an ob des überlisteten Jägers. Anders, wenn ein Schufs in das Gelichter
hineinfährt: dann stiebt alles mit lautem Gekreisch auseinander.
Wenn man die Papageien nennt — „gefiederte Affen“ heifst sie
Brehm , gedenkt man thatsächlich unwillkürlich auch der letzteren,
dieser vierfüfsigen Komiker im Busch, die ihre zweibeinigen ge-
schnäbelten Kollegen an Possierlichkeit noch um ein gut Teil übertreffen.
Wo man in Afrika Papageien findet, sind auch die Affen nicht
weit; so auch im Waldland Nord-Kameruns.
Ich habe im W aldland n u r die Sippe der Meerkatzen (Cercopithecus)
beobachtet Vom Vorkommen des Gorilla, dessen Heimat, ja Guinea
ist, habe ich nie etwas gehört, auch nicht Knochen und Schädel von
ihm zu Gesicht bekommen.
Unstreitig gehören die Affen, und unter ihnen wieder in erster
Linie die Meerkatzen zu den lebendigsten, beweglichsten Säugetieren.
Und die Meerkatzen sind aufserdem, wenn auch manchmal so recht
Lausbuben im Busch, doch die gemütlichsten und anständigsten der
ganzen Affensippschaft Ihren Namen erhielten sie schon im 16. J a h rhundert,
jedenfalls weil sie über das Meer aus Afrika (und zwar Westafrika)
zu uns kamen und entfernt an die Gestalt einer Katze erinnern.
Zum Dank für manch herzliches Lachen, das sie mir entlockt,
aus Dank für manch guten Braten, manch gute Suppe, die sie geliefert,
ein p a a r Worte über sie. Auf Mi-Yimbistation, in den Biwaks,
hatte ich ih r Treiben zu beobachten bisweilen Gelegenheit Unübertrefflich
und mit köstlichem Humor beschreibt ih r Gehaben und Ge-
bahren Brehm, und ich vervollständige aus ihm meine Schilderung.
Man findet die Meerkatzen stets in ziemlich starken Banden, und
eine wahre Lust ist es, ihnen im Walde zu begegnen. Da kann man
ein Leben, ein Schreien und Kämpfen, ein sich Zürnen und Versöhnen,
zärtlichste Liebesbezeugungen und Ohrfeigen, ein Klettern und Laufen,
ein Rauben und Plündern und Stehlen, Gesichterschneiden und Glieder^
verrenken sehen. Nicht einen Augenblick sind sie ruhig. Immer ge-
fräfsig, genäschig, giebt es immer was zu begucken, zu erhaschen oder
abzupflücken, zu beriechen und zu kosten. Die Sorge um das liebe
F u tte r ist grofs; sogar der gewaltige Elefant bekommt seine Prügel, wenn
er so unverschämt ist, von der Affentafel — und das ist der ganze; weite
Urwald schmausen zu wollen. Felder und Farmen werden von den
Affen als höchst erwünschte Orte angesehen und gebrandschatzt, dafs
es eine wahre Lust ist. Alle Künste gelten bei diesen Diebszügen.
Es wird gelaufen, gesprungen, geklettert, gegaukelt, im Notfall auch
geschwommen. Die Künsteleien auf dem Gezweig übersteigen allen
Glauben; Sätze von 20 Fufs Sprungweite sind ihnen ein Spafs. Sofort
nach glücklicher Ankunft geht es weiter. Eine Liane ist eine höchst
bequeme Treppe für den Affen, ein Baumstamm geradezu ein
Promenadenweg. Sie klettern vor und rückwärts; Kopf oben, Kopf
unten; oben auf dem Ast, unten an ihm. Bricht er, so fassen sie .im
Fallen einen zweiten; hä lt dieser auch nicht, so th u t’s vielleicht ein
dritter; greift die Hand fehl, mufs der Schwanz einspringen, und an
ihm pendelt dann der Clown so unbefangen, als ob er gerade so und
nicht anders seinen Salto habe machen wollen. Der Schwanz mufs
überhaupt gründlich herhalten: als Steuer bei weiten Sprüngen, als
fünfte Hand, als Treppe, als Hängematte, wenn sein Besitzer Mittagsruhe
halten will. Und solche turnerische Kunststücke machen die
Aeffinen mitsamt ihren Spröfslingen ebenso gewandt und elegant mit
wie ohne diese Anhängsel; Anhängsel in des Wortes eigentlichster
Bedeutung; der junge Affe hängt sich nämlich mit den Vorderfüfsen
an Hals oder Brust, mit den Hinterhänden an den Weichen der Mutter
ein. Wird das Marschtempo aus irgend welchem Grunde beschleunigt
oder werden so tolle Sprünge, wie oben geschildert, gemacht, so
schlägt das Kleine zur gröfsern Sicherheit S mit seinem Schwänzchen
ein Häkchen um den Schwanz der Frau Mama.
Das Rauschen der Zweige und Brechen der Aeste, auch Töne des
Wohlbehagens, oft unterbrochen von Gezänk, verraten im Urwald die
Annäherung einer Affenschar. Ist sie auf der Wanderschaft, so
ordnen sie sich in langer Reihe; jedes folgende Tier nimmt genau
denselben Weg wie sein Vorgänger. Das befähigteste, männliche Mitglied
einer Herde — der Affe ist das Gesellschaftstier p ar excellence —V
wird Zugführer, Leitaffe. E r verlangt und geniefst, gestützt auf die
längsten Zähne und stärksten Arme, unbedingten Gehorsam und zwar
in jed e r Hinsicht; auch von den weiblichen Angehörigen verlangt er
unbedingte Gefügigkeit im Minnedienst. Keine darf sich einfallen
lassen, sich einer albernen Liebschaft mit irgend einem Grünschnabel
der Gesellschaft hinzugeben. Solche Pflichtvergessene werden gemaul-
schellt und zerzaust; der betreffende Affenjüngling aber kommt noch
schlimmer weg: mindestens bleibt ein hübsches Stück seines Balges
in den Zähnen und Händen des gekränkten Herrschers. Ueber alle
Beschreibung komisch ist es mit anzusehen, wie sich sämtliche Favoritinnen
bei Rasten u. s. w. beeifern, das Haarkleid des Oberhauptes
von lästigen Schmarotzern möglichst rein zu halten und mit welcher
Würde er sich diese Huldigungen gefallen läfst. Dafür sorgt er aber