Unglücklich
es Gefe
ch t bei
Bandeng
31. i. 1891.
Bückzng.
streng genommen innere Angelegenheit der Expedition war, zu ihrer
eigenen.
Diesem Umstande, dafs sie sowohl je tz t als auch im weiteren Verlauf
unentwegt zur deutschen Sache hielten, ist es zu danken, dafs
dieser Zwischenfall nicht zur Katastrophe wurde, dafs überhaupt die
deutsche Flagge in jenen Gebieten nicht ganz verschwinden mufste.
Der Gang der Ereignisse wird dies zeigen.
Am 30. Jan u a r 1891 marschierte die gesamte Expedition mit
Dr. Zintgraff, 4 Europäern, 370 Trägern, ferner an 3000 Bali, zu denen
unterwegs noch etwa 600 Krieger aus Vasallendörfern stiefsen, von Baliburg
ah (siehe Skizze auf S. 21). Zuerst sollte das etwa 20 km entfernte
Bandeng angegriffen werden. Der mit dem Morgengrauen des 31. Januar
unternommene Überfall glückte vollkommen. Gegen Mittag waren die
Angreifer bis auf den Marktplatz des gestürmten Dorfes vorgedrungen Und
hatten sich die Bali, nach ih re r Kampfweise, bereits allenthalben zerstreut,
um Beute zu machen. Diesen Zeitpunkt benutzten die gewichenen
Bandengs, die gerade je tz t auch Unterstützung von Bafut, das nur
zwei Stunden entfernt liegt, erhalten hatten, zum Vorstofs und warfen
sich au f die plündernden Scharen. In regelloser Flucht flutete alles
zurück. Auch die Leute der Expedition, die ja nur Träger,, aber
nichts weniger als eine reguläre Truppe waren, zerstoben vor dem Anprall.
Die Verfolgung dauerte zwar nicht lange; einmal liegt das
n ic h t in der Kampfweise dieser Stämme, und dann ging auch der Tag
zu r Neige. Aber nun tr a t noch etwas ein, diesen Tag zu einem dies
Alliensis, namentlich für die Expedition, zu machen. Ermattet hatten
die Angreifer nach ihrer Flucht in den vorerwähnten Vasallendörfern,
die zwischen Bali und Bandeng lagen, Rast gemacht. Die verräterischen
Bundesgenossen, die sich nun der. Rache des siegreichen Bafut
und Bandeng preisgegeben sahen, suchten das drohende Unheil dadurch
abzuwenden, dafs sie die in ihren Dörfern ausruhenden
Bali und Angehörigen der Expedition überfielen. Zintgraff batte sich
mit Teilen der Flüchtigen hier nicht aufgehalten, sondern war noch
nachts nach der Station zurückgegangen. Das war seine und ihre
Rettung. 4 Europäer, 170 Träger der Expedition und mehrere 100 Bali
waren gefallen.
Der von der Küste her sehnlichst erwartete Munitionsnachschub
blieb aus, die ganze Lage war schwer erschüttert: so beschlofs
Dr. Zintgraff vorerst, hier oben die unhaltbare. Stellung aufzugeben
und mit den Trümmern der Expedition selbst an die Küste zu
marschieren. Auf dem Rückmarsch bereits wieder an späteres Vordringen
denkend, legte er im Gebiet der Banyang, zwei Tagemärsche
vor Beginn des Anstieges zu dem Hochland, auf dem noch vor wenig
Wochen die deutsche Fahne so zukunftsverheifsend geflattert hatte,
eine Station an , Mi-Yimbistation, und liefs hier einen Expeditions- Anlage der
Mi-Yimbimeister
mit einem Teil der Träger als Besatzung.
Von Kamerun aus sandte er nach Deutschland Bericht und
dringende Bitte um Ersatz der Gefallenen, um Waffen und Munition,
die erlittene Scharte wieder auszuwetzen. Durch das Festhalten der
Bali an der deutschen Sache in seinem berechtigten Glauben an ihre
Treue bestärkt, sah er in einer Massenbewaffnung des Stammes und
Heranbildung einer Schutztruppe aus ihnen „die einzige Möglichkeit,
sich dort oben auf die Dauer zu halten und auszübreiten“.
In dieser kritischen Lage der Dinge setzte meine Thätigkeit im Eintreffen
Nordgebiet von Kamerun ein. n m Ersatzes
VL 1891.
Das Auswärtige Amt sandte, der Bitte Zintgraffs entsprechend,
mit dem gleichen Dampfer, der mich hinausführte, 2000 Jägerbüchsen
M/71 und 80000 Patronen; und bestand meine nächste Aufgabe darin,
diese Waffen und Munition Zintgraff zuzuführen. Am 13. Ju n i, mittags,
ging der Dampfer im Kamerunflufs vor Anker. Dr. Zintgraff hatte
lange an der Küste sehnlichst auf die personelle und materielle
Verstärkung gewartet, sich aber endlich, erst vor wenigen Tagen, nach
der Barombistation begeben; dorthin sollte der Ersatz sobald als möglich
nachfolgen und hatte er zu diesem Zweck den Rest seiner Träger
an der Küste belassen. Aufserdem brachte ich etwa 30 neu an-
geworbene von Monrovia mit.
Am 15. Ju n i fuhr ich an der Spitze einer kleinen Flottille
von Kanus, welche sämtliche Gewehre und Patronen tru g , über den
Kamerunflufs in die Krieks hinein und den Mungo hinauf. Die Regenzeit
hatte bereits eingesetzt und verlangsamte die F ah rt aufserordent-
lich, so dafs ich erst nach zehn Tagen die am Flufs gelegene, gleichfalls
von Zintgraff angelegte Station Mundame erreichte. Von da
wurde alles nach der einen Tagemarsch nordwestlich gelegenen Barombi- ’
S ta tio n geschafft, wo ich auch Dr. Zintgraff traf. Hier ward der Plan
zum neuen Vordringen nach Baliburg entworfen.
Zunächst galt es, wieder festen Fufs im Grasland zu fassen, dem Neues vor-
treugebliebenen Stamm der Bali zu Hülfe zu kommen und damit das nÜSfTem
Ansehen der deutschen Flagge wieder aufzurichten.
Zu diesem Zwecke war es von hoher Wichtigkeit, möglichst be-
H u t t e r , "Wanderungen in Kamerun. g