dem deutschen Soldatenauge bewunderswertem Geschick und Ordnung.
Bis zu diesem Moment kann und mufs geradezu von Taktik gesprochen
werden.
Aber hei der Aktion selbst ist von einer Gefechtstaktik keine Rede
mehr. Sobald das Signal zum Sturm gefallen oder der Kessel um das
überlistete menschliche Wild geschlossen, giebt es kein Halten mehr,
und wie aus der Hölle losgelassene Teufel braust alles nach vorn. Jeder
Zusammenhalt löst sich, die Stimme der Führer verhallt; das Gefecht
wird in Gruppen- und Einzelkämpfen dürchgekämpft.
Fü r das Auge ist das alles ein prächtig schönes Bild. Die
schlanken, muskelkräftigen, halbnackten braunen Gestalten, in wilder
Raub- und Kampflust entfesselt, stürmen in mächtigen Sätzen Vor,
mit wehenden Federhüschen (Abh. 47), mit flatternden, nachschleifen-
Abb. 47.
Kopfschmuck der Balimänner (im Kriege und bei Tänzen getragen).
den Kriegshemden, Speer oder Gewehr in der Hand; ih r Kriegsgeheul,
das Gedröhn der grofsen Kriegshömer aus Elefantenzähnen, das
Knattern der Gewehre, das eigentümlich sausende Zischen der Speere,
das Geprassel der brennenden Grasdächer, deren einzelne Stücke in
hellen Flammen durch die Luft fliegen, überall neue Brände erzeugend,
das Rauschen und Zusammenbreohen der niedergestürmten Bananenhaine,
der Todes'schrei der Gefallenen, denen der Sieger im Stürzen
bereits den Schädel am langen Schopfe fafst und abhaut, um, ihn b lutspritzend
und -triefend hoch im Triumphe schwingend, weiterzustürmen.
Dazu das Geblök der aufgeschreckten Schafe und Ziegen, die Hühner
flattern kreischend durch das Flammenmeer, das Geschrei der flüchtenden
Weiher und Kinder; und auf diesen Höllenkessel strah lt aus tiefblauem
Himmel lotrecht die Tropensonne herab und wiegen sich die
Palmen im Winde, der aus dem Flammenofen entfacht wird.
Der Mordlust gesellt sich die Beutegier: Weiber und Vieh werden
mitgeschleppt, und mir bleibt eine Scene unvergefslich, wie auf dem
Marktplatze eines gestürmten Dorfes zwei Balikrieger sich um ein
Weib rauften. Der eine zog am Arme, der andere an ihren Beinen.
Dabei war dem einen durch einen furchtbaren Hieb das ganze Gesicht
zerfleischt, der andere hielt sich mit einer Hand die aus . einer breiten
Bauchwunde hervorquellenden Eingeweide: die Beute liefsen sie nicht
fahren!
Beim Rückzuge flutet alles ebenso regellos zurück. Um Verwundete,
Gefallene, Ermattete kümmert sich kein Mensch, und deren
Köpfe liefern auch dem geschlagenen Feinde noch leicht gewonnene
Kriegestrophäen. Uebrigens ist der Rückzug bei der Art seiner Ausführung
der schwächste Punkt; und gar nicht selten benutzt das der
geworfene Gegner mit Erfolg.
Die Männer werden getötet, und ihre Köpfe sind die begehrten
Siegeszeichen; n u r Weiber und auch Kinder als Sklaven mitgeschleppt;
wie eben solche Kriegszüge hier zu Land nie eigentliche Sklaveüraub-
kriege sind. Mit drei Hieben meist ist der Schädel vom Rumpf getre
n n t: zwei dicht un ter dem Kinn rechts und lin k s, der dritte im
Nacken. Am Schopf oder an einer rasch durch Mund und Schnittfläche
geführten Baststrippe wird er dann getragen. Einer hierbei Menschen-
von den B a l i (und wohl auch den anderen Stämmen) hethätigten
Sitte verdankten diese den ungerechtfertigten Ruf im Waldland, dafs
sie Menschenfresser seien. Sie pflegen nämlich entweder von der
Klinge des breiten Schlachtmessers das Blut ahzulecken oder auch,
namentlich wenn der Gefallene ein vornehmer, oder wegen seiner
Tapferkeit berühmter Krieger war, ihm ein kleines Stückchen Fleisch
aus dem rechten Handballen oder aus der linken Brust herauszuschneiden
und am Platz zu verschlingen; der Grund ist die ahergläu