Beginn der
v om Reich
angeordneten
Vor-
atöfse 1886.
Zintgraffs
erste E xp e dition
1886/87.
Vorgeschichte. — Geschichtliche Rückblicke,
träge in Adamaua abzuschliefsen; seine geographische: von da südwärts
bis zur Küste von Kamerun durchzudringen.
Aber England war wieder einmal rascher gewesen als Deutschland.
Während dieses plante, hatte jenes gehandelt. Am 5. Ju n i 1885
bereits tr a f in Berlin die Mitteilung von' London ein, dafs England
das ganze Küstengebiet von Lagos bis zum Bio del Rey, die Gebiete
auf beiden Nigerufem bis zum Benue und auf beiden Ufern dieses
Nebenflusses von seiner Einmündung in den Niger bis Ibi un ter seine
Schutzherrschaft gestellt habe.
Im Oktober 1885 legte Flegel eine Station am Einflufs des
Tarabba in den Benue an. Als er aber weiter stromaufwärts ging,
stiefs er auf den entschiedensten Widerstand der englischen Agenten,
die behaupteten, durch etwa 200 Verträge das gesamte Ufergebiet des
Niger und Benue bis Jola erworben zu haben.
Die Flegel gestellten Aufgaben blieben unerfüllt; nur eine Station,
die am Tarabba, war angelegt. Sie hatte nur kurzen Bestand. —
Einem anderen deutschen Forscher war es Vorbehalten, die
geographische Aufgabe zu lösen: Dr. Eugen Zintgraff.
Mit ihm, 1886, setzt zeitlich die Inangriffnahme der Erforschung
der unbekannten Hinterländer Nord-Kameruns seitens des Reiches ein.
Am 1. Mai 1886 tr a t Dr. Zintgraff seine erste Ausreise nach
Kamerun im Aufträge des Auswärtigen Amtes an.
Der weifse Fleck auf der Karte Nord-Kameruns war immer noch
unverändert, nicht einmal das nördliche K ü sten g eb ie t war im Zusammenhänge
bekannt. Hugo Zöller war im Jah re 1884 einige Tage
am Südhang des Kamerunberges marschiert, Dr. Schwarz, wenn ich
nicht irre , 1885 westlich des Mungo gegen Norden bis Ikiliwindi ge-
, kommen, hatte dort eine harmlose Feierlichkeit der gutmütigen Dorfbewohner
falsch aufgefafst und Rückzug zur Küste angetreten: das
war so ziemlich alles.
Zintgraffs Aufgabe war n u n , wie er sie selbst in seinem Werk
„Nord-Kamerun“ angiebt, demnächst, kleinere, auf klärende Reisen ins
Land zu unternehmen, um dann nach gewonnenem Überblick Expeditionen
in das entferntere Hinterland ins Leben zu rufen.
Der erste dieser kleineren, ziel- und sachbewufst ausgeführten
Vorstöfse ging den Wuri aufwärts, ein gutes Stück über Jabasi in der
Bödimanlandschaft hinaus bis Manga Mena und Buti. Der zweite und
dritte führte den Forscher in den nördlichen Nebenfiufs des Wuri, den
Dibombe, bis zu dessen Stromschnellen, von da ins bergige Gebiet der
Geschichte der ForBchungsthätigkeit im Nordgebiet von Kamerun u. s.w. 11
Bakossi und bis nach Nyansoso, dem bedeutendsten Ort des Bafaramani-
Stammes. Die vierte ausgedehnteste Küstenexpedition unternahm
Zintgraff in die Gegenden des Kamerungebirges und durchzog die
Gebiete der Bakwiri, Bomboko und Barundu, erschlofs also den Ost-,
Nord- und Westhang des massigen Gebirgsstockes des Monga ma loba.
„So war in den Jahren 1886 und 1887 der nördliche Teil des Schutzgebietes
in einem Halbmesser von etwa 125 km in den Küstengebieten
durchreist und man konnte nunmehr ein die ferneren Arbeiten festlegendes
Programm aufstellen“ (Zintgraff „Nord-Kamerun“).
Im Dezember 1887 bereits setzte sich Zintgraff, ihm beigegeben
Leutnant Zeuner, mit einer 50 Mann starken Expedition auf den i8S7/89.
Marsch nach dem Elefantensee. Am 1. Januar 1888 erklang im u n berührten
Ürwalde auf den Höhen an seinem Ufer der erste Axthieb;
er verkündete den Entschlufs, festen Fufs im Innern zu fassen.
Dr. Zintgraff hatte beschlossen, hier eine Station anzulegen als erste
Etappe für das weitere, stetige Vordringen nach Norden: die Barombi-
station.
„Jahre sind seit jenem Tage dahingegangen“, schreibt er schlicht ¿ S ä ,? "
in seinen Aufzeichnungen, „wo ich zum erstenmal das Krachen der ï^i.TesB.
durch die Axt unserer Schwarzen zu Fall gebrachten Urwaldriesen
vernommen habe. Mancher harten Arbeit, die ein wechselvolles, viel-
jähriges Expeditionsleben mit sich bringt, habe ich mich stets mit
Begeisterung und Eifer unterzogen. Nie aber wieder empfand ich eine
so tiefinnerliche Befriedigung wie damals am Neujahrstage 1888. Die
unerschütterliche Zuversicht drängte sich mir in plötzlicher Erkenntnis
auf, dafs der eingeschlagene Weg der richtige sei und dafs e r, wenn
aueh langsam, so doch sicher zu dem mir vorschwebenden Ziel führen
würde: zur Erschliefsung dés nördlichen Hinterlandes unseres Kamerungebietes
von Kamerun zum Benuö!“
Im gleichen Jah re erfolgten noch zwei Vorstöfse gegen Norden;
der erste ging bis in das Gebiet der Batom, der zweite liefs den
Forscher bis in das Banyangland dringen. Hier tr a t der Häuptling
dieses Stammes einem Weitermarsch feindselig entgegen. Über drei
Wochen safs Zintgraff in Ntok-Difang, dem Hauptort der Banyang,
fest, schliefslich nicht viel mehr als ein Gefangener. F ü r den Reisenden
war diese Sperre um so unerträglicher, als er mit diesem Vorstofs
in e in em Zuge ja viel weiter und tiefer nach Norden gelangt war, als
er beim Aufbruch von der Barombistation erwartet und weil er berechtigten
Grund zu der Annahme h a tte , nicht mehr weit von der Südgrenze
dés ersehnten Adamaua entfernt zu sein.