Pyramide inmitten des Platzes geschmückt. Das alles bleibt dann bis
zum nächsten Balisonntag und das ganze Fest über stehen und hängen.
Am Morgen dieses Tages ertönen die Heerhörner und das eigentliche
Fest, der eigentliche Tanz beginnt. Während des Verlaufes desselben
habe ich keine weiteren Kulthandlungen mehr beobachtet; auch die
Weiber dürfen bei diesem Fest, wie desgleichen beim Ndanga und
Mandet, ihre Blicke überall herumschweifen lassen.
Mit dem geweihten Wasser besprengt der Häuptling die Eingänge
seines Gehöftes und seiner Häuser, sowie die auf den Königsplatz
mündenden Wege und damit andeutend sein ganzes Dorf, damit nichts
Böses eingehe.
Und nun zum Tanze selbst. „Vor seinem Gehöft sitzt Garega auf
einem Steinblock, neben ihm stehen zwei riesige Bali mit den Heerhörnern,
denen sie ununterbrochen die gellenden weithin hörbaren
Töne entlocken. Das ganze Volk, Männer und Weiber, strömt in
Scharen auf den Königsplatz.
Die ersteren, im vollen Kriegsschmuck, sammeln sich gefolgschaftsweise
geschlossen u n te r ihren Führern an den äufsersten Rändern des
weiten Platzes zu drei grofsen Heerhaufen. Die Weiber bilden in der Nähe
des Häuptlingssitzes, seitlich davon — die Zahl wächst bis auf 500 und
600 -B eine dichte Masse, reihenweise hintereinander stehend, n a tü rlich
jede so schön als möglich geputzt und mit Rotholz eingerieben.
Fahne und die heiligen Speere sind aufgepflanzt, die geweihten
Baumstrünke mit Schädeln und Speerbündeln behängen, der in der
Mitte des Platzes trä g t heute auch eine ganze Zahl verschiedenartiger
Musikinstrumente oder solche sind zum Teil um ihn her aufgehäuft.
Nun erhebt sich der Häuptling, in gleichem Wafienschmuck wie
seine Krieger. Sofort springen die seine Hausmacht bildenden Scharen
auf und stürmen ihm un ter wohlbekanntem Schlachtruf entgegen.
H a rt vor ihm machen sie H a lt, schütteln ihre Waffen zum Grufs
entgegen, mit der ändern Hand herausfordernd auf die Brust
schlagend. Heiser lacht der Alte und stolz funkeln seine Augen.
Dann stellt sich die Schar schützend vor ihren Gefolgsherrn. Nun
braust der zweite Haufen heran un ter Mbo, dem jüngeren Sohn des
Häuptlings. Der bot ein prächtiges Bild. Vorausstürmend in der
lang nachschleifenden Kriegsschleppe, den Federschmuck auf dem
Schädel, den nackten Oberkörper grell ro t eingerieben, so dafs die
weifsen Elfenbeinringe an seinen Handgelenken sich scharf abhoben,
führte er heute die Waffe seiner Vasallenvölker; den Pfeil auf gespannter
Bogensehne. Flintenschüsse kn allen , erneutes Schlachtgeschrei,
die Kriegstrommeln und -hörner gellen darein. Abgewiesen
eilen sie an ihren Platz wieder zurück. Vor der dritten Schar springt
unterdessen Garegas ältester Sohn Tita N’Yi, eine Reckengestalt von
sieben Schuh Höhe und Balis tapferster Krieger, in grofsen Sätzen auf
und nieder, schwingt sein Speerbündel in der Hand und feuert offenbar
die zögernden Mannen zum Angriff an. Einen rauhen Kriegssang
stimmt er an, seine Leute fallen ein; er wird stürmischer und stürmischer,
und von plötzlicher Kampflust ergriffen, stürzt sich alles vor,
Tita N’Yi reifst einen Speer aus seinem Bündel und im Sprung schleudert
er ihn in weitem Bogen hoch über den Häuptling weg, dafs er
sausend in ein Hausdach dahinter fährt.
So geht es fort in stets wechselnden, farbenprächtigen Bildern:
Scheinangriff auf Scheinangriff. Endlich lösten sich die Scharen auf:
das Waffenspiel ist zu Ende und der Volkstanz beginnt. Im Nu sind mDeeirn aeiigedie
Instrumente von Männern ergriffen, und bald bildet sich ein Ring Volkstanz,
um die Steinpyramide in voller, ohrenbetäubender Thätigkeit; am
eifrigsten ist Tita N’Yi, der, zwischen seinen langen Beinen eine grofse
Trommel haltend, diese mit den Händen unermüdlich bearbeitet.
Die Tanzkreise ordnen sich. Zunächst der Musik, in engem Kreis
darum die Vornehmen, Garega in ihrer Mitte, nunmehr mit der malerischen
Tobe angethan. Neben ihm schreitet seine Lieblingsfrau Fe,
mit grofsem Rofshaarwedel ihm Kühlung zufächelnd, vor ihm unaufhörlich
blasend die beiden mit ihren Elefantenhörnern und lau t preisend
die »Sprecher«. In tollen Sätzen umkreisten ihn und wanden sich durch
die Menge die gräulich anzusehenden »Schreier«“. (Letztere S. 359
näher beschrieben.)
Die Tanzweise der Männer des Balistammes ist ein im Dreischritt Tanzweise,
stattfindendes Abfedern mit mitunter grofsen Sprüngen, einer hinter
dem ändern in meist weit gezogenem Kreise, um sich nicht gegenseitig
auf die langen Schleppen zu treten. Bei den Bamignie dagegen, einem
den B a ta n k o a n angehörigen Volke, hüpfen die Männer wie Spatzen
mit beiden Beinen zugleich un ter gleichzeitiger Vor- und Rückwärtsbewegung
des Gesäfses. Die Weiber tanzen bei diesen feierlichen
Gelegenheiten ausnahmslos „auf der Stelle“ in der vorerwähnten
„Kolonne nach der Mitte aufgeschlossen“, jede fü r sich. Der hau p tsächlichst
hierbei in Bewegung gesetzte Körperteil ist jen e r, welcher
der Aphrodite den Beinamen „Kallipygos“ verschafft hat. Die Bewegung
selbst gleicht der soeben bei den Bamignie geschilderten.
Doch weiter im Fest.
„Die nächsten Tanzkreise der Männer bilden gleichfalls noch die
H u tte r, Wanderungen in Kamerun. 0 3