B e i der A u s rü
s tu n g z u
beachtende
Grundsätze.
Westafrikanische Eeisetechnik.
a) A u s r ü s t u n g .
Nachdem die Zahl derer, die in ernster Thätigkeit in den dunkeln
Erdteil hinausgegangen, bereits ziemlich beträchtlich ist, sollte man
eigentlich glauben, dafs sich, wenigstens bezüglich der p e r s ö n lic h e n
Ausrüstung (im weiteren Sinne), gewisse feststehende Grundsätze herausgebildet
haben. Dem ist aber durchaus nicht so. Fast jeder neue
Ankömmling auf westafrikanischem Boden schleppt Unpraktisches und
Überflüssiges in Fülle mit sich. Ich hahe das am eigenen Leibe erfahren;
von den mir als notwendig und zweckentsprechend bezeich-
neten und demzufolge von mir beschafften Sachen h a t mehr als die
Hälfte den Busch gar nicht gesehen, ist an der Küste kaum recht
ausgepackt, verdorben, verschwunden — und von mir im Innern auch
gar nicht schmerzlich vermifst worden. Der Grund liegt zum Teil
darin, dafs eben gerade auf diesem Gebiete die Ansichten auch erfahrener
Afrikareisenden ziemlich weit auseinander gehen; das ist
in anderen Fällen auch.so; ich denke da als Offizier nur an die verschiedenen
Anschauungen in militärischen Kreisen über Zusammensetzung
der Manöver-, der Feldausrüstung; zum grofsen Teil in
der Begehung des gleichen Fehlers, wie auf geographischem Gebiet,
auch in der Ausrüstungsfrage, dafs nämlich diesbezügliche Angaben,
die z. B. für Ostafrika vollkommen zutreffend sein mögen, einfach
auch für Westafrika zu Hecht bestehend angenommen werden.
Zum gröfsten Teil liegt er aber darin, dafs zwei Hauptregeln bei
der Wahl der Ausrüstung viel zu wenig betrachtet werden, die für
eine Reise nach den Hochebenen Centralasiens so gut gelten wie für
eine Expedition in die Kordilleren Südamerikas, für eine Reise nach
Australien so gut wie für afrikanische Expeditionen. Sie lauten:
1. J e einfacher die Ausrüstung bei möglichster Güte und Vollkommenheit
der Einzelteile, d. h. je weniger Gepäck, desto leichter
ist die Reise und desto wahrscheinlicher der Erfolg.
2. Man nehme nichts m it, was an Ort und Stelle beschafft oder
doch durch „Einheimisches“ ersetzt werden kann.
Dafs die Beherzigung dieser beiden Grundsätze für Westafrika
insbesondere unbedingte Notwendigkeit ist, hängt mit den ganz aufser-
ordentlichen Schwierigkeiten der Verkehrsverhältnisse und der Beförderungsmittel,
d. i. mit der Trägerfrage zusammen.
Aus diesen Gründen halte ich es nicht für überflüssig, auch meine
in zweijährigem, ununterbrochenem Aufenthalt im Innern Kameruns
in dieser Hinsicht gemachten Erfahrungen niederzulegen. Vielleicht
sind andere zu einem anderen Ergebnis gekommen; ich führe einfach
auf, was an p e r s ö n l i c h e r A u s r ü s t u n g (im weiteren Sinne) für
j e d e n e in z e ln e n F o r s c h u n g s r e i s e n d e n ( * « ’ ¿|oCTV) ic h als n o t wendig
Persönliche
Ausrüstung
des E in zelnen.
Ausrüstung
im weiteren Sinne.
und praktisch erprobt habe.
Unter p e r s ö n lic h e r A u s rü s tu n g verstehe ich:
1. Marschanzug
2. Lageranzug Ausrüstung
3. Rucksack im engeren
4. Feldbett Sinne
5. Marschkoffer
6. Proviantkoffer
7. Feldküche
8. Tauschwaren
9. Munition
10. Instrumente.
Betreffs Tauschwaren und Munition können ziffernmäfsige Angaben
nicht gemacht werden, da hierbei Zweck, Ziel, voraussichtlich zu durchziehende
Gegenden und Stämme beeinflussen, und beide eigentlich
schon mehr zur Ausrüstung einer Expedition zu zählen sind.
Die Ausrüstung einer E x p e d it io n a ls s o lc h e r mufs ich nur der A u s «
Vollständigkeit dieses Kapitels halber am Schlufs kurz berühren, ohne di?“n.Bxpe'
mich aus den eben genannten Gründen, zu denen noch als weitere
Rücksicht auf zur Verfügung stehende Geldmittel und die Verschiedenheit
der Starke und Zusammensetzung an Europäern und Negern
kommt, auf genauere Angaben einlassen zu können. —
Ich schmücke mich nicht mit fremden Federn und bemerke demzufolge
im voraus, dafs diese meine Ausführungen über persönliche
Ausrüstung und, sp ä te r, über Lebensweise in den westafrikanischen
Tropen sich vielfach mit den Anschauungen Dr. Zintgraffs
decken, manchmal sogar derselben Worte bedienen werden, wie sie Zint-
grafif bei der Behandlung des gleichen Stoffes im Anhang seines Werkes
„Nordkamerun“ unter der Aufschrift „Afrikanische Reisetechnik“ gebraucht.
E r h a t mich in den Busch eingeführt; und einen besseren
Lehrer m afrikanischer Marsch- und Reisepraxis, in Anspruchslosigkeit
und Einfachheit afrikanischer Lebensweise h a t es wohl schwerlich ge