Befestigung
von Stationen.
und behufs Übersieht entfernt ist. An allen vier Seiten fliefsen an
seinem Fufse kleine Bäche, sämtlich überbrückt.
Gleichlaufend zu ihm zieht f e s tlic h ein (aber viel längerer)
Hügel, auf dem Balidorf liegt, die Station um etwa 8 bis 10 m
überhöhend, während andererseits das Dorf von dem im Süden der
Station anschliefsenden Hügel um ungefähr 10 bis 15 m überragt wird.
Es gestaltet sich also die gegenseitige Lage, wie in dem Geländekroki
(Abb. 5, S. 170) gezeichnet.
2. Zum Aushau der Station wurde in erster Linie die Stationsbesatzung
herangezogen; soweit nötig, aus dem Dorfe selbst Arbeiter
gegen einen täglichen Lohn von 1 Yard Zeug angeworben.
3. Die Häuser der Station sind in gleicher Weise gebaut wie die
Eingeborenenhäuser; nur sind die Thüren vergröfsert, Fensteröffnungen
angebracht, die Grundfläche verbreitert, um die Abteilung in mehrere
Räume zu gestatten, und jedes Haus steht auf einem etwa Im hohen
Unterbau.
4. Die Verpflegung setzt sich fast vollständig aus einheimischen
Lebensmitteln nebst hier gezogenen europäischen Gemüsen zusammen,
so dafs europäische Konserven, mit Ausnahme von Salz, Thee, Kakao,
hier und da Zucker und Milch, fast unbekannte Dinge sind.
An europäischen Gemüsen gedeihen recht gut: Kartoffeln, Spinat,
Kohl, Rüben, Schneidebohnen, Kopfsalat, Rettiche, Radieschen.
Reis ist versuchsweise ausgesät; scheint gut fortzukommen.
5. Der Bestand an Vieh und Geflügel (Hühnern) wechselt je nach
Verbrauch und Beschaffungsmöglichkeit.
6. Der im Süden anschliefsende Hügel ist als Stützpunkt hei
etwaigen Angriffen in Aussicht genommen und dementsprechend zur
Verteidigung eingerichtet.
Dieser sachliche Bericht nebst Plänen über die Station Baliburg
soU einerseits überhaupt ein Gesamtbild einer ausgebauten Station im
Innern Nord-Kameruns liefern, andererseits- den Stand der Station
selbst Ende 1892 angeben. —
Es erübrigt mir noch, einer militärischen Aufgabe bei Anlage
einer Station näher zu tre ten ; der Befestigung einer solchen. Dafs
eine solche statthaben mufs, mag die Station in Feindes- oder
Freundesland angelegt werden, ist sicher.
Ich habe in dieser Beziehung nur über Sondererfahrungen zu verfügen,
die keinen Anspruch auf allgemeine Geltung haben.
Im Waldland habe ich mich eigentlich nur auf dem Durchmarsch
aufgehalten. Wohl habe ich den ersten Baum gefällt zum Aufbau
der Batomstation und ihr vorerst einziges Gebäude unter Dach und
Fach gebracht; acht Tage später ging’s aber schon wieder weiter vorwärts
zur nächsten Etappe nach Nguti und nach Mi-Yimbi. Auch
dort safs ich (noch dazu unfreiwillig, wie man sich erinnern wird)
gleichfalls nur drei Wochen; und wie die Dinge in dieser Zeit standen,
war wahrlich an einen Ausbau der Station nicht zu denken. Fast ein
Jah r später erst bin ich wieder ins Waldland heruntergestiegen und
Rabe vom 17. Juni bis 6. Juli auf der Tintostation gelegen, davon
.zehn Tage' in des Wortes buchstäblichster Bedeutung dank dem Schufs
aus einer Banyangflinte. Dann habe ich die Waldlandstationen erst
wieder gesehen im Januar 1893. Da waren sie bereits dem Untergang
geweiht: der Befehl des Kaiserlichen Gouvernements hatte ihre
Aufhebung verfügt. Also da war fü r mich zu keiner Zeit Gelegenheit,
der Befestigungsfrage näher zu treten; zudem gehörte das Waldlandgebiet
nicht zu meinem, des Chefs im Grasland, Machtbereich. Überrascht
war ich allerdings, keinerlei derartige Anlagen auf keiner
Station vorgefunden zu haben. Wohl bot ja der reduitartige Bau der
Stationsgebäude eine gewisse Sicherheit gegen überraschende Überfälle,
und es läfst sich in ihm einem Angriff der Schwarzen schon eine Zeitlang
Widerstand leisten, wie ich es selbst auf Mi-Yimbi erprobt habe;
aber zu einer befestigten Station fehlte denn doch noch sehr viel:
Wall oder dergl., Graben, und ganz besonders die so wichtigen Annäherungshindernisse.
Wie sah’s mit all dem auf meiner Baliburg aus? EeteBti.
Die Station selbst, wie sie auf dem Plan (Abb. 6, S. 170) erscheint, Sälen der
war allerdings auch nicht befestigt. Hier lagen eben die Verhältnisse BaUburB'
ganz eigenartig; darum sprach ich vorher von persönlichen Sondererfahrungen.
Die Station war 15 Minuten von dem Dorf des Balistammes
entfernt; die Besatzung bestand aus Angehörigen des gleichen
Stammes, zu einer Schutztruppe herangebildet. So war eine feindliche
Verwickelung mit diesem Stamm ausgeschlossen oder vielmehr, kam es
je zu einer solchen, so war natürlich die Stationshesatzung selbst der
erste Gegner. Also gegen die Bali die Balistation zu befestigen, wäre
der helle Unsinn gewesen. Gegen überraschende Überfälle der feindlichen
Stämme hot der von den Bali in ausgedehntem Mafse ständig
betriebene Aufklärungsdienst (siehe Abschnitt VI.) grofse Sicherheit:
Überrumpelung durfte man als fast ausgeschlossen betrachten; und ein
Entgegentreten gegen einen erkannten Angriff konnte entsprechend
der Kampfweise des Stammes, in Übereinstimmung mit dem deutschen