W e i: gute
Träger.
die Gehorsamsverweigerung unserer Träger auf Mi-Yimbistation gebracht
hat.
In Kamerun tr itt zu diesen allgemeinen Nachteilen, die mit westafrikanischen
Trägerkarawanen überall verbunden sind, noch ein ganz
wesentlicher weiterer hinzu: der Küstenneger, der Dualla, ist zu verwöhnt
und zu faul, auch viel zu feige, als dafs er sich als Träger
gebrauchen liefse. Mit den Angehörigen anderer Völkerschaften sind
noch wenig Versuche gemacht worden (die Eingeborenen gehen sich
im allgemeinen nicht gern zu diesem Dienste her, der übrigens auch
erlernt sein will); zum mindesten ist noch nicht im entferntesten
ein gewisser Stamm geschaffen, zahlreich genug, etwaige Expeditionen
mit Trägern der eigenen Kolonie zu versehen: so ist der Forschungsreisende
in Kamerun auf fremde Gebiete und damit fremde Gnade
angewiesen. Die Hauptbezugsquelle ist der Freistaat Liberia; dazu
kommt auch noch Akkrah und Lagos (beide englisch).
Das ist aber einmal teuer; dann kann jederzeit von dem betreffenden
Lande die Ausfuhr von Trägern verboten werden, und
schliefslich ist die Anwerbung zeitraubend und umständlich, weil der
Reisende stets seihst an Ort und Stelle sich die Leute aussuchen und
mit ihnen unmittelbar verhandeln mufs, wenn er nicht vom schwarzen
nnd weifsen Vermittler schmählich in Bezug auf Kosten, Zahl und
Beschaffenheit der Träger betrogen werden will. Am sichersten th u t
er, sich die Leute gleich auf der Ausreise persönlich anzuwerben u n d
mitzunehmen.
Als die besten Träger habe ich entschieden die Wei — ein
liberianischer Negerstamm — befunden, meist mittelgrofse, eher kleine,
aber zähe Burschen. Sie sind unermüdliche Buschläufer, leichtlebig,
aber auch leichtherzig und es steckt eben infolge ihres unsteten
Landsknechtssinnes ein gutes Stück Wagemut in ihnen. „Wein, Weib
und Gesang“ : in dieser Dreizahl verkörpern sich die- begehrten
Lebensgenüsse dieser braunen Epikureer. Damit freunden sie sich
im Quartier rasch mit den Eingeborenen a n ; noch häufiger, vor allem
in Bezug au f das Ewig-Weibliche, sind sie allerdings Veranlassung
verschiedener Reibereien, und gerade die etwas naturalistische Umsetzung
des: „Er wirbt nicht lange, er zeigt nicht Gold, im Sturm
erringt er den Minnesold . . .“ in die Praxis h a t mich einmal in eine
sehr unangenehme Lage gebracht. Dazu kommt noch eine weitere
Leidenschaft: das Spiel. Ganze Summen werden von den Kerlen verloren
und gewonnen und nicht selten setzt einer den* Lohn fü r ein,
ja zwei weitere Dienstjahre, die er dann im Falle des Verlustes auch
ohne jedes Sträuben abzudienen bereit ist. Auf 20, 40 £ und noch mehr
beziffern sich die Spielschulden.
So ausdauernd auf Märschen der IVei i s t , so gut er Hunger und
Durst ertragen kann, ebenso empfindlich ist er, wie übrigens alle Neger
mehr oder weniger, gegen Kälte. Jegliche Disciplin hört auf, Aufmunterungen
sind wirkungslos, Drohungen fast nicht minder. Zintgraff
hat auf seiner Adamaua-Expedition, von einem Hagelwetter überrascht,
18 Leute infolge der Kälte verloren; mir blieben, als ich nur zwischen
Bamesson und Bali einmal von einem Tornado mit starkem Hagel
überfallen wurde, fünf Träger tot, erstarrt, und nur mit Kolbenstöfsen
gelang es mir, die übrigen wenigstens bis zu einem etwas geschützteren
Platz vorwärts zu treiben.
Ein seltenes Beispiel von Unerschrockenheit eines Wei bleibt mir
unvergefslich und wäre einer besseren Sache würdig gewesen. Der
betreffende, er hiefs Mbarra Dungu, gehörte anfänglich zu den wenigen
Getreuen, die mit uns von Mi-Yimbi nach Baliburg gezogen waren.
Dort oben aber machte er sich verschiedener schwerer Vergehen gegen
die Kriegsartikel der Expedition schuldig, zuletzt offener Gehorsamsverweigerung
und Aufhetzung der noch übrigen Wei zur Meuterei. E r
ward in Ketten geworfen und zum Tode verurteilt. Festen Schrittes
legte er den Weg von seinem Gewahrsam zum Scheibenstand, an dem
er erschossen werden sollte, zurück. Als er angebunden wurde, stöhnte
er nur einmal „o my father“ ; war aber gleich wieder gefafst. Ich las
ihm das Urteil vor und fragte ih n , ob er noch was zu sagen habe.
„You kill me for nothing, th a t palaver no be finished, them lieve for
God“ schrie er, und ich sehe noch den wuterfüllten Blick, den er mir
zuwarf. Und als ihm die Augen verbunden waren, stellte er sich
möglichst breitspurig hin und sagte trotzig: „All rig h t, Sir.“ f t —
Fertig!m Legt a n ' Ä ' Fe a e r!l l und me™e Soldaten hatten gut gezielt.
Is t auch die Habsucht, die Aussicht auf Gewinn und Lohn natür- zusammen-
lich die erste Triebfeder des Gehorsams und der Treue der Träger KiS^faua.
ihrem Führer gegenüber (wie das übrigens auch un ter uns Kulturmenschen
Vorkommen soll!), so entwickelt sich doch immerhin
ein gewisses, gegenseitiges Zusammengehörigkeitsgefühl, herausgehoren
aus gemeinsam bestandenen Unternehmungen, gemeinsam ertragenen
Gefahren und Strapazen, wenn anders der Führer die Gabe h a t, die
Leute zu behandeln. Ich erinnere mich der kostbaren Antwort, die
mir einmal mein Diener, ein Wei, gab, als wir zu einer militärischen
Unternehmung gegen ein feindliches Dorf marschierten und ich ihn