„Der Bafuen-, sowie Bamundavertreter brachte nunmehr je eine
Flintenkugel zum Vorschein, wir gaben je eine Patrone. , Unter Abmurmeln
von Zaubersprüchen (Wiederholungen und Ausmalung der
Drohung, »dafs dem, der diese Blutsfreundschaft n ich t,h a lte , in neun
Tagen der Bauch anschwellen und er eines schrecklichen Todes sterben
solle«) grub man am Fufse des Flaggmastes eine kleine Grube, indem
jeder von uns Blutsbrüdern mit seinem Messer abwechselnd ein paar
Stiche machte. Bei dem weiteren Verlaufe der Ceremonie mufsten sämtliche
Anwesenden die Geschlechtsteile fest zwischen den Beinen, eingeklemmt
halten. Aus der Tasche wurde ein Stück Rotholz, einige
zusammengebundene Stückchen fremdartigen Holzes und ein Büchschen
mit weifslichem Pulver behutsam hervorgeholt. Von den Hölzern wurde
etwas weniges in die Grube geschabt; aus dem Büchschen mufste
je d e r von uns vieren eine Prise herausnehmen und gleichfalls. in die
Grube streuen. Dann wurde aus der Tasche noch ein Menschenknochen
(eine tibia) herausgeholt und hiervon gleichfalls in die Grube
geschabt. Zum Schlufs entnahmen sie ein sorgfältig verschnürtes
Päckchen, und damit war der Inhalt der Tasche zu Ende. Das Päckchen
wurde langsam (immer un ter leisem Abmurmeln von Formeln
und Sprüchen) geöffnet, und zum Vorschein kamen zwei frische,
noch blutende Menschenohren. Auch diese wurden in die Grube
gelegt, darauf die vier Geschosse und nun wurde die Grube wieder
zugeschüttet.“ (Vergleiche mit diesem Vergraben der Geschosse die
gleiche symbolische Handlung des Vergrabens des Kriegsbeiles bei den
Indianern.) „Jetzt wurden wir auch aus unserer etwas unbequemen
Stellung wieder erlöst. Auf die geschlossene Grube k am . ein grofser
flacher Stein.
Sodann wurde der Schaf bock herbeigeschleppt; zwei hielten ihn
an den Füfsen, Dr. Zintgraff hielt ihm den Kopf hoch und ich mufste
ihm mit, einem Zuge die Kehle durchschneiden, so dafs das strömende
Blut über den Stein und die Grube flofs. Hierauf wurde das Tier
in drei Teile zerhauen; einer für die beiden Weifsen, einer für Bafuen,
einer für Bamunda. Nun wurden in einer Kalebasse Bocksblut
und Palmöl umgerührt u nd neun Flintenkugeln hineingeworfen“ (die
Zahl 9 u nd Teile davon [3, 6] scheinen bei manchen religiösen Gebräuchen
eine Rolle zu spielen; vergleiche auch die eben erwähnte
Schwurformel). „Der ganze In h a lt der Kalebasse wurde über den Stein
ausgeschüttet und jeder der Anwesenden gofs aufserdem noch ein
Trinkhora voll Palmwein darüber aus.
Je tz t kam der Topf mit angeriebenem Rotholz zur Geltung: er
wurde auf den blutbesprengten Stein gestellt, wir vier und Fonte ent-
blöfsten rechten Arm und rechte Brust und rieben uns gegenseitig
Brust und Arm mit Rotholz ein. Auch diese Ceremonie war von leise
geflüsterten Zauberformeln stets des gleichen, mehrerwähnten Inhalts
begleitet.
Damit war die Feierlichkeit zu Ende; es folgte Verteilung von Kola
und Pfeffer an die Gefolgsleute, und ein fröhliches Palmweingelage.“
Die Form ist nicht überall die gleiche. Das wesentliche Merkmal
aber: das gegenseitige Vermischen des Blutes und die damit sinnbildlich
ausgedrückte Leibes- und Sinneseinigung, ist stets gegeben. Auch
die Verwendung der Kolanufs fand ich überall. In nachstehenden
Abweichungen von dem vorgeschilderten Verlauf vermittelt sie sogar
die Blutsmischung.
Bei den B am e s so n ist folgender Gebrauch üblich: die beiden
zukünftigen Blutsfreunde kauen Kola und Pfeffer zu einem Brei, und
behalten diesen im Munde. Dann erfolgen die Schnitte in den rechten
Unterarm, und nun legt der eine den Brei aus seinem Munde auf
die Schnittwunden am Arme des anderen, und dieser verfährt umgekehrt
in gleicher Weise. Is t nun der Brei mit dem Blute, das aus
den Wunden herausträufelt, g etränkt, so nimmt ihn der eine vom
Arme des anderen, und zwar mit den Lippen, weg und schluckt ihn
hinunter, natürlich wechselseitig: und so haben nun gleichfalls die
Blutsfreunde ih r Blut miteinander gemischt.
Weitere Verschiedenheiten beobachtete der B a lih äu p tlin g Garega.
Die Schnitte am Arme wurden so lange mit Kolastückchen bedeckt,
bis kein Blut mehr herunterträufelte, diese blutgetränkten Kolastückchen
in das Gefäfs mit Palmwein geworfen, und jeder der Blutsbrüder
schluckte beim Trinken eine gleiche Zahl dieser Stückchen. Als Gefäfs
verwendete der Balifürst den Schädel eines Häuptlings, den er eigenhändig
erlegt hatte; die untere Oeffnung war nach rückwärts erweitert,
so dafs starkes Rückwärtsbiegen des eigenen Kopfes ein Trinken aus
dieser Schädelschale ermöglichte. An Stelle des Einreibens des ganzen
Armes und der Brust mit Rotholz tr a t solches nur der Schnittwunden
und der B ru st
Meinen und auch Zintgraffs Beobachtungen und Erkundungen zufolge
ist, wie gesagt, die Blutsfreundschaft, un ter den voraufgeführten
Ceremonieen abgeschlossen, die feierlichste Art eines Vertrages, Bündnisses,
von Freundschaft u. s. w. hier zu Lande.
Dementgegen behaupteten zwei meiner Träger (Wei), sie hätten
erfahren, es gäbe im Grasland — jedoch nur unter den Häuptlingen —