Krebs u .d g l. Krebsartige Krankheiten wie im Waldland' sah ich keine. Auffallend
häufig aber sind Hautausschläge in Gestalt- von kleinen eitrigen
Geschwürchen, b ei'd en Weihern meist am Gesäfs, hei den Männern
in der Leistengegend. Oh diese Erscheinung mit geschlechtlichen
Leiden zusammenhängt, kann ich, als Laie, nicht sagen. — Geschlechtliche
Erkrankungen haben sta tt; soviel, ich jedoch gesehen und in
Erfahrung gebracht, n u r diejenigen leichteren Grades,
gmeriiche Krankheiten der Atmungsorgane, im Waldland nie heohachtet,
hdten. sind hier im Grasland nicht selten.
Die Malaria, in le ich ten . Formen allerdings, ist den Graslandbewohnern
ebenfalls bekannt. Das von ihnen angewendete Gegenmittel,
schweifstreibender Art, habe ich bei Schilderung der Pflanzen
bereits genannt. Die vorkommenden Anschwellungen der Hand- und
Fufsgelenke damit in Zusammenhang zu bringen, bin ich deshalb
geneigt, weil wir Weifsen an uns selbst einen solchen als zweifellos
festgestellt haben.
Epidemisch und die Bevölkerung empfindlich lichtend tr itt die
Dysenterie, die Buhr, in den Baliländern auf; und wie es scheint, nicht
gerade selten. Ich habe eine solche Seuche bei den Bali-N’Yong
miterlebt. Sie wütete von Ende Dezember 1891 bis Ende April 1892,
also die ganze zweite Hälfte einer Trockenzeit, und raffte über 600
Menschen dahin.' Zur Zeit ihres Höhepunktes, Februar und März,
forderte sie fast täglich 10 bis 15 Opfer eine hohe Zahl hei der
ungefähren Gesamtstärke des ganzen Stammes von 6000 Köpfen —
aus allen Altem und Geschlechtern. Yom Forscherstandpunkt aus:
habe ich ihr es zu verdanken, dafs ich in das innere sociale und
kulturelle Leben eines der Graslandstämme ziemlich genaue Einblicke
thun konnte; wanderte ich doch während der beiden Monate,
in denen sie am heftigsten herrschte, Tag fü r Tag durch das Dorf
von Haus zu Haus, um nach Kräften zu helfen. Von hier soll die
Seuche dann nach Bandeng und Bafut, also Nordnordwest, gewandert
sein. Zu gleicher Zeit hatte auch Bagam schwer un ter ihr zu leiden.
Auch in Bamesson scheint im August 1891 eine solche geherrscht zu
haben; wenigstens sandte der Häuptling einmal zu uns, als wir auf
Mi-Yimbi still liegen mufsten, eine Gesandtschaft mit der Bitte um
Hülfe gegen eine Krankheit, die der Beschreibung nach die Ruhr war.
c) E t h i s c h e A n g a b e n .
In geistiger Beziehung müssen sämmtliche Stämme des eigentlichen
Graslandes als hochstehend bezeichnet werden, und übertreffen
die Waldlandstämme. Ob und inwieweit in dieser Hinsicht die eingewanderten
Völker fördernden Einflufs auf die Ureinwohner übten,
weifs ich nicht.
Was ich zu Beginn des vorigen Abschnittes behauptet, durch die
Schilderung der verschiedenen Waldlandstämme mit Beweis belegt
habe, findet in den B a li lä n d e r n die weitere Bestätigung: mit dem Vordringen
ins Innere Nord-Kameruns trifft man auf eine immer stärker Zunahme ° ® der Kult«
werdende und auf einer immer höheren Kulturstufe stehende Bevölkerung.
Dieses Gesetz der Steigerung in den beiden Richtungen: Bevölkerungsdichtigkeit
und Kultur, besteht bis zum Tsäde zu Gültigkeit;
dort mit dem weiland Reich des Scheich Omar scheint es zu
enden. Das geht aus den Berichten der Adamauaforscher,, aus
Dr. Nachtigals Werk deutlich hervor.
In unseren Baliländern zu bleiben: die Bevölkerung derselben steht
auf einer höheren kulturellen Stufe als der höchst stehende Waldlandstamm,
die Banyang. Nicht zum letzten tr itt diese Intelligenz zu Tage
in dem fü r afrikanische Verhältnisse gering zu nennenden Grade re ligiöser,
abergläubischer Vorstellungen, in der religiösen Duldsamkeit,
sowie in dem Fehlen einer einflufsreichen Priesterkaste.
Was Charakteranlagen betrifft, so besitzt der Graslandneger die
guten und schlechten Eigenschaften seiner ganzen Rasse. D a s h a t er
vor den Waldlandstämmen voraus, dafs bei ihm die letzteren wenigstens
die Kehrseiten v o r h a n d e n e r guter sind. Raublust und Eigensinn,
Verschlagenheit, ja Hinterlist und Eitelkeit sind der Revers der gleichfalls
stark entwickelten positiven Anlagen: des Mutes und der Ausdauer,
der Klugheit und des Stolzes. Bezeichnend vielleicht ist .auch
eine sprachliche Beobachtung: ich habe kein Wort fü r „danken“ feststellen
können; fü r „lügen, schwindeln“ u. dergl. jedoch gleich zwei!
Der angeborenen Artigkeit, die sich bei den social Höherstehenden, z. B.
den Häuptlingen, geradezu zu dem erhebt, was wir Taktgefühl nennen,
mufs ich noch Erwähnung thun. Achtungsvolles Ausweichen, Aufheben
von ■ zu Boden gefallenen Sachen, den Vortritt lassen u. s. w., üben
namentlich die B a li auch gegenseitig fast ausnahmslos. Im komischen
Gegensatz dazu steht eine von mir oft beobachtete Thatsache. Ruft
nämlich ein Bali (Männlein oder Weiblein) einen oder eine andere an,
so fä llt es der angerufenen Person — wenn auf gleicher oder höherer
socialer Stufe stehend — sehr oft gar nicht ein, nur zu antworten,
geschweige denn eine etwaige Thätigkeit auf einen Augenblick zu
unterbrechen und wenigstens aufzuschauen. Ich habe im Tagebuch
einmal einen solchen Fall eigens verewigt: , , . . . . Heute habe ich