mir, dafs bei den Banyang an ihnen alle Kanten abgerundet waren
(vergl. Abb. 27 und 28, S. 280), während im eigentlichen Grasland
dieselben scharf belassen sind; es mag das natürlich auch Zufall sein.
Als Schlafstätte dienen gewöhnlich lein und schmiegsam geflochtene
Matten. Auch pritschenähnliche Gestelle, einschläfrig, aus runden,
dicht nebeneinander gereihten Bambusstöcken, bisweilen mit einem
etwa 10 cm erhöhten Querstück am Kopfende als Hals- oder Hauptstütze
werden benutzt. Wie der Waldlandbewohner, der Neger über-
gepfiogen- haupt, so legt auch der Hochländer gar keinen Wert auf körperliche
hdtm. Bequemlichkeiten, ist geradezu gefühllos in dieser Beziehung. Anders
wenigstens kann man sich dieses Schlafen „auf Latten“ nicht erklären.
Ebenso unbegreiflich war mir stets die Gepflogenheit, zum Schlafengehen
auch die wenigen Fetzen der Bekleidung abzulegen, sta tt vielmehr
etwa vorhandene und bei Tag auch getragene Bekleidungsstücke
gegen die Nachtkühle erst recht anzuziehen. Denn die Nächte im
Hochland sind zu jed e r Jahreszeit kühl, ja kalt. Wohl sind die Hütten
dicht verschlossen und wird das fast stets brennende Feuer vor
Schlafengehen noch tüchtig angefacht, aber gegen Morgen läfst die
Temperatur denn doch beträchtlich nach; oder es is t dank der grofs-
artigen Sorglosigkeit abends kein Feuerholz mehr da.
Feuerholz. Allerdings ist die Herbeischafiung des Brennmaterials in den Baligebieten,
wie man aus der Geländebeschreibung entnehmen kann, eine
recht beschwerliche. Das manchmal stundenweite Herbeischleppen
obliegt hauptsächlich den Weibern und Kindern. Zum Schlagen des-
Abb. 57.
selben bedienen sie sich langstieliger Aexte. . Die hier wiedergegebene
Form (Abb. 57) — keulenartiger langer Stiel; Eisen keilförmig, mit
breiter Schneide — ist im ganzen nördlichen Gebiet von Kamerun
mit geringen Abweichungen üblich.
Einen Versuch zu einer Art Truhe habe ich nur einmal im Hause
des Häuptlings von Ba n t i gesehen: es war ein muldenförmig ausgehöhltes,
kantig zubehaüenes Holzstück von etwa je 1 m Höhe und
Tiefe und Breite, mit einem Deckel darauf.
Erwähne ich schliefslich noch der Kehrbesen, die hier aus den
Rindenstreifen junger Bambus zusammengebunden und von den Aermeren
zugleich auch als Fliegenwedel auf der Strafse verwendet werden, so
habe ich: die Einrichtungsgegenstände (der Art nach) einer Behausung
in den B a l i l ä n d e r n vollzählig aufgeführt.
1) Die F ami l i e (im e n g e r e n u n d we i t e r e n Sinn).
Das sociale Leben, d. i. das Zusammenleben Vieler in einer geschlossenen
Stammeseinheit, baut sich auf auf dem Zusammenleben
kleiner Gruppen: der Familie im weiteren Sinne; und diese wieder
auf dem Zusammenleben, dem Verhältnis der beiden Geschlechter zu
einander.
Wie bei allen Naturvölkern, ist auch im eigentlichen Grasland der
Mann das herrschende, das Weib das physisch und social tiefer stehende
Geschöpf, dessen Hauptaufgabe es ist, fü r den Herrn der Schöpfung
zu arbeiten und ihm Kinder zu gebären. Drückend empfindet das
Weib diese Stellung aber sicher nicht; sie weifs es nicht anders —
und dann k l i n g t so etwas immer schroffer als es in der Wirklichkeit
sich gestaltet.
■ Ich habe hier nicht selten gefunden, dafs ältere Neger, namentlich
Häuptlinge, ihren alten Müttern oft eine geradezu liebevolle Verehrung
erweisen. Solche Matronen sind dann bei den geheimsten
palavern zugegen und haben geradezu Sitz und Stimme im Rate und
nicht zu unterschätzenden Einflufs. Seltener nimmt eine solche Vertrauensstellung
die . Hauptfrau ein. Beim Balihäuptling Garega war
letzteres der Fall. Palmwein schenkend kauerte sie zu den Füfsen
ihres Gebieters und warf ab und zu ein Wort in das Gespräch. Will
der Bali seinem Gegner eine schwere Kränkung ins Gesicht schleudern,
so belegt er denselben seltener direkt mit einem beleidigenden oder
beschimpfenden Ausdruck, sondern zieht gewöhnlich die Eltern, insbesondere
die Mutter, auch sogar frühere Generationen herein. Die töt-
lichste Beleidigung, die er dem anderen mit Worten zufügen kann, ist
die Drohung, „dafs er die Geschlechtsteile von dessen Eltern verstümmeln
will“ (offenbar ist hierbei als Nachsatz zu denken: damit letztere
unfähig gemacht würden, nochmals einen solchen Menschen hervorzubringen).
Zum mindesten ist das Weib dem Neger ein wertvolles Eigentum,
und die Anwesenheit der Weiber in einem Dorfe giebt dem Weifsen
das beruhigende Gefühl, dafs augenblicklich wenigstens keine Feindseligkeit
geplant ist.
Was das Verhältnis der beiden Geschlechter zu einander betrifft,
Sociale Stellu
n g des
Weibes.