gebieten zu schildern, so wird er sich in grofsen Zügen etwa folgender-
mafsen gestalten:
Versetzen wir uns in den Oktober, und damit in die das Ende
i. Tornado- der Regenzeit ankündigende Tornadoperiode.
Der Morgen ist bereits nicht selten klar und schön nach einer
sternenhellen Nacht angebrochen; bisweilen hüllt in den ersten Frühstunden
dichter Nebel noch die Landschaft ein. Reichlich liegt der
Tau auf den unendlichen Grasflächen. Eine leichte Brise aus Ost
oder Südost trä g t das Rauschen eines nahen Wasserfalles an unser
Ohr. Langsam steigt die Temperatur, die nachts auf 13° und 12°
gesunken ist, gegen Mittag an auf 22° und 24°; mit ihr steigert sich
auch die Stärke des Windes, der meist von Ost nach Südwest umspringt
und angenehm erfrischend wirkt; aber im Laufe des Vormittages
ziehen sich in dieser Periode Tag für Tag Gewitterwolken zusammen
und nachmittags bereits oder spätestens abends entladen sie sich in
kurzen, aber heftigen Stöfsen. Stofsweise auch braust der rasch stärker
werdende Wind an und peitscht die Regenmassen so dicht, dafs man
auf 8, 10 Schritte nichts mehr sieht, gewaltige Donnerschläge krachen
darein; dann ist plötzlich Schlufs. Tief hängen die Wolken herab
und gegen Abend lagern dichte Nebel über dem Land. Nicht selten
wetterleuchtet es aus allen Richtungen morgens und abends, auch dann,
wenn der Nebel verschwunden und der Himmel wolkenlos sich wölbt.
Am nächsten Tage wiederholt sich das gleiche Schauspiel.
So n ah t die zweite Hälfte des November; die elektrischen E n tladungen
werden schwächer, und schwächer auch die Regen, die Nebel
sind nicht mehr so dicht und andauernd: die Trockenzeit kündigt sich
immer deutlicher an. Von Nordost kommen bereits die schwarzen
Schneeflocken, d. h. die niederfallenden, schwarz gebrannten Grasüberreste,
die der Wind hunderte von Kilometern aus dem tiefen Innern
Trooksmssit. herantreibend hier niederstöbern läfst. Und Mitte November nimmt
mit einem letzten grollenden Donner die Regenzeit ih r Ende. Nun
beginnen die schönen Tage der Trockenzeit. Die charakteristischsten
Merkmale ihrer ersten Hälfte sind fast gänzlicher Mangel an Gewittererscheinungen
und an Regen. Kühl, ja kalt sind die Morgen — 8°
und 7° sind nicht selten — noch lagert Tau, aber nicht mehr so stark,
au f Gras und B la tt, und prächtig erhebt sich in wolkenloser Bläue
der junge Tag. Rasch steigert sich die Temperatur bis auf’s Drei-
ja Vierfache der Morgenablesungen; aber kräftig bläst ein tüchtiger
Wind aus Ost oder Südwest über’s Land, und kein Tag kommt einem
wirklich heifsen schwülen Julisommertag in der Heimat nur annähernd
gleich. Abends kühlt sich’s rasch wieder ab, und meist herrscht vollkommene
Windstille. Die Tage ausgenommen, an denen der austrocknende
Harmattan aus Nordost anweht, läfst sich der Beginn der
echten, rechten Trockenzeit wohl vollkommen zutreffend mit einer
langen Reihe schöner Herbsttage im bayerischen Vorbergsland vergleichen.
Die Schattenseite jeder Reihe von schönen Tagen fehlt auch hier
nicht. Mit dem Auf hören der tropischen Unwetter hört auch jeglicher
Regen auf, und eine äufserst lästige Folge der lang andauernden
Trockenheit ist der starke Staub, der den ganzen Körper, der Kleidungsstücke
spottend, und alle Gegenstände täglich mit einer dichten Schicht
überzieht; die abgebrannten, weiten Flächen lechzen nach Regen.
Denn die Grasbrände, immer näher rückend, gehen im Dezember
und Anfang Januar über die Baliländer weg. Den Tag über ist der
Himmel mit braunem Dunst, des Nachts mit Feuerschein überzogen,
und an den Tagen, wo im Umkreis um die Station die ungemessenen
Grasflächen aufflammten, machten die Rauchsäulen das Blau des
Himmels unsichtbar. Auf jenem mehrerwähnten Marsch von Bamesson
nach Bali am 24. XH. 91 (siehe u. a. Abschnitt IV, S. 206 u. f.) wogten
sie so dicht um mich und meine kleine Schar, dafs auch nicht der
schwächste Sonnenstrahl durchdringen konnte, ich vielmehr glaubte,
bereits der eintretenden Dämmerung entgegenzugehen, bis ein Blick
auf die Uhr mich lehrte, dafs der Mittag noch nicht lange vorüber.
Endlich sind die langen Wochen steten Sonnenscheins, steter
Trockenheit vorbei: es ist Mitte Januar. Endlich ro llt wieder der a- s.
i • i . . . Tornado- lange nicht mehr vernommene Donner, Wetterleuchten flammt da und Periode,
dort, da und dort steigen dunkle Wolken auf, und um den 25. Jan u a r
herum rauscht der erste Gewitterregen mit ununterbrochenen elektrischen
Entladungen wieder herunter. Die Temperatur kühlt sich
hierbei rasch so bedeutend ab, dafs die Wasserniederschläge nicht
selten in Hagelkörnern niederkommen.
Eine Tornadoperiode in der Trockenzeit h a t ihren Anfang genommen.
Bis über Mitte März kracht und giefst es in gleicher Weise
fast jeden Tag herunter wie am Ausgang der Regenzeit im Oktober;
tüchtige Stürme brausen über das Land.
Dann folgt wieder eine Pause; aber von nicht sehr langer Dauer.
Von Ende März bis Anfang Mai kommen in bald längeren, bald
kürzeren Zwischenräumen (3 bis 8 Tagen) die Tornados an. Im
übrigen herrscht bis Anfang Mai vollständiges Trockenzeitsgepräge.
Von da ab werden die Gewitter seltener und schwächer, mehr