Seelen-
wander un g ?
Kotholz einreiben, überhaupt die Körperpflege vernachlässigen, dagegen
nicht selten die unten (S. 446) beschriebenen weifsen Striche und Kreise
sich auf den Leib malen. Bei den Tänzen bringen sie und auch Fernerstehende,
die lebhafte Teilnahme hegen oder heucheln, sich Schnitte und
Stiche bei. Viel Pulver wird verknallt, und viele Kalebassen Palmwein
und Bier werden vertilgt (also ganz der Leichentrunk unserer Bauern).
Fü r religiöse Folgerungen wichtig ist die bei diesen Totentänzen
bethätigte Sitte, dafs die Angehörigen häufig aus Holz geschnitzte Ge-
. Abb. 108. Abh. 109.
Gesichtsmasken aus Holz in den Baliländern (von den Männern bei Tänzen und
Leichenfeiern getragen). % nat. Gr.
sichtsmasken (Abb. 108, 109), und ganze Tierköpfe, gleichfalls aus
Holz, namentlich Büffelhäupter, grell bemalt aufsetzen bezw. sich vor
das Gesicht halten. Die Gesichtsmasken mögen einfach Versuche einer
Darstellung des Verstorbenen sein; die Tierköpfe aber lassen an die
rudimentärsten, unbewufsten Anfänge oder Ueberbleibsel eines Seelenwanderungsglaubens
denken?
r) A e r z t l i c h e K e n n tn i s s e .
Hier in Afrika kann ich es schon wagen, im Anschlufs an die
Schilderung der Leichenfeierlichkeiten mich über die — Heilkunst zu
verbreiten.
Damit gerate! ich mitten hinein in das Reich des Aberglaubens, unklarer
mystischer Vorstellungen. Hier sowohl wie andernorts, wo immer
ich über derartiges berichtet bezw. noch zu berichten habe, mufs man von
jeglicher Folgerung und Folgerichtigkeit absehen; es sind nur unklare,
verworrene, zusammenhanglose Vorstellungen, die ich niederzulegen
vermag. Es ist aufserordentlich schwer, hierüber bestimmte, zusammenhängende
Angaben zu sammeln, so dafs auf ihnen ein gewisses religiöses
System aufgebaut werden könnte. Zum Teil liegt das in der mangelhaften
Beherrschung der Sprache und namentlich des Gedankenganges
eines Negerschädels, zum Teil darin; dafs die Eingeborenen sichtlich
ausweichende, verlegene Antworten geben, zum guten Teil aber auch
darin, dafs ihnen selbst klare Vorstellungen ganz und gar fehlen.
Dazu kommt noch, dafs wir Weifsen bei manchem Brauch und Glauben
religiöse Grundlage wittern, die vielleicht ursprünglich auch in der
Tbät gegeben war. Im Laufe der Zeiten h a t sich aber dieses Moment
immer mehr verwischt, .und in der Gegenwart ist es lediglich eine überkommene
u n d . gedankenlos weiter geübte Sitte, über deren.Ursprung
und Zweck sich der.Neger noch nie!den Kopf zerbrochen hat.
Auf die medizinischen Kenntnisse wieder zurückkommend, beginne
ich mit Bericht des wenigen, was als einigermafsen sachlich zu bezeichnen,
ist.
i Innerlichen Erkrankungen gegenüber sind die Grasländer so ziem- innerliche
• • • Mitte l. lieh hülflos. Gegen Fieber wird das auf S. 318 beschriebene „ngola“
gegeben, aufserdem heifser Palmwein in grofsen Mengen getrunken, und
die Lagerstätte möglichst nahe an’s Feuer gerückt. In Erzielung reichlichen
gesunden Schweifses erkennen sie richtig die Herbeiführung der
glücklichen Wendung.
Gegen Erkältung wird Pfeffer gekaut und gegessen.
, Gegen Unterleibsbeschwerden der verschiedensten Art wird Ein-
giefsung in der vom.Waldland her bekannten Weise angewendet; ferner
heifses Palmöl innerlich und äufserlich.
Gegenüber der Ruhr mangelt ihnen jegliches, wenn auch nach
unseren Kenntnissen als falsch zu bezeichnendes Specificum; hier beginnt
sofort der Aberglaube: durch Tanz und Geschrei und Lärmmachen
mit allen nur möglichen Instrumenten „die Krankheit in den
Busch zu jagen“.
Palmwein, Palmöl und Kolanufs (letztere als excitans und Stimulans)
spielen in der Therapie der Baliländer eine grofse Rolle. Dazu tr itt
bei den verschiedensten inneren Erkrankungen äufserliche Behandlung. AeuIaer_
Kopf, Brust, das betreffende Glied werden umschnürt, abgeschnürt — ,lche MitteL