Verkehrswege
im
Urwalde.
Verkehrsweg
e im
Graslande.
Verkehrsmittel.
guten Weges verwendet werden, wenn er nach ein paar Jahren vielleicht
nicht mehr benutzt wird?
Am niederträchtigsten sind diese Wege im Urwalde. Auch wo
der Boden h a rt ist, wird der Pfad doch durch das stete Begehen
mindestens 1/i bis 1 Fufs tief und ist dabei von Wurzeln durchzogen: das
nennt man dann schon einen sehr guten Weg. Wo er aber weicher
ist, wird der zum Graben gewordene Pfad oben breit, unten schmal
und halb mannstief. Hier sammelt sich dann das Wasser, versumpft
ganze Niederungen, so dafs man stundenlang durch Schlamm und
Morast waten mufs. Is t der Boden Letten, so wird er durch die nackten
Füfse so glitschrig, dafs zehn-, zwölf- und mehrmaliges Ausgleiten
und Stürzen zur Tagesordnung gehört. Fü h rt der Pfad durch Niederwald,
so ragen Busch und Strauch und Schlinggewächse so über
ihn herein, dafs man mit Gewalt sich durchzwängen oder unten durchschlüpfen
mufs. Im Hochwalde liegen die gestürzten, irischen und
halbverfaulten, mächtigen Stämme zu Dutzenden quer über den Weg.
Die zahlreichen und in der Regenzeit hoch angeschwollenen Wasserläufe
sind entweder ohne jegliche Überbrückung — das ist der häufigste
Fall — , oder wenn der Flufs nicht breit is t, liegt ein schlüpfriger
Baumstamm quer über oder endlich fü h rt über ihn eine schwanke
Lianenbrücke (siehe Abb. 2 bei S. 119).
Weit besser sind die Wege im hochgelegenen, steinigen Graslande,
namentlich in der Zeit gleich nach den jährlichen Grasbränden. Dann
ist der Pfad frei und gestattet auch freien Ausblick; vorher verschwindet
der Wanderer vollständig im Buschgras, das 2 m und darüber hoch wird,
und zerschneidet sich Gesicht und Hände an den scharfen Rändern
des starren, dichtwogenden Halmenmeeres. Der Weg selbst, allerdings
nicht viel mehr als eine ausgewaschene Wasserrinne, die mit scharfem
Gestein den Fufs verletzt und in der bei einem Tornado oder in der
Regenzeit das Wasser daherschiefst, ist wenigstens fest und h a rt, und
der im Urwald so hemmende Busch kommt so gut wie gar nicht vor.
So sind die Verkehrswege im nördlichen Hinterlande von Kamerun
beschaffen; an der ganzen Westküste befinden sie sich fast überall in
gleichem Zustande. Welche Verkehrs- oder, was hier gleichbedeutend,
welche Transportmittel gestatten sie?
Die Wasserläufe zu benutzen, geht ja wohl streckenweise an; aber
einmal ist es doch ein selten glücklicher Zufall, dafs einem ein Flufs
den Gefallen thut, auf die Dauer in der beabsichtigten Marschrichtung
zu strömen, und dann donnern in fast allen afrikanischen Gewässern
nicht sehr ferne von der Mündung die Fluten über Felsbarren in
Stromschnellen und Fällen zu Thal: da wäre also schon das Ziel dem
Weitervordringen gesetzt, und hier angelangt, wäre der Reisende jeglichen
Mittels zum Weiterkommen beraubt.
Lasttiere irgend welcher Art sind, zum mindesten im Urwald, vollständig
unverwendbar: das geht wohl zur Genüge aus der Schilderung der
Wege und Wasser hervor. Wir hatten trotzdem, um doch einen Versuch
in dieser Richtung zu machen, und in der Hoffnung, die Tiere wenigstens
zwischen Mundame und Barombistation zu benutzen, einen Esel und
vier Maultiere von Madeira nachkommen lassen: zwei Maultiere
ertranken auf der F ah rt den Mungo stromaufwärts, die beiden anderen
mufsten mit gebrochenen Beinen zwischen Mundame und Barombi erschossen
werden; der Esel gelangte zwar bis auf die Station, aber
ohne jede Beladung, mit Mühe und Not' seine werte Person allein;
und nach vier Wochen war er verendet. — Der Elefant wäre vielleicht
das einzig mögliche tierische Transportmittel, wenigstens in der
Trockenzeit. Dafs auch der afrikanische Elefant gezähmt werden kann,
wissen wir je tz t; aber verschiedene Bedenken (ich erwähne nur die
äufserst zeitraubende und sorgfältige Bepackung, damit er die Lasten
nicht einfach an den Bäumen abstreift, u. a. m.) machen seine Verwendbarkeit
immerhin zweifelhafter, als man auf den ersten Blick anzunehmen
geneigt ist.
Es bleibt eben vorerst als einzigstes Transportmittel der M en s ch ,
der T r ä g e r und zwar der farbige.
Die Trägerfrage ist aber der wunde Punkt bei allen westafrikanischen
Expeditionen, besonders in den deutschen Kolonieen Kamerun
und Togo; ich glaube wenigstens nicht, dafs hier diese Verhältnisse
wesentlich günstiger liegen als in Kamerun. Den unleugbar vorhandenen
Vorteilen, den Menschen als Transportmittel zu verwenden, steht eine
weitaus gröfsere Zahl von Nachteilen gegenüber: Kostspieligkeit, geringes
Tragvermögen des Einzelnen und damit Verlängerung der Marschkolonne,
erhöhte Schwierigkeit der Verpflegung. Der Träger ist nicht
selten Veranlassung zu Streitigkeiten mit den Eingeborenen und mehr
als eine Expedition ist gescheitert nicht infolge des Verhaltens der
Eingeborenen gegen sie, sondern ihrer Träger gegen diese. Während
das Tier frei bleibt von der Furcht vor dem Unbekannten und nur
vor einer unmittelbar drohenden Gefahr Widerspenstigkeit zeigt, genügt
vielfach beim Neger das Bewusstsein der Unsicherheit oder einer
gewissen, wenn auch noch in zeitlicher und räumlicher Ferne liegenden
Gefahr, ihn ängstlich und feige zu machen, läfst ihn schliefslich sogar
offen meutern. Ich habe in Abschnitt I berichtet, in welche Lage uns
Lasttiere.
Träger.