfend an die Schilderung des Gesamteindruckes eines Tropenurwaldes
in Nord-Kamerun überhaupt, läfst sich der Unterschied
zwischen Hochwald und Busch, kurz gefafst, am besten in der Aufzählung
der hier bezw. dort fehlenden Glieder zeichnen. Der H o c h w
a ld ist der vorangedeutete Wald über dem Wald; die Biesenstämme
dichter aneinander gerückt. Lianen durchranken ih n , Gesträuch und
Gestrüpp fehlt gröfstenteils, an ihre Stelle tre ten blattpflanzenartige
dichte Bestände niederer Farne und Moose; der Boden is t meist
sandig. — Der B u s c hw a ld ist der Wald unter dem Wald. Dichtes
Unterholz und Lianen und Gestrüpp, wie vorgeschildert, fü llt ihn in
reichstem Wachstum. Meist tra f ich ihn auf morastigem und lehmigem
Boden, sowie üppig emporschiefsend auf ehemaligen, von den Eingeborenen
aufgelassenen Farmen. sH i Vielfach gehen natürlich beide
Formen ineinander über, und fü r diesen M is c hw a ld stimmt, obige
Schilderung. An den Ufern der Flüsse finden wir solchen am häufigsten
(Abb. 9).
Den H o c hw a ld in seiner schönsten, reinsten Gestaltung tr a f ich De r Hoch-
am Elefantensee, am Südfufs der Akudekaberge bei Nguti und in
den Vorbergen des Hoohlandes. Das Fehlen von Verbindungsgliedern
zwischen dem Boden und dem 40 und 50 m über ihn emporgehobenen
Blätterdach einerseits, das Massige und Riesenhafte der Pflanzengestalten
andererseits giebt dem Tropenhochwald ein ernstes, grofs