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Mystische
Gegenstände.
Pfeifenköpfen angebrachten menschenähnlichen Fratzengebilde (Abb. 61,
S. 385 und Abb. 77, S. 405) halte ich, wie dort schon gesagt, eben n u r
für solche). Bei den B a ta n k o a n , einem Ureinwohnervolk, dagegen
bestehen die Amulette gröfstenteils in götzenähnlichen Darstellungen.
3. Mystische Bedeutung bei den verschiedenen Ceremonieen h aben:
Wasser, weifse Erd e , Rotholz, Kola, das Huhn (ich erinnere an den
Vogelkult unserer Altvordern) Blu t, der Schaf bock, ein Pfahl (stets
dreigabeliger verdorrter Strunk; auch Nachtigal berichtet von einem
„heiligen Pfahl“ in Baghirmi), Menschenknochen und Menschenschädel (?);
dazu noch die als eigene Kultgeräte hergestellten mehrzinkigen Eisen
(Abb. 101, S. 430) und die heiligen Speere (Abb. 102, S. 431).
4. Eine Priesterkaste giebt es in den Baliländern nicht.
Eine solche findet man bei den Negern überall da, wo die Herrschergewalt
nicht festgewurzelt is t, sie also als Stütze abergläubischer
Zauberschwindeleien bedarf. Dafs diese Mittel zum Zweck in der Hand
kluger Fetisch- und Medizinmänner dann nicht selten in eine Priestertyrannei
ausarten, der auch der Häuptling selbst machtlos sich beugen
mufs, gehört nicht hierher. Die Graslandfürsten fühlen sich als in
ih re r Macht gefestigte Despoten, und s in d es auch ihrem Volk gegenüber;
die Bethätigung religiöser Ceremonieen ist ih n e n nur religiöses
Beiwerk. So ist der Graslandherrscher Oberhaupt und Oherpriester
zugleich, der die Kultakte anordnet, meist selbst leitet. Sie entbehren
nicht einer gewissen Würde; ich erinnere an die Ceremonieen beim
Womatanz (S. 430), beim Ledawaffenfest (S. 431) u. a.
Der schlichteste dieser Akte h a t auf mich den meisten Eindruck
gemacht: so oft ich auf längere Zeit von der Station mich entfernte,
liefs es sich Garega nicht nehmen, mich in seiner Weise zu verabschieden.
E r empfing mich dann an der Thüre seines Gehöftes in
einfacher Haustobe. Neben ihm stand Tituat, hielt eine Schale mit
Wasser und reichte dem Häuptling einen kleinen Zweig. Mit diesem
besprengte Garega mir Brust und Nacken und Schulter, murmelte
leise Worte dazu und schlofs mich hierauf in seine Arme. Dann schob
er mich mit einem Ruck weg und hiefs mich ziehen.
Ich mufste der Zeiten gedenken, in denen die sorgliche Mutter
dem scheidenden Knaben mit geweihtem Wasser das Kreuzzeichen auf
Stirn und Mund und Brust machte. — —
Absehnitt VII,
Streifzüge in die Tierwelt.
Die Tierwelt im Küstengebiet; •— im Waldland; im (eigentlichen) Grasland.
W i s s e n s c h a f t l i c h e Beobachtung der Tierwelt verlangt eigene
Vorbildung in der Heimat einerseits, systematisches Arbeiten draufsen
andererseits. Zu letzterem gehören ruhigere Zeiten und geordnetere
Verhältnisse in jeder Beziehung, als sie mir in den Jahren 1891/93
beschieden gewesen waren; über erstere verfügte ich leider nicht: so
können diese Streifzüge nicht mehr sein als das in schlichtes Gewand
gekleidete Ergebnis meiner Beobachtungen auf dem Marsch, auf der
Station, auf gelegentlichen Jagdstrejfen. Gerade das, was auch der
Laie zu leisten vermag, wenn er, wie ich, seit früher Jugend gern und
viel durch Wald und Feld der Heimat, mit dem Stock in der Hand,
mit der Büchse über der Schulter gestreift ist: Beobachtung des
T ie r le b e n s , ward mir durch die Ungunst der Verhältnisse sehr eingeschränkt;
entweder mufste ich in scharfen Märschen das Land durchziehen
oder ich lag auf der Station fest in Unterhandlungen und
Verhandlungen, die junge Schöpfung dort oben zu festigen, oder das
Waffenspiel in Krieg und Frieden forderte meine Anwesenheit.
Noch etwas möchte ich vorausschicken; ich habe mich an früherer
Stelle (Abschnitt III, S. 69 u. f.) bereits darüber ausgesprochen. Falsche,
von der Wirklichkeit abweichende Vorstellungen herrschen in der
Heimat über die Tierwelt der Tropen. Ihre Vertreter, und gerade die
als die „wildesten“ verschrieenen, fliehen, wenn nicht angeschossen
oder überrascht oder in die Enge getrieben, vor dem Menschen und
verbergen sich; sie bleiben in den Dickungen, in den Wipfeln der gewaltigen
Bäume versteckt und verschwinden, selbst zu Tode getroffen,
häufig spurlos in dem Pflanzengewirr.
Das ist übrigens auch ein weiterer Grund, warum gerade auf
M ä r s c h e n die Ausbeute in dieser Beziehung so gering ist. Eine
Fährte, ein Laut ist oft alles, was die Anwesenheit eines Tieres verrät.
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