Sklavenjagden
and
-jäger.
36 Wanderungen. — An der Küste.
zu Schulden kommen lä ist, übt die schwarze Rasse nie und nirgends
gegen ihre Sklaven.
Dafs auch diese milde Form der Sklaverei beseitigt werden muTs,
is t klar. Abgesehen von den sittlichen und humanen Gründen, die
gegen sie als eine Entwürdigung des Menschen sprechen, liegt der
Hauptgrund, warum sie fallen mufs, darin, dafs sie das gröfste Hindernis
für einen nachhaltigen, materiellen Aufschwung eines Landes ist. Die
Sklaverei h a t die Arbeit in Afrika in Mifskredit gebracht, weil
„Arbeiten“ und „Sklave sein“ gleichbedeutend wurde. Den unwahren
Ruf, dafs der Neger nicht arbeite, h a t ihm die Sklaverei eingebracht,
indem von einzelnen reichen Negern, welche zahlreiche Sklaven besitzen
und diese für sich arbeiten lassen, während sie selbst keinen
Finger rühren, auf die gesamte schwarze Rasse geschlossen wird.
Gleich richtig wäre aus gleichem Grunde eine Schlufsfolgerung von den
Drohnen unserer Gesellschaft auf die Masse des Volkes.
Wie diese Art von Sklaverei beseitigt werden mufs, auch darin
hin ich mit Schynse vollständig einverstanden. Er sagt: „Das Sklavenhalten
seitens der Eingeborenen mit Bajonetten an einem Tage
ändern zu wollen, wäre Wahnsinn; hier mufs die. christliche Moral
einschreiten, und in dieser Beziehung h a t man re ch t, zu sagen, man
müsse die Missionare unterstützen, um so eine geistige Umwandlung
in den Volksanschauungen herbeizuführen.“
So harmlos also geradezu das Halten von Einzelsklaven seitens
der Neger genannt werden mufs, so reich an Greueln jeder Art ist der
Sklavenerwerb und -handel im grofsen. Ein weiterer Grund, warum
auch die milde Form des Sklavenwesens fallen mufs; bedingt sie doch
die Jagden und den Transport.
Das traurige Vorrecht der Mohammedaner, insbesondere der islam-
gläubigen Araber ist es: da, wo sie in Afrika eindrangen, Sklavenhandel
und -ausfuhr im grofsen zu betreiben und damit alle die
Unthaten heraufzubeschwören, welche die nunmehr ins Werk gesetzten
Sklavenjagden begleiteten. Liest man die Schilderungen Nachtigals
hierüber, der selbst unfreiwilliger Zeuge eines solchen Raubzuges gewesen
is t, so schaudert man über die entsetzlichen Grausamkeiten,
über die Verwüstung und Entvölkerung, die diese Streifen' im Gefolge
haben.
Dagegen hilft nur bewaffnetes Einschreiten u n d genügende civili-
satorische d a u e rn d e Machtentfaltung. Und zwar mufs das Übel an
der Wurzel gefäfst und diese ausgerottet werden, d. h. gegen die
Händler selbst mufs rücksichtslos vorgegängen und in jenen Land-
Sklavenwesen. 37
strichen, in die sich hauptsächlich diese Raubzüge rich ten , mufs
dauernde starke Besatzung auf Stationen gelegt werden. Sobald die
Stämme, gegen die die Sklavenjagden gerichtet sind, sehen, dafs sie heim
Weifsen Schutz und Hülfe finden, werden sie sich an ihn wenden und
so selbst am eigenen Befreiungswerke mithelfen. Auch mittelbar
werden solche Posten wirken. 200, schon 100 Hinterlader in der Hand
einer geübten Truppe bilden eine solch gewaltige Stärke, dafs jeder
Stamm dessen Freundschaft sucht, der über solche Machtmittel verfügt.
Es ist also leicht, durch einfachen moralischen Druck und
Streifzüge die kleinen Kriege der Eingeborenen in weitem Umkreise
zu verhindern und so eine weitere Quelle der Sklaverei zu verstopfen.
Denn auch in diesen kleinen Kriegen besteht die Hauptheute in Gefangenen,
die dann entweder als Sklaven behalten oder dem Händler
verkauft werden.
Es kommt auch hier bei der Besprechung der Sklavenfrage zum neseitigimB
Ausdruck, dafs eben nur durch d a u e rn d e Machtentfaltung etwas er-
reicht werden kann, und diese bedingt ein B le ib e n in den betreffenden
Landschaften. Mit einem sogenannten Strafzug, dem Niederhrennen
von ein p a a r Dörfern und dann wieder Verschwinden wird weder in
der Sklavenfrage noch sonst auf irgend einem kolonialen, civilisatori-
schen Gebiet auch nur das Geringste erreicht.
Als Folgerung aus Vorstehendem komme ich zu der Anschauung,
dafs manche der bisher gegen das Sklavenwesen angewandten Mittel
nutzlos, ja das Gegenteil der Absicht bewirkend waren und sind. Zu
solchen der letzteren Art rechne ich zwei.
Das eine war die sogenannte Intervention europäischer Re- in te r -
gierungen und Gesellschaften. Das h a t n u r den Erfolg gehabt, den ventton'
Preis der Sklaven zu steigern, durch den hierdurch gröfseren Gewinn
einen um so stärkeren Antrieb zum Sklavenhandel zu geben und
durch die Schwierigkeiten des Transportes, welche eintraten, als die
alten Karawanenwege verschlossen wurden, die Leiden der Schwarzen
zu vergröfsern.
Das andere Mittel besteht darin, dafs Sklaven freigekauft werden.
Eine Probe davon bekamen Dr. Zintgraff und ich, sehr gegen
unseren Willen, in unserer eigenen Expedition zu kosten, indem freigekaufte
Sklaven uns als Ersatz für die meuternden Träger (siehe Freilassung
Abschnitt I , S. 19) überwiesen wurden. Es waren Leute von der Kv ä£ fter
infolge des Todes v. Gravenreuths ins Stocken geratenen Südexpedition,
die das Kommissariat in Togo durch Vermittelung deutscher Kaufleute
an der Küste des damals noch bestehenden Dahome-Reiches dem