Keine
Töpferscheibe.
Metallpfeifen.
nocli dazu „doppelläufig“ (Abb. 77a a. v. S.) werden diese Thonpfeifen
gefertigt (siebe auch Abb. 61, S. 385). Was die Darstellungen selbst
anlangt, so findet man reine Ornamentik (ä la Grec) ebenso häufig
wie fratzenartig verzerrte menschliche Nachbildungen (oder Götzen?)!
Die Darstellung von Mann und Weib, durch meist aufser Verhältnis
gebildete Geschlechtsteile kenntlich, ist ein nicht unbeliebter Vorwurf
(siehe Abb. 61, S. 385); im Waldland haben wir sie an den Schemeln
(siehe S. 281 und 295) gefunden.
Die Pfeifenköpfe werden mittels der Hand und verschiedener als
Bossierhölzer dienender Bambusstäbchen aus sorgfältig durchgeknetetem
Thon geformt und langsam gebrannt. Während des Brennens werden
die Verzierungen noch vollends ausgearbeitet und in die Vertiefungen
Rotholz eingeschmiert, so dafs die Farbe förmlich sich in den Thon
hinein b ren n t
Den bei unseren Pfeifen üblichen Wassersack zur Aufnahme des
Tabaksaftes kennen die Bali nicht; an dessen Stelle befindet sich an der
tiefsten Stelle des Pfeifenbodens ein kleines mit einem Blatt- oder Zeug-
fetzchen verstopftes Loch, durch das man nach Bedarf den Saft abträufeln
läfst. Die Doppelpfeifen werden in der Weise benutzt, dafs die beiden
Köpfe abwechslungsweise geraucht und gleich wieder gestopft werden.
Die weiteren Erzeugnisse des Töpfergewerbes — deren Fertigung
ist allen Stämmen gemeinsamB- sind bereits genannt und abgebildet:
S. 280, Abb. 25, sowie S. 345, Abb. 43 und S. 369, Abb. 52. Die Grasländer
arbeiten ohne Töpferscheibe; trotzdem sind die Formen tadellos.
Die grofsen Lehmtöpfe werden je halb mit der Hand heraus gearbeitet,
an der Luft etwas angetrocknet, dann zusammen geklebt und endlich
gebrannt. Wie bei den Pfeifen, wird in den noch weichen Thon die
Ornamentik mittels Stäbchen eingeritzt; während des Brennens mit
Rotholz oder weifsem Thon da und dort leicht bestrichen. Behufs
Schwarzfärbung werden die Topfe in halb gebranntem Zustand mit
Rufs und Palmöl eingerieben.
Die rauchlustigen Bali beschränken sich nicht blofs auf Verwendung
des Thones fü r ihre unzertrennlichen Begleiter, die Pfeifen; auch
aus Metall werden sie geformt. Darin sind die B a li-B a g am Meister,
und wahre Kunstwerke afrikanischer Plastik wissen sie zu bilden.
Leider vermag ich nicht viel mehr als Abbildungen derselben zu bringen;
über Herstellungsweise: ob durch Hämmern oder Gufs, weifs ich gar
nichts; betreffs des Materials kann ich nur mutmafsen, dafs es Kupfer
ist. Oder sollte den hellen Graslandsköpfen sogar die Bronzelegierung
bekannt sein?
Die einfachere (Abb. 78) ist, abgesehen von dem Metall, bemerkenswert
durch die in der Vorderansicht zum Ausdruck kommenden lappenartigen
Ansätze, vermittels deren die Pfeife gestellt werden kann. Die
tief eingegrabenen Verzierungen waren mit Rotholz ausgefüllt.. Die
andere (Abb. 79) bedarf nur weniger erläuternder Worte: ein plastisch
bis in die einzelnen Linien ausgearbeiteter Elefantenkopf mit phantastisch
gebogenen Zähnen, je zwei oben und. unten. Die Ohrränder sind oben,
wo sie frei herausragen, fein gezahnt. Das Metall beider Köpfe zeigt
rötlichgelbe Farbe.
Abb. 78.
. .Pfeifen (Kopf aus Metall, Rohr aus Holz) der Bali-Bagam. Etwa f/k nat. Gr/
Die Pfeifenrohre an diesen prächtigen Stücken, an sich schon reine M e ta llis ch e r
Filigranholzschnitzerei — so zart und genau waren die Arabesken und U8berzug-
Linien ausgearbeitet — rollen die zweite, gleichfalls schon angedeutete
(S. 311) Metallfrage aufs neue auf (vergl. auch Abb. 64, S. 393). Sie
waren mit dem dort geschilderten, papierblattdünnen, stanniolartigen
Ueberzug bekleidet, der die feinsten Umrisse der Ornamentik sich
noch abheben liess. Die Länge des Rohres in Abb. 79 betrug etwa
40 cm. Derartig überzogene Pfeifenrohre tra f ich übrigens auch bei
anderen Graslandstämmen.
Nun zu einem weiteren Industriezweig: .der Verarbeitung von
Pflanzenfasern bei den Gewerben der