bische Vorstellung, dafs damit Kraft und Mut des Ueberwundenen auf
den Ueberwinder übergeht. Das stets vergröfsernde Gerücht h a t nun
die Bali die besiegten Feinde mit Haut und Haar auffressen lassen.
Martern. Also weder dieses, noch ein Martern findet statt. Ich habe das
von keinem der e in g ew a n d e r te n Stämme gehört oder gesehen; wohl
aber von den B a n d e n g . Diese schneiden bisweilen den Gefallenen,
auch wenn sie noch leben, Hände und Geschlechtsteile ab und stecken
letztere den Gemarterten in den Mund, da bei ihnen der Schädel
nicht so ausnahmslos als Siegestrophäe mitgeschleppt wird. Von w e ite r
w e s tlic h w o h n e n d e n S täm m e n erzählen die Bali, dafs sie die Kriegsgefangenen
martern, sie entweder an Pfähle binden und „an ihnen
herumschneiden, bis sie immer kleiner würden“, und dabei die eben berichteten
Scheufslichkeiten begehen oder sie nackt und zu mehreren
zusammengebunden in Ameisenhaufen oder -wanderzüge werfen.
Die erbeuteten Schädel werden im Stammdorf auf dem Königsplatz
zu Haufen zusammengeworfen und bleiben oft eine Woche und
länger liegen. Täglich werden um sie Tänze aufgeführt, und der
Becher kreist neben dieser stillen Gesellschaft. Die Hunde fressen
daran, und den schauderhaften Geruch kann man sich denken. Schliefs-
lieh holt sich dann jeder die eingelieferte Zahl, wobei es oft lebhafte
Meinungsverschiedenheiten giebt, und skelettiert sie, indem er sie
einige Wochen ins Wasser hängt oder in Ameisenhaufen wirft. Was
dann mit ihnen zum Teil geschieht, werden wir heim — Hausbau hören,
fcsvgmgs Trotzdem Ueberfalle der Dörfer die beliebteste gegenseitige Angriffsaniagen.
ar t sind, so habe ich doch n u r ein Graslandsdorf befestigt gefunden:
B a n d e n g , also das eines eingesessenen Stammes. Es h a t breiten
Graben und eine Art von Wall mit Hecken und Bäumen besetzt.
Wir legten den B a l i einmal nahe, gleiches um ihren Ort anzulegen,
wenigstens um einen au f einem beherrschenden Hügel gelegenen Teil,
und diesen als eine Art Kastell im Falle eines Angriffes zu benutzen.
Aber sie wollten nichts davon wissen; und doch mufsten sie eine Vorstellung
davon haben, denn bereits T a k um , in dessen Nähe sie ja ihre
ursprünglichen Sitze hatten, ist von hohen Lehmmauern umwallt, mit
Zinnen, Bastionen und Thoren.
Zweier ganz eigenartiger Einrichtungen mufs ich bei Besprechung
thatigkeit. der Kriegführung noch Erwähnung thun. Ich habe sie hur bei den
e in g ew a n d e r te n Stämmen beobachtet.
Einmal die: dafs Vertraute des Häuptlings, meist solche, welche
Handelsbeziehungen zu anderen Stämmen pflegen, geradezu das Amt
haben, sich über alle — wollen wir sagen — politischen und militärischen
Verhältnisse hei dem betreffenden Stamme auf dem Laufenden
zu halten. Veränderungen im Dorfe, in den Farmen, Beschaffenheit
der Wege, Anlage neuer u. s. w., Verkehr'der dortigen Bevölkerung
mit anderen Dörfern u. s. w.: all das obliegt ihnen zu beachten
und zu verfolgen, und gegebenenfalls dem Häuptling oder dem Rate
darüber zu berichten. Also gewissemafsen „Botschafter“ und ¿militärische
Gesandtschaftsattaches“ in einer Person, aber im eigenen Dorfe
sitzend.
Die zweite Einrichtung ist die einer Art ständigen Patrouillendienstes.
Die Aufgabe der hiermit Betrauten besteht gleichfalls darin,
die Nachbarn zu beobachten und über jede drohende Gefahr den
Ihrigen rechtzeitig Meldung zu machen. Deshalb treiben sie sich
meist im Grase, auf den Wegen, an den Grenzen herum, wohl
auch in den Dörfern der anderen Stämme. Um letzteres verhältnis-
mäfsig ungehindert und ungestraft thun zu können, Spielen sie
—- auch im eigenen StammeStfiden Narren; werden auch wohl von
der Menge dafür gehalten. Fast n u r bei den grofsen Festtänzen des
Stammes tauchen sie im eigenen Dorfe auf und kauern in unmittelbarer
Nähe des Häuptlings. Auch hier fallen sie nicht aus der Rolle,
spielen vielmehr vor allem Volk die Narren. Scheufslich bemalt (so
hatte sich einer hei einer solchen Gelegenheit am Körper in der Richtung
der Rippen und Knochen mit weifser Thonerde bestrichen: ein
wandelndes Skelett), stofsen sie bald allerlei unartikulierte Laute aus,
bald lachen sie blödsinnig vor sich hin, wälzen sich im Staube, bewerfen
sich mit Erde und ihrem eigenen Un ra t, pissen in die hohle
Hand und trinken davon; kurz, tragen mit einem Worte ein idiotisches
Wesen zur Schau. In Wirklichkeit sind es gescheite , geriebene Kerle.
Der Narr, der Kretin, gilt auch h ier, wie hei allen Völkern in ihrem
Kindheitsalter, fü r unverletzlich, fü r sakrosankt; und so können sie
auch in anderen Dörfern un ter dieser Maske ihre Spionendienste ziemlich
ohne persönliches Risiko thun. Auch wird man einen Kretin
fü r einen politisch ungefährlichen, unschädlichen Menschen zu halten
geneigt sein.
Man denkt, wenn man diese beiden Einrichtungen betrachtet, unwillkürlich
an ein annähernd ähnliches Amt bei den alten Aegyptern,
das der sog. „Mohärs“ , deren Aufgabe ja auch ausgedehnter Kundschaftsdienst
bereits im Frieden war, um im Kriege dann ihre
Menschen-, Land- und Wegekenntnis zu verwerten.