gebührt im Zeitalter der Entdeckungen den unternehmungslustigen
Portugiesen und zwar Diego Cao, der dem Gestade entlang segelnd bis
an die Mündung des Kongo oder Zaire, wie er diesen Flufs nannte,
kam, 1487.
Bei seiner Küstenfahrt über Sierra Leone hinaus konnte er
wochenlang die Richtung nach Osten verfolgen; eine Reihe gewaltiger
Ströme sah er von Norden h er sich ins Meer ergiefsen und schon
keimte in ihm im stillen die Hoffnung auf, längs des Südrandes des
Festlandes auf dem ersehnten, langgesuchten Seeweg nach Ostindien
sich zu befinden. So segelte er bis in die Höhe des jetzt Rio del Rey
genannten Flusses. Da tauchte vorwärts gerade üher dem Bug des
nach Osten strebenden Schiffes ein blauer Gipfel aus dem Meere auf.
Zugleich hob sich rechts aus der F lu t ein mächtiger Gebirgsstock.
Das Schiff mufste Südost sich wenden und glitt nun durch em weites
Felsenthor: links ra g t der Kamerunberg, der Mongo ma loba, fast an
4000 m in die Höhe, rechts das Bergmassiv des Klarence Pik auf der
Insel Fernando Po. Der Hafen des heutigen Viktoria mag es wohl
gewesen sein, in dem der Portugiese Ankergrund fand und von dieser
Entdeckungsfahrt Caos stammt, wenn man von Hannos Reise absieht,
die erste Kunde von unserem ältesten, ersten deutschen Schutzgebiet
in Afrika, also aus dem Jahre 1486 oder 1487.
Als Namen für die damaligen Bewohner des Kamerungebirges
werden uns „Ambozer “ (dieses Wort is t noch erhalten in der Bezeichnung
der einen, dem Hafen von -Viktoria vorgelagerten Insel Ambas) und
Kalbanger“ überliefert. Ob bezw. inwieweit diese beiden Namen verstümmelte
Worte der Eingeborenen oder von den Portugiesen gewählte
Bezeichnungen sind, ist ungewifs.
Auch welcher Völkerfamilie diese Stämme angehört haben, ob die
heute dort wohnenden Völkerschaften noch Nachkommen dieser sind
oder ob seither eine Verschiebung stattgefunden h a t, ist wohl nicht
mehr festzustellen. Das Eine aber is t sicher, dafs die heutigen Tages
um das Kamerunästuar wohnenden Dualla weder m Sprache noch
Sitten irgend welche Nachklänge portugiesischen Einflusses erkennen
lassen, während solcher sowie holländisches Gepräge bei den südlicher
wohnenden Küstenstämmen unleugbar noch vorhanden sind. Für kurze
Zeit hatten auch Dänen in Kamerun Einflufs. Am ausgeprägtesten
ist aber derjenige der Engländer geworden.
Entstehung Das Wort „Kamerun“ stammt aus dem Portugiesischen „rio dos
n S . " ' camaräons“. Die Engländer haben daraus „Cameroons“ gemacht und
„Kamerun“.
-Entdeckungsfahrten u. s. w. Geschichte der Eorschungsthätigkeit u. s. w. 7
aus diesem, ist unser „Kamerün“ geworden. Ursprünglich darunter nur
jener Platz an der Küste verstanden, wo die erste Besitzergreifung
statthatte und nun die Regierungsgebäude steh en , h a t sich das Wort
zur Benennung der ganzen Kolonie eingebürgert.
Geschichte der Forschungsthätigkeit im Nordgebiet von
Kamerun bis zum Jahre 1898.
Die Hissung der deutschen Flagge am Kamerunflufs durch
Dr. Nachtigal war natürlich nur der allererste Anfang. Allmählich
erfolgte Abgrenzung und Erweiterung. Die Verbindung zwischen
den einzelnen Gebietsteilen ward durch gegenseitigen Austausch mit
englischen und französischen Besitzungen erreicht und so endlich ein
zusammenhängendes Schutzgebiet geschaffen. Am 7. Mai 1885 waren
die diesbezüglichen Verhandlungen mit England, am 24. Dezember
gleichen Jahres jene mit Frankreich der Hauptsache nach zum Ab-
schlufs gelangt.
Nun besafs Deutschland eine Kolonie in der Ecke des Golfes von | X ^ g
Guinea. Von Land und Leuten dieses ausgedehnten afrikanischen bei seiner
Gebietes wufste es aber vorderhand noch herzlich wenig. Eine wahr- Erwerbullg'
heitsgetreue Karte Kameruns zeigte, den schmalen Küstenstreifen ausgenommen,
nichts als ■ einen grofsen, weifsen Fleck. Gegen Osten fand
er fast gar keine Grenze, im Norden reichte er beinahe bis an den
Wasserlauf des Benue oder genauer bis zu der mit ihm annähernd
gleichlaufenden Linie Donga—Gäschka—Kontscha—Ngaundere.
Diesen weifsen Fleck auszumerzen, zu sehen, wie es in dem weiten
Hinterland in geographischer, ethnographischer, geologischer, kolonialwirtschaftlicher,
kurz in jeder Hinsicht denn eigentlich ausschaue,
festen Fufs im Lande selbst zu fassen, wurden vom Reich Aufklärungs-
vorstöfse nach den zwei Hauptrichtungen: Osten und Norden, angeordnet
, , Expeditionen ausgeschickt. Im Osten bahnten sich Hauptmann
Kund und Leutnant Tappenbeck, sodann Leutnant Morgen
einen Weg ins Innere; letzterer drang gegen Norden vor und tra f in
Banyo auf den südlichsten Pun k t, bis zu dem ein deutscher Forscher,
Robert Flegel, von Norden h er gelangt war.
Und nun zur auf klärenden und erschliefsenden Thätigkeit in der
Richtung Nord und Nordnordost vom Kamerunästuar aus.
Mit diesen Gebieten beschäftigen sich alle folgenden Abschnitte
dieses Buches und so ist es wohl am Platze, Geschichte und Vorgeschichte
dieser Expeditionen etwas eingehender zu behandeln.