(das war mein Diener, ein Wei), 10 Dahome, 2 Stationsdamen: Mbia und
TJandi. Im Dorfe drüben von Garega herzlichen Abschied genommen;
er gab mir noch einen geweihten Speer und den Schemel mit, auf dem
ich bei ihm zu sitzen pflegte, ferner einen Sklaven, diesen zu schleppen,
einen weiteren, um »Prinzessin Mbia« (Mbia war eine seiner vielen
Töchter) über die Bäche zu tragen und zu ihrer sonstigen Bedienung
eine junge Sklavin, Nungila. Nachdem e r, wie er bei jedem
Auszuge zu thun pflegte, noch mit geweihtem Wasser mir Gesicht und
Brust besprengt und mich umarmt h a tte , zog ich los. . . . Im Busch
weifs man nie, was kommt, und auf zwei Monate war meine Abwesenheit
von vornherein geplant. Fühlte aufs neue, wie heimisch ich da hier
oben u n te r meinen Bali geworden. 1 1 bis 1 1 so a. m. Rast au f der bekannten
Höhe, l 15 p. m. Ankunft in Bamesson. Kein Regen. Im gewohnten
Hause mich einquartiert. Meine Soldaten zu ihren Gastfreunden
entlassen.“ .—
Hier konnte ich mir diese sonst als schweren Fehler zu bezeichnende
Sorglosigkeit gestatten. Der Häuptling von Bamesson, der Vater
Uandis, war unser Blutsfreund und uns so treu wie Garega. Damit
war auch die Verpflegungsfrage fü r diesen Tag aus der Welt geschafft.—
Nur bei einer so unbedingt sicheren Bevölkerung darf man sich
solcher Vertrauensseligkeit hingeben; sonst auch bei befreundeten
Stämmen und ihren Dörfern ist Mifstrauen und Vorsicht im Quartier
stets oberste Regel.
Einmarsch, Einquartierung und Verpflegung spielt sich dann in
folgender Weise ab:
Einmarsch Die Kolonne marschiert geschlossen bis auf den Marktplatz : oder
in e in Dorf. . . A . „ ,
in groisen Ortschaften bis zu einem freien Platz. Hier wird gehalten,
die Lasten werden abgelegt, die Truppe marschiert zur Front auf und
h ä lt mit „Gewehr ab “. Ist man einmal bis ins Dorf gelangt, so hat
man a u g e n b lic k lic h e n Beginn von Feindseligkeiten kaum zu gewärtigen.
Grofse Aufregung herrscht natürlich im Städtchen ob der
Ankunft des Weifsen. Ängstliche Damen und Kinder gucken nur
verstohlen h in te r den schleunigst geschlossenen Thüren hervor.
Die Anwesenheit der Weiber übrigens und - — ungalanterweise
mufs ich gleich hinzuset'zen — des Viehes bietet; dem: Buscherfahrenen
eine gewisse Bürgschaft: für friedliches Verhalten der Eingeborenen.
Im gegenteiligen Fa lle werden diese beiden wertvollsten Habseligkeiten
schon b e i der Kunde vom Nahen der Expedition in einem der fü r
alle Fälle stets vorhandenen Verstecke in Wald oder Gras gebracht.
Man th u t also g u t, der europäischen Sitte auch hier treu zu bleiben
und fleifsig nach den Schönen des Städtchens Ausschau zu halten.
Der Häuptling erscheint mit den Ältesten des Dorfes oder man läfst
ihn rufen. Unterkunft und Verpflegungsfrage wird mittels Dolmetscher
vereinbart, im Graslande meist bei einem rasch improvisierten Palmweinumtrunk;
alle weiteren Unterhandlungen auf später verschoben.
Die Leute dürfen niemals zerstreut untergebracht werden; mög-
lichst sind solche Partieen des Dorfes zu wählen, welche eine Beherr- ti6rmlB'
schung des übrigen Teiles gestatten, also im Falle eines Angriffs eine
möglichst günstige Verteidigungsstellung gewähren. Aber das fü h rt
mich über den Rahmen einer S c h ild e ru n g hinaus. Ich verweise also
bezüglich der weiteren, notwendigen militärischen Vorsichtsmafsregeln
auf meine afrikanische Felddienstordnung (Anhang zu Abschnitt IV).
Aufserordentlich wichtig ist die Regelung der Verpflegung. Seinen Yex~
Leuten Tauschwaren hinausgeben und sie sich selbständig Lebensmittel pfleguIlg'
dafür kaufen lassen, ist immer von Übel. Das und das Ewig Weibliche
werden zu leicht eine Quelle zahlreicher Reibereien und Streitigkeiten
mit den Eingeborenen, wobei meist die eigenen Leute der
schuldige Teil sind. Das ist auch einer der Gründe, warum ich der
Ortsunterkunft bei nur einigermafsen annehmbarem Wetter stets das
Biwak vorzog. Das einzig Richtige is t: die Eingeborenen zu veranlassen,
Lebensmittel zum Quartier des Führers zu bringen, der sie dafür bezahlt,
und dann an die einzelnen Korporalschaftsführer bezw. Aufseher
und Unteraufseher davon äusteilt.
Sind die Bewohner aus irgend einem Grunde, sei es Furcht oder Beitreibung.
Übelwollen, nicht zu bewegen, Lebensmittel zu bringen, so mufs allerdings
Beitreibung, aber nur mit geschlossen gehaltenen Trupps ein-
treten. Aber auch dann habe ich, namentlich bei ersterem Grunde,
stets dem Häuptling die Tauschwaren dafür übergeben oder sie beim
Abmarsch auf den Marktplatz hingelegt
Ist das Dorf bereits befreundet oder bahnen sich gute Beziehungen Gast-
a n , so schickt der Häuptling nach einiger Zeit ein Gastgeschenk, in gesohenke-
mehr oder weniger zahlreichen Lebensmitteln: Ziegen, Schafen, Schweinen,
Hühnern, den verschiedensten Bodenprodukten u. s. w. bestehend, dazu
eventuell Palmwein und Durrhabier. Nicht selten überbringen diese
Dinge junge Frauen und Mädchen seines Haushaltes und stellen sich
auch diese als lebende Gastgeschenke vor. Dann kostete es am anderen
Morgen oder wenn man eben weiterzog, nicht unerhebliche Mühe, eine
gewisse Verstimmung des also die Gastfreundschaft in ihrem weitesten
Umfang b e tä tig e n d e n Herrschers zu beseitigen, wenn die Aufnahme
dieses Geschenkes nicht die vom Geber beabsichtigte war.