Z e ic h en sprache.
Dialektische
Verschiedenheiten?
der Station verwendete, jeweils das Verlangte richtig brachte, dachte
ich vorerst an nichts weiteres. Nach einiger Zeit fragte ich, um die
Aussprache mir möglichst genau und richtig vermerken zu können,
verschiedene andere Bali. i S l Ich schalte ein, dafs dieses öftere
Fragen und sich das betreffende Wort vorsagen lassen, und zwar von
verschiedenen Angehörigen des Stammes, dessen Sprache man kennen
lernen will, unbedingt notwendig ist. — Da bezeichneten nun die einen
mit „llöng“ den Schemel, die anderen den Koffer, und umgekehrt.
Das machte mich natürlich stutzig, ich ging der Sache nach und
brachte endlich die oben angeführte Begriffsbezeichnung als die richtige
heraus. Mein Junge hatte geglaubt, weil ich einmal mit „llong“ den
Koffer und mit „käng“ den Stuhl bezeichnet hatte, ich wollte eben diese
Gegenstände so genannt wissen, und bequemte sich ohne weiteres zu
dieser Umwechslung! So wie in diesem einen Fall ergeht es wohl, und
erging es mir und anderen gar manchmal.
Die an diesem Beispiel zu Tag getretene Schwierigkeit läfst sich
n u r durch unendliche Geduld und — Mifstrauen, d. h. dadurch, dafs
man sich vorerwähnte vielfache und vielseitige "Wiederholung nicht,
bei k e in em Worte verdriefsen läfst, überwinden.
Aus diesen allgemeinen Bemerkungen geht wohl ohne weiteres
hervor, dafs die Ergebnisse von auf dem M a rs c h angestellten w o r t sprachlichen
Beobachtungen gleich Null sind. Wie nicht leicht ein
anderer Zweig der Forschung draufsen in unbekannten Gebieten verlangt
linguistische Erkundung Sefshaftigkeit.
Etwas anderes ist es mit der g e s t ik u l i e r t e n Negersprache, der
Zeichensprache. Aufserdem ist sie im W a ld - u n d G r a s la n d die
„internationale“ Verkehrssprache, mit geringen Abweichungen da und
d ort gleich gehandhabt Ich fülle mit der Wiedergabe derselben,
soweit ich sie kennen lernte, die Lücke aus, die infolge meiner marschierenden
Thätigkeit im Waldland in der Niederlegung meiner w o r t-
sprachlichen Beobachtungen in diesem Gebiete klafft.
Die Wortsprachen im Waldland.
Wie ich eben angedeutet habe, beschränkt sich meine ganze
Beobachtung dieser, der Waldlandwortsprachen, nur darauf, dafs
ich einerseits wohl eine Verschiedenheit der Sprachen der einzelnen,
von mir durchzogenen Waldlandstämme feststellen konnte, andererseits
aber vermute, dafs diese Verschiedenheit n u r eine dialektische
ist. Ich schliefse das daraus, dafs meine Leute sich nach einiger Zeit
annähernd leidlich mit den verschiedenen Stammesangehörigen verständigen
konnten; „nur die Batomsprache verständen sie gar nicht,
die sei ganz anders als die übrigen.“
Meine Einzelbeobachtungen sind in wenigen Zeilen niedergelegt, rm^eibeob-
Das den Begriff der Vielheit bergende Wort „bä“ ist allen Wald- a°htUDg6“'
landsprachen gemein.
In der B a k u n d u - (und auch B a tom -? ) Sprache scheint das
Wort „Mungo“ oder.„Münyo“ kein Eigenname (eines Flusses) zu sein,
sondern „ein fliefsendes Wasser“ überhaupt zu bezeichnen? (Siehe Abschnitt
V, S. 243; so wie ich auch an einen ähnlichen von Nachtigal
mitgeteilten Sammelbegriff in der Bornu- und Logonlandschaft erinnern
möchte: auch dort bedeutet in der Kanurisprache „Tsäde“ lediglich
eine „grofse Wasseransammlung“, und gleiche Grundbedeutung soll das
von uns als Flufsname eingeführte Wort „Schari“ haben.)
Von der B a n y an g sp ra ch e habe ich mir nur drei Wörter aufgeschrieben:
„älöri“ (= g u t) ; „ita “ (— schnell); „mayongo“ ( = Gummi);
doch kann letzteres Wort auch einem Sprachidiom meiner Träger oder
einer anderen Sprache Kord-Kameruns angehören. Bei dem Worte
„ita “ = schnell habe ich die Beobachtung gemacht, dafs die Banyang
durch eine Wiederholung desselben — gleich uns B - Verstärkung des
Begriffes anzeigen.
Eine Verwendung der Sprache als Verkehrsmittel auf weitere ®romm<a-
Strecken, als Trommelsprache oder dergleichen, habe ich nicht beob- Sprache,
achtet. Gelegenheitlich der Wiedergabe der bei den Banyang in Erfahrung
gebrachten Märchen (Abschnitt V, S. 298) habe ich übrigens
auf die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins einer
solchen hingewiesen, und als weiteren Grund hierfür die uns stets auffallende
rasche Verbreitung wichtiger Nachrichten von der Küste ins
Innere und umgekehrt genannt. In den B a li lä n d e r n habe ic h —
das gleich vorweggenommen — von einem derartigem Verkehrsmittel
nichts beobachtet. Zintgrafif berichtet von einer „Flötensprache“, die
er bei den Heidenstämmen zwei Tagemärsche südlich von Takum getroffen
hat, und bemerkt ausdrücklich, dafs sich die Eingebornen dieses
Mittels, wobei kleine Holzflöten die Instrumente bilden, bedienten,
um sich auf weite Entfernungen hin gegenseitig zu verständigen.
Meine sprachlichen Beobachtungen im Waldland schliefse ich mit
der a u c h fü r d ie B a l i lä n d e r geltenden Bemerkung, dafs keiner der Kein,
mir bekannt gewordenen Stämme irgend welche schriftlichen oder « S n .
hieroglyphischen Zeichen besitzt oder auch nur kennt.