dieses Anrufen buchstäblich 107 mal gezählt; ein Weih draufsen vor
der Station rief der Uandi, die im Hofe meines Hauses safs und gerade
afs; sie mufste es hören, es fiel' ih r aber nicht ein, zu antworten. Sie
afs ruhig zu Ende, dann tr a t sie langsam hinaus: »woi?« (d. i. h ie r ? )__
Das war alles! Man weifs nicht, was man mehr bewundern mufs, die
Geduld der einen oder die Gemütsruhe der anderen.“
Treue und eine gewisse Anhänglichkeit an Familienoberhaupt, an
Häuptling und Stamm, auch an d en Weifsen, dessen Persönlichkeit
ihm einmal Vertrauen eingeflöfst hat; sowie ausgeprägtes Rechtsgefühl
da rf ich gleichfalls nicht ungenannt lassen. Ls? —
s 0n ich ein abschließendes Gesamturteil über körperliche und
geistige Beschaffenheit der Bevölkerung der B a l i lä n d e r fällen, so
antworte ich mit der Charakteristik, die Nachtigal über die Heiden-
stämme Baghirmis abgiebt, die seinen Schilderungen nach sehr viel
Aehnlichkeit mit unseren Bewohnern der eigentlichen Grasgebiete haben.
Er sagt: „Alle diese Völker sind physisch und intellektuell ausgezeichnet
veranlagt, und kein Gedanke an irgend welche körperliche und geistige
Minderwertigkeit oder Vernachlässigung seitens der Natur kommt auf.“
d) S t a t i s t i s c h e A n g a b e n .
Auf Angaben über Bevölkerungszahlen übergehend, so kommt hier
wie schon angedeutet, das Gesetz der Steigerung ganz besonders deut-
d“ Ä k e - lich zum Ausdruck. Allerdings kann ich die S t a m m e s s t ä r k e n der
beiden grofsen Gebiete Nord-Kameruns nicht vergleichen; im Waldland
vermochte ich nur die Einwohnerzahlen der von mir durchzogenen
Orte annähernd festzustellen; hier oben im eigentlichen Grasland gesta
tte t die geschlossene Stammesniederlassung und das Gelände die
ungefähre Stärke eines g a n z e n Stammes zu überblicken. Auf das
mehrerwähnte Gesetz der Bevölkerungszunahme h a t das aber keinen
Einflufs; da kommt lediglich die Dichtigkeit der Bevölkerung in Verbindung
m it der bewohnten Fläche in Betracht. Zahlen beweisen; ich
brauche n u r den volkreichsten Waldlandstamm, die Banyang, zum
Vergleich heranzuziehen. Die von mir in der Banyanglandschaft durchschrittene
Marschstrecke beträgt in der Luftlinie gemessen rund 90 km.
Auf dieser Längenausdehnung habe ich in allen passierten Ortschaften
zusammen ungefähr 10 000 Menschen gezählt. Im Grasland oben errechnen
sich auf der Strecke von Bamesson bis Bamungu, einer Luftlinienlänge
von blofs 70 km, n u r in den von mir berührten, verschiedenen
Stammessitzen zusammen an 20 000 Einwohner!
Ich lasse die Bevölkerungszahlen, stammweise zusammengestellt,
soweit ich sie auf Grund eigener Schätzung oder sicherer Erkundigungen
ungefähr annähernd richtig zu geben vermag, folgen. (Die
Stärke einer Familie im engeren Sinne nehme ich wie im Waldland
— und hier mit der Berechtigung 18 monatlicher Beobachtungen —
zu fü n f bis sechs Köpfen an.)
B am e s so n (e in Hauptort und mehrere verstreute kleine Dörfer):
2000 Einwohner; darunter 500 bis 600 Krieger.
B a p ig n i (ein Dorf): 1500 Einwohner; darunter 300 bis 400 Krieger.
B a li-N ’Y ong (e in Dorf): 6000 Einwohner; darunter 1500 Krieger.
B a ta n k o a n (m e h r e r e Dörfer: Bamignie mit 2000 bis 3000 Einwohnern,
Babossa mit 800 Einwohnern, und noch einige kleinere
Orte mit zusammen etwa 2000 Einwohnern): 6000 Einwohner,
darunter 1500 Krieger.
Die Batankoan sind als vollkommen unterworfener, mithin
wesentlicher Bestandteil der Bali-N’Yong zu betrachten (siehe
S. 323 u. 325), so dafs also die B a li-N ’Y ong als rund 12 000
Köpfe stark, darunter 3000 Krieger, aufgeführt werden müssen.
B a li-B a g am (Bagam): 10 000 Einwohner.
B a li-N ’k u n b a t (Ba N’kunbat): 5000 Einwohner; darunter 1500
Krieger.
B a n d e n g (e in Dorf): 6000 Einwohner; darunter 1500 Krieger.
B a fu t (e in Hauptort mit 8000 Einwohnern, mehrere kleinere Vasallendörfer
mit etwa 2000 bis 3000 Einwohnern): also etwa
12 000 Köpfe; darunter 3000 bis 4000 Krieger.
B am u n d a (ein Dorf): 3000 Einwohner.
B a fu e n (e in Dorf): 3000 Einwohner.
B a n z o a (e in Dorf): 3000 Einwohner. |
B aw a d ju (e in Dorf): 1500 Einwohner. 1 anzoa"
B a g a n g u (e in Dorf): 2000Einwohner; darunter 500 Krieger J m'
B am u n g u , nordöstlich Bali (ein Hauptort, mehrere verstreute Ansiedelungen):
5000 Einwohner.
e) P o l i t i s c h e V e r h ä l t n i s s e .
Aus diesen statistischen Angaben ersehen wir aufser der Thatsache
grofser Bevölkerungsdichtigkeit noch etwas. Während im Waldland
in politischer Beziehung von einem Stammeszusammenhalt kaum gesprochen
werden konnte — die Gauverbindung der Banyangstämme
geht ja nicht über den ersten Beginn des Zusammenfassens des eigenen
Stammes hinaus »iü haben wir es hier oben in den B a l i lä n d e r n mit
Stammstärken.