Tracht der
Weiber.
Auch in der Kopfbedeckung kommt ein Unterschied zwischen den
beiden Völkerkategorien zum Ausdruck. Die B a lim ä n n e r tragen fast
stets ein kleines aus Bast zierlich gestricktes Käppchen (Abb. 90) auf
dem Wirbel bezw. am Schopf befestigt (Eine derartige Mütze ist auch
das „Hutgestell“ fü r den S. 356, Abb. 47 wiedergegebenen Federschmuck
im Gefecht.) Die Befestigung geschieht mit eisernen oder messingenen
Haarpfeilen (Abh. 91) von ganz gefälliger Form. Die B a t a n k o a n
tragen gewöhnlich gar keine Kopfbedeckung, die B a n z o a dagegen
ganz eigenartige, aus Pflanzenfasern gestrickte oder auch lederne
Mützen, wie Sturmhauben, mit langen Ohrenklappen und mit Bändern,
die unter’m Kinn zuzubinden sind (Abb. 92). Auch in Bamesson sah
ich manchmal solche Kopfbedeckung.
Abb. 90. Abb. 91. Abb. 92.
Abb. 90. Käppchen aus Bastfasern. Kopfbedeckung der BalimännerJB- Abb. 91.
Haarpfeil (aus Messing oder Eisen) der Männer (und Weiber) im Grasland.
Abb. 92. Kopfbedeckung der Banzoamänner.
Abb. 90 und 92 etwa % n. Gr., Abb. 91 etwa % n. Gr.
Der Balihäuptling Garega tru g einmal eine ganz eigen gearbeitete
Haube: sie war aus gewebtem Stoff geschnitten, mit blauen Kreisen
gemustert und hatte Aehnlichkeit mit der Kopfbedeckung eines katholischen
Bischofs in seiner Amtstracht. Sie besafs gleichfalls Ohrenklappen,
welche fast die ganze Gesichtsseite deckten. „Sein Vater
habe sie aus Adamaua mitgebracht“, erzählte er mir. Auch fez- und
tarbuschähnliche Kopfbedeckungen bekam ich vereinzelt zu Gesicht.
Der Vollständigkeit dieses Kapitels halber sei an die S. 408 beschriebenen
Mützen erinnert.
Nun zur Toilette der Damen.
Oben angefangen: gehen die Weiber fü r gewöhnlich ohne irgend
welche Kopfbedeckung; bisweilen ersetzt die Haartracht solche. Nur
bei den grofsen Tänzen tragen sie manchmal Stirnbinden oder auch
den Kopf in ein in einen Zipfel im Nacken zusammengebundenes
Stück Zeug eingewickelt (was dann genau so aussieht wie die Kopftücher,
die unsere Bauerndirnen hei Feldarbeiten zum Schutz gegen
die Sonne aufzunehmen pflegen). Die Reichen tragen bei diesen festlichen
Gelegenheiten nicht selten ihren ganzen Besitz an Zeug auf
dem Leibe. Bindenförmig, auch (medizinisch - technisch , gesprochen)
nach Art eines Korn ähren verbandes, ist der ganze Oberkörper ein gewickelt,
und manche Schöne schwitzt unter der Last von einigen
zwanzig und mehr Meter Stoff, und sieht aus wie eine unförmlich dicke,
ägyptische Mumie.
Zum gewöhnlichen Haus-, Strafsen- und Gesellschaftsanzug gehört
aber all das, wie gesagt, nicht. Dieser ist genau der gleiche wie ihn
Frau Eva vor bezw. unmittelbar nach dem Sündenfall trug. Die
jungen Mädchen und Frauen gehen bis nach der Geburt des ersten
Kindes vollkommen nackt, höchstens dafs sie bisweilen eine dünne
Schnur, bei den Reicheren Perlen daran aufgereiht, um die Hüften
tragen.
Von genanntem Lebensabschnitt an pflegen die Weiber an dieser
Schnur handbreite, kleine Schürzchen vorn (Abb. 93, a. f. S.) und
rückwärts (Abb. 9 4 a , b) zu trag en , die aus frischen, weifslichen
Bananenfasern oder wohlriechenden Kräutern zierlich gefertigt werden.
Das rückwärtige Schürzchen h a t meist einen fächerartigen Aufsatz, der
nicht selten bis zur halben Höhe des Rückens hinaufreicht: dünne
Bambusstäbchen werden mit verschieden gefärbten Gräsern und Bast
umwickelt, und mit dem eigentlichen „nguaschi“ (so heifst dieses
einzige Bekleidungsstück der Weiber) kunstvoll verflochten. Das Ganze
sieht dann beim Gehen aus wie ein Pfauenrad, und die Balischöne
h ä lt sich, kokett dahinschwänzelnd, sicher fü r unwiderstehlich. Leider
h a t die Empfänglichkeit fü r das Neue bereits zur Zeit meiner Anwesenheit
mehr und mehr Zeugstücke an Stelle der „nguaschi“ treten
lassen; auch abgeschossene Patronenhülsen klapperten an diesen diskreten
Stellen s ta tt der Grasbüschel, und eine emanzipierte schwarze
Dame erbat sich von mir sogar eine geleerte Sardinendose, die sie
dann stolz — den Deckel aufgeklappt Nif auf ihrer Rückseite zur
Schau trug'!
Bei feierlichen Gelegenheiten wird auch in dieser Beziehung ein
übriges gethan. Einmal tragen dann junge Weiber, auch wenn sie
noch nicht Mutter waren, vorbeschriebene „nguaschi“ in verschiedenen
Formen, und aufserdem holen sich die Schönen aus dem „Familien-
Nacktgehen
des weiblichen
Geschlechtes.