sehen im Busch irgend wann und irgend wo, die Karawane setzt sich
in Marsch und bald ist der letzte Mann der Kolonne im Urwald verschwunden.
. -TMeine
Tagebücher sollen das Wanderleben in Busch und Gras
schildern. Nur bruchstückweise, auch nicht in zusammenhängender
nnd damit (wenigstens mir ist es beim Lesen von Reisewerken
schliefslich so gegangen) ermüdender Folge der Marschtage mit
den unvermeidlichen, steten Wiederholungen; in wechselnder Reihe
lasse ich die Bilder vor dem Auge des Lesers vorüberziehen. Wie sie
der Stift .unter dem unmittelbaren Eindruck des erlebten Geschehnisses,
am Abend eines Marschtages im Quartier, am flackernden Biwakfeuer
festzuhalten versucht, biete ich sie „ein rauher Psalm“ 1).
„29. VL 91. Kaum den Marsch begonnen, sitze ich schon fest.
Gestern Abend noch Ikiliwindi erreicht, Bakundudorf, Häuptling
Kikuma, wollte ich heute 610 a. m. aufbrechen, da kamen vorausgeeilte
Buschleute zurück: ein 1 !/2 Stunden nördlich fliefsender Bach sei durch
den ununterbrochenen Regen so. angeschwollen, dafs er nicht passiert
werden könne. M it. Baitabe und einigen Leuten vor zur Erkundung.
Versucht durchzukommen, bis an die Brüst konnte ich mich halten;
zu reifsend, wäre mitgerissen worden, hätte mich Fomoko nicht herausgezogen.
Zurück in eine Hütte nahe dem Ufer. Regen in Strömen.
Lasse Leute holen mit Äxten, mufs Bäume fällen lassen zum Überbrücken.
Die Zeit benutzt, um Wasserlauf festzustellen. Bach, von
den Leuten „Manga“ genannt, ist westlicher Zuflufs des nahe Nord zu
Süd strömenden Mungo. Schreibe dies in der rauchigen Hütte; scheint
ein dies Alliensis zu werden; soeben entdecke ich, dafs ich beim
Tauchen meine Kofferschlüssel verloren, und zugleich meldet Baitabe:
der Träger mit der Werkzeuglast „no lieve“ ! Also Lianenseil flechten;
schon ist es l 00 p, m. Zwei Weiber hocken mir zu Füfsen, pudelnackt,
die eine fü tte rt ih r Kind, indem sie ihm bald die Brust reicht, bald
im Munde zerkauten Mais in den Mund spuckt, die andere sorgt für
das Leibeswohl ihres schreienden Balges in noch intimerer Weise; sie
verabreicht ihm eine Eingiefsung und zwar folgendermafsen: ein hom-
ähnliches Holzrohr, etwa 20 cm lang, ungefähr so: ff—— steckt
sie mit dem spitzen Ende dem Kinde in den After, schüttet oben
Wasser hinein und bläst n u n , das Gesicht in den Trichter pressend,
aus Leibeskräften das Wasser in den Darm.“
) Die rein wissenschaftlichen Einträge, Uhr nnd Kompafsablesungen u. s. w.
lasse ich natürlich weg; meteorologische Bezeichnungen sind in Worte gekleidet,
n. a. m.