und damit klimatischen Unterschieden liegen. Die sterilisierende
Wirkung des Laterits, die in den niedrigeren Pflanzengebilden des
Hochlandes, der Grasbedeckung, unverkennbar sich zeigt, mufs in
der tiefer gelegenen Waldbergstreeke durch die feuchte, tropische
Wärme wieder ausgeschaltet werden.
Bis zum Babeflufs herrscht, wie wir im vorigen Abschnitt gesehen,
der Hochwald. Nördlich desselben setzt er sich fort, aber immer mehr
und mehr durchsetzt von Oelpalmen. Endlich auf halber Höhe des
eigentlichen Abfalles des Randgebirges zeigt sich dem Auge ein, viele
Kilometer weit alle Hänge, Schluchten und Berge bedeckender Oel-
palmenwald nach allen Richtungen. Also: Vom Tiefland (Sabi 220m)
bis zu einer Höhe von 700m (ßanti) B a um w a ld , von 700 bis 1400 m
O e lp a lm e nw a ld . Von da ab in durchschnittlicher Höhenlage von
1400 m bis weit nach Norden über die Wadjoberge hinaus G r a s .
Die Bodenoberfläche ist aber stets Laterit in verschiedenen Stadien
der Zersetzung.
gongen für Dichtigkeit der einen dieser deckenden Pflanzenarten, der
ä2m°el" ^elpalme, ware es se^ r interessant, deren günstige Existenzbedingungen
aus den gegebenen Thatsachen ergründen zu können. Leider fehlt
hierzu ein ganz wesentliches Moment: Kenntnis der klimatischen Verhältnisse
auf Grund meteorologischer Beobachtungen in der eben gezeichneten
Oelpalmenzone. Augenscheinlich aber ist diese Höhenlage
(zwischen 700 und 1400 m) bei Lateritboden und den hier herrschenden
klimatischen Verhältnissen einem massenartigen Wuchs dieser Pflanze
in ausgedehntesten Waldbeständen äufserst entsprechend: eine Beobachtung
, die fü r einen regelrechten Anbau dieser fü r den Handel
so bedeutsamen Palme nicht unwichtig sein dürfte.
Hochwaldbäume und Oelpalme baben ihre eingehende Besprechung
bereits im vorigen Abschnitt gefunden; ich wende mich also gleich der
Bodenbedeckung zu, die dem eigentlichen Grasland sein eigenartiges
Gepräge verleiht, und ihm seinen Namen gegeben ha t: dem G ra s.
Da s Gras. Bei den gewaltigen Strecken, die es dort oben ausschliefslich beherrscht,
ist der erste Anblick dieser wogenden, grünen Meere überwältigender
fast als der der Urwaldmassen des Waldgebietes. Da unten
wirken die Ausmafse in der Senkrechten, hier oben die mafslosen
Flächen. Eines aber ist es, was den Nordländer rascher mit dem Pflanzenwuchs
der Hochlande vertrauter, in ihm sich schneller heimisch fühlen
läfst: die Schlichtheit, Einfachheit, ja Rauhigkeit der Pflanzendecke.
Im Waldland bleibt die üppige Tropenkraft der Vegetation mit ihren
neuen, seltsamen Gebilden stets fremd und ungewohnt; im Grasland
fin d e t,d e r Deutsche, der berggewohnte Bayer insbesondere, das von
Kindheit an ihm vertraute Berggepräge mit seinen schmuckloseren
Pflanzen, mit seinen Almenmatten. Wenigstens annähernd; denn der
weiche, tiefgrüne Räsen unserer nordischen Wiesen ist es ja durchaus
nicht, das kurze, würzige Gras unserer Berglahnen sucht man hier
vergebens. Auch anders als das Gras der Parklandschaften ist es geartet.
Es sind die 1,5 bis 2,5 m und noch höheren Panaceen, die oben
scheinbar lückenlos geschlossen, büschelförmig aus gesonderten, erhöhten
Wurzelstöcken aufschiefsen. Der Boden zwischen den letzteren
ist nackt, h a rt und mit dem festen Quärzgeröll, der Lateritbildung
zugehörig, bedeckt. Mit scharfen Schilfblättern sind die starken Halme
bewehrt, die beim Durchmarsch bald blutige Furchen über Gesicht
und Hände ziehen. Blumenschmuck ist der Savanne fremd; nur verstreut
wächst die mattrot oder gelb blühende Indigostaude, ein Okro-
strauch mit seinen gelben und roten Farben steht da und dort. Gespenstig
rag t ab und zu das knorrige, krüppelhafte Geäst einer
einzelnstehenden Zwergaka.zie aus dem Halmenmeer hervor. Die Rinde
ist geborsten, Stamm und Aeste angekohlt von den jährlich wiederkehrenden
Grasbränden; doch unermüdlich sprossen bald wieder die
Blätter, unermüdlich ersetzt der zählebige Baum, was das Feuer zerstört
hat.
Was so an lebhaften Einzelfarben fehlt, ersetzt die Natur durch
Farbentöne des Ganzen:, nicht lange nach den verheerenden Grasbränden
liegt zartes, junges, frisches Grün über all den neutreibenden,
spriefsenden Flächen; während des Absterbens zu Beginn der Trockenzeit
spielen über sie hin alle Farbenreize des Herbstes gleichwie in unseren
Wäldern. Dann herrscht ein steter Wechsel von bläulichen, grünen,
zart roten und goldigen, warmen braunen, fahlen gelben Tönen, die im
violetten Duft der fernen Bergketten verschwimmen. „Morgenluft weht
über die herrliche Landschaft hin, die tauglänzend und mit den
zartesten Farbentönen geschmückt daliegt, begrenzt von Adamauas
blauer Hügelkette. . .“ schreibe ich in meinem Tagebuche Ende November
1891. Sehr lange dauert das freilich leider nicht; die Unterschiede
gehen mehr und mehr in ein gleichmäfsiges, dunkleres Braun
u nter, das bald eintönig von der ganzen Landschaft Besitz nimmt,
bis die Natur fü r neuen Wechsel sorgt: ein grofsartiges Schauspiel
gewähren die Mitte der Trockenzeit über die Graslande West-Afrikas D ie Gras-
dahinziehenden gewaltigen Brände.
Wie sie einst die karthagische Flotte vor mehr als 2000 Jahren
geschaut, als sie an der unbekannten Küste nach Süden drang, wie