Lateritgebiet.
d) T o p o g r a p h i s c h e G e s t a l t u n g .
B o d e n b e s c h a f f e n h e it. Das Grasland ist „die rote Erde“ Nord-
Kameruns. Rötlich schimmern die nackten Felswände; gleich grofsen
roten Dächern leuchten aus dem Braun der Hütten, dem saftigen Grün
der Bananenhaine weithin die grofsen, freien Versammlungsplätze in
den Dörfern; wie rote Bänder ziehen die schmalen Pfade durch die
verkohlten Flächen, wenn die Grasbrände über sie hinweggegangen
sind, oder durch das junge frische Grün, mit dem die tropenkräftige
Natur sie bald wieder schmückt
Wir haben es mit einem weitausgedehnten Lateritgebiet zu thun,
das nicht nur auf das eigentliche Grasland beschränkt ist. Das Randgebirge,
seine Vorbergskette nach Süden gehören dazu bis fast zum
ersten Flufs nördlich von Sabi; nicht blofs orographisch, sondern auch
was Boden- und Gesteinsart anlangt, gliedert sich diese Strecke mehr
dem Hochland als dem Waldland an. Nach Norden erstreckt es sich
bis Balimudi (Takum); wenigstens mufs ich das aus den Aussagen und
Beschreibungen der Graslandstämme und der Haussa schliefsen.
Die Steilböschungen der Hänge des Randgebirges, ebenso jene
mancher Hügel wände im Hochland oben, lassen deutlich erkennen, aus
welchen Gesteinsarten sich dieses Verwitterungsprodukt, das viel thonige
Bestandteile aufweist, gebildet h a t Vom Sabifiufs bis hinauf zur Höhe
von Bamungu herrscht krystallinischer Schiefer, Gneifs und thonartiger
Sandstein als feste Gesteinsunterlage. Die Mächtigkeit der darauf
ruhenden Zersetzungsschicht, eben des Laterits, ist an verschiedenen
Stellen ganz verschieden; nicht minder verschieden das Stadium der
Verwitterung. In den weiten Thälern und Kesseln des eigentlichen
Hochlandes is t die Schichthöhe nicht selten ein, zwei und noch mehr
Meter stark bei weit vorgeschrittenem Zersetzungsprozefs. Diese Stärken
finden zum Teil ihre Erklärung auch darin, dafs die heftigen Regengüsse
den Laterit von den Thalwandungen u. s. w. in die Niederung
heruntergeschwemmt und dort angehäuft haben; Sand, Lehm und
Aschendünger ist häufig beigemischt, oder darauf gelagert. An einzelnen
Stellen ist der Laterit an den Hängen noch liegen geblieben, namentlich
da, wo die Auflösung noch nicht sehr weit vorgeschritten ist: das
sind dann die weithin leuchtenden roten Flecke an den Böschungen.
Die Kuppen sind nicht selten in mächtigen, schiefrigen Platten abgesprengt,
so dafs also dann auf der kurzen Strecke vom Gipfel eines
Hügels bis hinunter zur Thalsohle alle Stadien, vom gesunden Felsen
bis zum vollkommenen Laterit, k la r zu Tage liegen. Auch in der reinen
Senkrechten kann man diese Beobachtungen machen: an den meist
eingeschnittenen Wasserläufen des eigentlichen Graslandes. Ueber
felsigen Boden — vielfach Gneifs ■—■ rauscht der Bach, und die fast
senkrechte Uferböschung zeigt von unten nach oben gleichfalls die
ausgesprochenen Zwischenstufen von dem unzersetzten Gestein durch
Horizontalscbichten von Brauneisenstein (?), rötlichem Sandstein und
Thon bis zum reinsten Laterit.
Die Oberfläche des Bodens ist in dem Berggebiet zwischen dem Quarz.
Sabifiufs und den Höhen von Bamesson mit grofsen und kleinen Quarzbrocken
übersäet und auch durchsetzt; im eigentlichen Grasland oben
deckt Quarzgeröll das Land auf weite Strecken. Scharfkantige Stücke,
von den Eingeborenen „Eisenstein“ genannt, mit bedeutendem spezifischen
Gewicht sind zahlreich darein verstreut. Auf diesen Eisen- Msenntem.
steinen und auf dem unzweifelhaften Eisengehalt des Laterits selbst
gründet sich die hochentwickelte Eisenindustrie; auf der Thon- und
thonigen Sandsteinhorizontalschicht un ter ihm die nicht minder hochstehende
Thonbearbeitung in den B a li lä n d e rn . Der Umstand, dafs in
den östlich von Tinto liegenden Bergländern gleichfalls Eisenindustrie
sta tth a t (siehe Abschnitt V, S. 248 und a. a. 0 .), läfst auf gleichen
geologischen Aufbau jener Gebiete berechtigte Schlüsse ziehen.
Ein mir als Laien unbekanntes metallisches Gebilde, wenn anders zirm?
es nicht Zinn ist, mufs ich noch nennen. Nicht selten sind die Pfeifenrohre,
sowie die als Trinkgefäfse benutzten Büffelhörner mit einem
papierblattdünnen, nickel- oder stanniolähnlichen Ueberzug versehen.
Die Erklärung der Leute: „Sie gewännen Stücke solchen Metalles in
Gruben und hämmerten es dann in dünne Blättchen“, liefse auf genanntes
Metall schliefsen. Wenn ich mich recht erinnere, h a t übrigens
Conrau bei den Bangwa oder bei den Basosi Gleiches beobachtet -Bpi
Auch Kupfer mufs es im Lande geben; ich schliefse das aus Erzeug- Kupfer?
nissen der Industrie [siehe unten: II. p) Gewerbe]. Genaueres über den
Ort seines Vorkommens, Art der Gewinnung u. s. w. habe ich nicht
in Erfahrung gebracht.
B o d e n b e d e c k u n g . Konnte und mufste, was B o d e n b e s c h a f f e n h
e i t anlaügt, das ganze Gebiet von der Nordgrenze des Waldlandes
bis zur völker- und länderscheidenden Abdachung im Grasland als e in e s
beschrieben werden, so schafft die B o d e n b e d e c k u n g gänzlich verschiedenes
Gepräge, einerseits fü r das Vorbergland bis zur Grenze des
Randgebirges, anderseits fü r das eigentliche Grasland selbst. Es ist
das auffallend, da eben der Boden doch gleiche Beschaffenheit auf der
ganzen Strecke zeigt; der Grund mufs also offenbar in den Höhen