Die zur Zeit bestehenden Schutzgesetze dagegen sind machtlos.
Die eingefiihrten Jagdscheine kann man als ernsthaftes Gegenmittel
nicht nehmen. Und so wird langsam, aber sicher der Elfenbeinhandel
seinem Ende zugehen, wenn nicht, wie bei Abschaffung der
Sklaverei, auch hier die Axt an die Wurzel angesetzt wird; das ist
Bestrafung des An- und Verkaufs kleiner Zähne.
Gummi. Gleicher Raubbau wird, gleichfalls von den Eingeborenen, mit
dem Gummi getrieben. Ihm steht der Europäer gänzlich machtlos
gegenüber. Bei den ungeheuren Flächenräumen, die hier wie dort in
Betracht kommen, ist jede Kontrolle etwa erlassener Schutzbestimmungen
ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Gewinnung des Gummis aus dem Kautschukbaum und der
Kautschukliane (Landolphia und Ficusarten) ward bekanntlich den
Eingeborenen erst von den Europäern gezeigt und zwar vor verhältnis-
mäfsig kurzer Zeit; in Kamerun z .B . erst im Jah re 1885 durch die
beiden Schweden Knutson und Waldau.
Regelrecht wird der klebrige Milchsaft der Pflanze, der eben den
Gummi bildet, dadurch gewonnen, dafs in die Rinde Einkerbungen
gemacht werden und die herausträufelnde Flüssigkeit in Gefäfsen aufgefangen
wird. Nach ziemlich umständlicher und nicht müheloser
weiterer Behandlung werden kleine Kügelchen mit einem ungefähren
Durchmesser von 1 cm geformt und je 25 derselben nebeneinander zu
einem Quadrat gelegt, wobei die einzelnen Kugeln gegenseitig leicht
aneinander kleben. Zwei solcher Quadratischen, aufeinander gelegt,
so dafs sie gleichfalls haften, bilden dann die Mafseinheit, einen sogenannten
Rubber, in dem der Gummi als Rohprodukt in den Handel
gelangt. Die Gewinnung des Saftes durch Einkerbung geht nun aber
den Eingeborenen viel zu langsam. Mit seltenen Ausnahmen hauen
sie einfach die Stämme und Ranken der Kautschukpflanzen ab und
erhalten dadurch allerdings die Milch reichlicher und rascher. Aber
die betreffende Pflanze verblutet sich und stirb t, wenigstens teilweise,
ab.
Es liegt auf der Hand, dafs trotz der weiten Strecken, trotz der
ungezählten Bäume und Lianen, die die unermefslichen Urwälder
Westafrikas bergen, bei dieser zerstörenden Raubgewinnung auch der
Gummihandel allmählich zurückgehen mufs und wird,
paimöi una Unerschöpflieh und unversiegend aber sind die beiden anderen
Hauptprodukte Westafrikas: das Palmöl und die Palmkerne.
Zintgraff h a t auch hierfür wieder den bezeichnendsten Ausdruck
gefunden, er nennt sie „das Rückgrat“ des westafrikanischen Handels.
Fast unerschöpflich sind diese beiden Erzeugnisse, weil sie in noch
gröfserer Menge als die Gummigewächse in Westafrika sich finden.
Unversieglich sind sie g | und das ist; noch weit wichtiger —, weil mit
ihrer Gewinnung auch durch den Augenblicksmenschen, der der Neger
ja ausgesprochen is t, keine Zerstörung des tragenden Baumes zu gewärtigen
ist, der Ölpalme. Näheres über die Pflanze selbst, die
Frucht u. s. w. findet der Leser in Abschnitt V an verschiedenen Stellen.
Diese Erzeugnisse der Westküste den europäischen Ländern zuzuführen,
die Faktoreien und Handelsplätze draufsen an den Gestaden
des Golfes von Guinea mit neuen Tauschwaren zu versehen, das besorgen
heutzutage fast ausschliefslich Dampfer, j
Die Segelschiffreisen nach diesen Gewässern haben, namentlich soweit B l j j
die deutsche Flagge in Betracht kommt, seit 10 bis 12 Jahren fast ganz
aufgehört. Es hängt das nicht so fast mit der durch den Dampf erreichten
gröfseren Schnelligkeit zusammen. Laufen doch auf anderen, insbesondere
längeren Strecken, neben den Dampferlinien recht zahlreiche
Hochseesegler, ja es ist sogar auf verschiedenen Strecken gerade im
letzten Jahrzehnt .ein Aufschwung der'Segelschiffahrt zu verzeichnen
(siehe „Statistik der Segelschiffahrt“; ausgegeben vom Kaiserlich deutschen
statistischen Amt,.sowie deutsche Saewarte: „Eingangsjournal
deutscher Segelschiffsjournale“).
Der Grund liegt vielmehr in der gröfseren Unabhängigkeit der
Dampfer von Wind und Wetter und Strömung: drei Umstände,
welche gerade bei der Fahrt im Golf von Guinea den Seglern aufser-
ordentliche Schwierigkeiten und Verzögerungen entgegenstellen. Segelschiffreisen
bis Lagos beanspruchen eine mittlere Dauer von 45, bis
zur Kongomündung von 62 Tagen. In der gleichen Zeit läuft ein
Segler im Westen des Atlantik nach Rio bezw. bis in die Nähe der
Falklandsinseln oder bis Kapstadt. Die Heimreise ist noch mühsamer
und zeitraubender als die Ausreise. Die Schiffe müssen gegen den ‘
Guineastrom ankämpfen; in dem atlantischen Kalmengürtel zwischen
den beiden Passaten mufs meist der erste, unfreiwillige Halt! gemacht
werden; die Azorengegend mit ihren Windstillen ist die zweite h arte
Geduldsprobe, und dann tr it t nicht selten eine dritte und härteste,
weil so nah der Heimat, beim Kap Lizard, also dicht vor dem Kanal,
an die Segler heran, wenn hier die westlichen Winde durch östliche
plötzlich abgelöst werden.
Die ungemeine Gleichartigkeit a l l e r Verhältnisse, die im ganzen
äquatorialen Westafrika bei gleichen geographischen Bedingungen auf