Der eigenartigen Hühnerkörbe (Abh. 69) sei zum Schliffs noch
Erwähnung gethan, in denen die B a li ihre Specialität: gemästete Ka-
Abb. 69.
Huhnerkorb der Bali. (Etwa 60 cm lang, 20 cm hoch und breit; den Boden bilden
dünne Bambusstreifen.)
paunen, zu Markte bringen. Dafs die Bali uns bald fü r ein Ei ebensoviel
ahzuverlangen suchten wie fü r ein Huhn, mit der Begründung,
dafs „aus einem Ei ja doch auch einmal ein Huhn würde“, habe ich,
wie ich glaube, schon irgendwo erzählt.
p) G e w e r b e .
Nächst dem mehr oder weniger weit vorgeschrittenen Aushau
staatlichen und socialen Gefüges ist es der Stand der Gewerbethätig-
keit, welcher einen kulturellen Mafsstah fü r ein Volk bildet.
Boi Anlegung dieses Gradmessers kommt die Bevölkerung der
B a l i l ä n d e r nicht schlecht weg. Auf der Höhe einer ausgesprochenen
Trennung zwischen Ackerbau und Industrie, zwischen den einzelnen
Industriezweigen seihst, steht sie noch nicht. Ich sage: gottlob noch
nicht. Denn das ist fü r e in e n Teil der Bevölkerung, eben fü r den
industriellen, gleichbedeutend mit der Loslösung von der Scholle
und Antaios blieb nur so lange ein unüberwindbarer Riese, als er
Fühlung mit der Mutter Erde hatte. D e r s e l b e Mensch holt sich
da draufsen noch aus T ie r- und Pflanzenreich die Erzeugnisse u n d
verarbeitet sie. Dafs sich dabei eine gewisse Vorliebe d e s . oder der
Einzelnen fü r diese oder jene gewerbliche Tbätigkeit entwickelt, ist
k la r , ebenso, dafs sich damit auch das Geschick vervollkommnet bezw.
vermindert; aber von da bis zum vollständigen Unvermögen ist noch
ein weiter Schritt. Diesen Schritt haben die Graslandbewohner noch
nicht gethan. Des weiteren liegt auf der Hand, dafs in solchen von
modernen Verkehrsadern noch nicht durchzogenen Gebieten, in denen
die Rohprodukte nicht auf grofse Entfernungen und in grofsen Massen
da und dorthin geworfen werden können, die ö r t l i c h e n Bedingungen
einen ganz wesentlichen Einflufs auf ’die Entwickelung dieses oder
jenes Gewerbezweiges üben.
Manche gewerbliche Erzeugnisse und Thätigkeiten mufste ich bald
da, bald dort bereits nennen; der auf die Gewerbethätigkeit sich
gründende Handel h a t bereits S. 360 u. f. seine Besprechung gefunden.
So habe ich hier nur die einzelnen Industriezweige zusammenfassend
zu schildern. Deren ist eine stattliche Zahl. Ich beginne gleich mit
dem wichtigsten- und im höchsten Ansehen stehenden: dem
1. S c hm ie d e h a n dw e rk ; oder richtiger der Eisengewinnung und
-bearbeitung. a) Die E is e n g ew in n u n g gründet sich auf den den
Eingeborenen wohlbekannten Eisengehalt des Laterits und des wesentlich
höheren des von ihnen als „Eisenstein“ bezeichneten Quarzgerölles:
Brauneisenstein? Raseneisenstein?
In dem mir persönlich bekannt gewordenen Teil der Baliländer
habe ich nur im B am u n g u th a l Eisenschmolzen getroffen. Nach Aussage
dieses Stammes sollen nördlich und nordnordwestlich wohnende
Stämme gleichfalls solche betreiben. Von einem Vorkommen in nördlicher,
nordwestlicher und westlicher Richtung von Baliburg konnte ich
nichts in Erfahrung bringen; halte es auch nicht fü r wahrscheinlich,
weil es dort keine Wälder giebt. Von besonderer Wichtigkeit wäre
mir Aufklärung darüber gewesen, ob die Bamungu Eingewanderte oder
Ureinwohner sind; leider habe ich nichts Bestimmtes darüber erfahren
können. Ebenso wenig gelang es mir, eine ihrer Eisenschmelzen
in Betrieb zu sehen; zum Teil war meine Anwesenheit rein als solche
daran schuld, indem alles ins Dorf strömte, den Weifsen zu sehen,
dann aber mochte auch Mifstrauen meinen Wunsch tieferen Einblicks
in ihre Wissenschaft, eine reiche Erwerbsquelle, unter allerlei Ausflüchten
abschlägig bescheiden lassen. Besuch einer nicht beschickten
Eisenschmelze, sowie thätiger Kohlenmeiler ward mir bereitwilligst
gestattet..
Was letztere anlangt, fand ich als Laie eigentlich keinen Unterschied
Kohlenmeiler.
gegenüber den zu Hause gesehenen. Sie hatten die Form einer flachen,
etwa Im hohen Kuppel bei einem Bodendurchmesser von 3 bis 4m.
In der Mitte soll sich ein senkrechter Spalt befinden, durch den die
Entzündung durch oben hineingeworfene brennende Holzstücke und
Kohle bewerkstelligt wird. Die ganze Kuppel war mit einer Schicht
von Graswurzelstöcken mit daran haftender Erde überkleidet, und auf
allen Seiten befanden sich kleine Löcher, teils offen, teils mit langen
Holzpflöcken zugestopft. Der Kohlenbrenner zog letztere bald da,