Zungenschlag.
Redeweise.
Ausdruck zu bringen gesucht. Auf Richtigkeit in dieser Hinsicht
macht dieselbe Anspruch, auf Vollständigkeit nicht.
Stamm- und
Häuptling s-
benennung.
Bevor ich auf die B a lisp rach e selbst näher eingehe, schicke ich
noch einige Beobachtungen voraus, die teils mehr auf R ed ew e ise
sich beziehen, teils mehr ethnographischer Art sind.
Bei allen mir persönlich bekannt gewordenen Stämmen der B a li-
lä n d e r habe ich beim Ausdruck des Erstaunens, der Verwunderung
neben der betreffenden Interjektion fast stets einen eigenartig klingenden
schnalzenden Zungenschlag gehört. — Ebenfalls allgemein in diesen
Gebieten ist mir ein ganz verschiedenes Benehmen beim Sprechen,
je nach Gelegenheit und Zweck desselben, aufgefallen; und zwar läfst
sich viererlei Redeweise (wenn ich das so bezeichnen darf) unterscheiden.
Der dem Häuptling, überhaupt dem Höheren gegenüber
reingehaltene Flüsterton, von fast gar keinen Gebärden begleitet, sowie
die Redeweise bei Unterhandlungen und in der gewöhnlichen Unterhaltung:
lebhaftes Sprechen mit noch lebhafteren Gestikulationen begleitet,
haben bereits ihre Erwähnung gefunden (Abschnitt VI, S. 345,
437 u. a. a. 0.). Die dritte Art: wie der „Rufer“ die Beschlüsse u. s. w.
der Volksversammlung mitzuteilen h a t, fand gleichfalls schon ihre
Beschreibung in Abschnitt VI, S. 350. Wesentlich verschieden ist die
vierte: das Verhalten des Grasländers, wenn er im engeren Kreise
einer ihm aufgetragenen Mitteilung sich zu entledigen h a t oder als
Dolmetscher seines Amtes waltet. In diesen Fällen spricht er vollkommen
ruhig, ohne jede Gestikulation, spielt höchstens wie verlegen
mit Steinchen und Hölzchen am Boden- Es h a t mir jedesmal den Eindruck
gemacht, als betrachte er sich als reines Sprechinstrument
einer anderen Person, deren Rede übermittelnd. Bei diesen Gelegenheiten
sieht der Grasländer einen auch nicht an, blickt seitwärts vorbei
oder h ä lt die Augen zu Boden gesenkt, während er sonst frei
und offen dem Angesprochenen ins Gesicht blickt.
In das ethnographische Gebiet einschlägig ist die Benennung des
Einzelnen, des Stammes und Häuptlings. Vergl. hierzu Abschnitt VI,
S. 324, 351 u. 427 (bezw. der Namen des Einzelnen siehe aufserdem
Ende dieses Abschnittes S. 510 u. f.).
Die Stammesbenennung setzt sich zusammen aus dem eigentlichen
Stammnamen und der die Vielheit kennzeichnenden Silbe „ba . „ba-
N’Yong“, „ b a -F ü t“ , „bä-Ndeng“ , „ba-Münda“ , „bä-Fuen“ u. s. w.
(Man beachte die verschiedene Betonung.)1) In diesem Gebrauch
') Zur Schreibvereinfachung bin ich im T e x t der gäng und gäben Schreibweise
gefolgt: Ban’yong, Bafut, Bandeng, Bamunda, Bafuen u. s. w.
Die Wortsprachen im Grasland; insbesondere die Balisprache. 49.1
habe ich bei Ureinwohnern und Eingewanderten keinen Unterschied
gefunden. ;
„Fuon“ heilst in der B a lisp rach e und auch in der von ein paar
weiteren e in g ew a n d e r te n Stämmen = der Herr, der Herrscher. In der
Zusammensetzung mit dem eigentlichen Stammnamen besteht der T ite l
des betreffenden Häuptlings, wobei sich das „füon“ in „io“ („fön“) abgeschliffen
h a t: „fo-N’Yong“ , „ lö -F u t“ , „fö-Messon“ u. s. w. (der Ton
bleibt ausnahmslos auf „fo“) '). N ic h t aber: „fö-Ndeng“, „fö-Fuen“ u.s.w.;
der jeweilige Eigenname des Herrschers ist bei diesen Stämmen zugleich
sein Titel. Das ist sprachlich und ethnographisch auffallend:
erstgenannte Stämme sind eingewanderte, letztere urangesessene. Darf
daraus geschlossen werden, dafs die beiden Völkerkategorieen sprach-
stammlich verschieden sind? und, gewissermasfen umgekehrt: darf diese
Verschiedenheit der Bezeichnung als völkerscheidendes Merkmal aufge-
fafst und als solches verallgemeinert werden?
Schliefslich erwähne ich noch, dafs ich bei den B a l i neben der
allgemeinen Umgangssprache noch eine Art Geheimsprache beobachtet spräche
habe. Bisweilen wandte sie der Häuptling während eines palavers an, u
und besprach sich in ih r mit seinen Ratgebern und Vertrauten. Das
Idiom klang mir vollständig fremd und vermochte ich auch nicht die
geringste Aehnlichkeit weder mit der allgemeinen Stamm- noch auch
mit der Haussasprache zu entdecken. „Nur die Vornehmen könnten
diese Sprache sprechen“, behaupteten die befragten Bali: „auch die
Bafut besäfsen eine solche Geheimsprache.“ Anläfslich dieser Beobachtung
erinnere ich d a ra n , dafs sowohl manche Lieder als auch die
Totengesänge der B a l i anderssprachig klangen (siehe Abschnitt VI,
S. 388 und 441). Der eben mitgeteilten Behauptung der Bali zufolge
miifste das dann ein weiteres Sprachidiom sein?
Die B a l i s p r a e h e .
Indem ich in Folgendem die hierüber gemachten Beobachtungen
niederlege, bin ich mir sehr wohl bewufst, dafs ich auch auf diesem,
dem sprachlichen Gebiet, nur Bruchstücke zu geben vermag. Was ich
nicht mit Sicherheit festgestellt zu haben glaube, habe ich weggelassen.
Ich legte mir bei der seinerzeitigen Aufzeichnung auf Baliburg ein
eigenes Zeichensystem zurecht, um die zu Beginn dieses Abschnittes
') Analog der Textschreibweise der Stammnamen von mir gleichfalls für
ge-wölmlicli vereinfacht int Fon’yong1, Fofut, Fomesson u. s. w»