schöne herb-jungfräuliche Formen zu Gesicht. Bei den ß a l i -N ’Y ong
sah ich einmal ein Weib, dessen rechte Brust tadellos geformt war,
während die linke ganz schlapp weit herabhing. Hängende Form in der
Ausdehnung, wie im Waldland häufig beobachtet, bemerkte ich hier nie.
Es mag das wohl mit dem sehnigeren, magereren Körperbau der
Hochländer Zusammenhängen.
Die im Waldland häufig beobachteten Nabelbrüche sind hier seltener.
Mifsbildungen des ganzen Körpers habe ich hier oben so wenig f fb”Mb7_d
gefunden wie im Waldland. Hier weifs ich den Grund, der w a h r -dungl!n-
scheinlich auch fü r jenes zutreffend ist: mifsgebildete Kinder werden
gleich nach der Geburt getötet. Die im Waldland vorkommende Elefantiasis
bemerkte ich hier oben nie. 'Ueberhaupt habe ich weder im
Wald- noch Grasland eine Ueberbildung oder Verkümmerung der
Geschlechtsteile bei Männern oder Weibern beobachtet (die Elefantiasis
unten in den Waldgebieten ausgenommen), so also auch nicht eine
übermäfsige Entwickelung der Klitoris oder der Schamlippen bei den
Negerinnen. An hypertrophischen Bildungen ist mir n u r eine zu Gesicht
gekommen, in B am ig n ie ; gleicher Art wie im Waldland: ein
Mann hatte eine sechste Zehe. Sie hatte die Länge eines Fingers,
war gelenkig wie die übrigen und safs zwischen der grofsen und nächstfolgenden
normalen Zehe; besafs jedoch keine Nagelbildung.
Noch eine den Negern überhaupt aufoktroyierte Eigenschaft sei
bei dieser Gelegenheit richtig g e ste llt: der ihnen angeblich innewohnende
übermäfsige Geschlechtstrieb. Bei den mir bekannten Geschiechts-
Stämmen Nord-Kameruns wenigstens ist das sicher nicht richtig. Auch
hierin dürfen wir uns nicht über den „Schwarzen“ höher stehend
dünken: das ist eben, wie bei uns auch, individuell verschieden. Und
gar manche Momente fallen bei dem einfachen Naturmenschen weg,
die bei den „hochcivilisierten“ Völkern einer künstlichen Reizung gleich
zu achten sind; ich erinnere nur an die verhüllende Bekleidung hier,
deren Mangel dort. Ich werde bei Betrachtung der Familien Verhältnisse
nochmals darauf zu sprechen kommen. Der Beischlaf wird von
den Graslandnegem im allgemeinen in der naturgemäfsesten Stellung
(das Weib auf dem Rücken liegend) vollzogen, jedoch auch nicht
selten in beiderseitiger Seitenlage. N ie in der Oeffentlichkeit. Die
Sprache besitzt fü r diesen Akt zwei Begriffe: „tchong“ = beschlafen,
und „ndze n u “ (wörtlich: der weibliche Geschlechtsteil trinkt). —
Onanie treiben Knaben und auch Erwachsene. Der Sprachbegriff ist
fü r die Auffassung dieses Lasters bezeichnend: „nchu keru“ (wörtlich:
das Glied waschen, reinigen).