142 Buch X. Kap. 3. §. 17.
suchen. Als der Chalif auf seinem Verlangen, H'onain aber auf
seiner Weigerung bestand, liess jener diesen gefangen setzen, und
ihn so mit Spionen umringt, die über jedes gesprochene Wort berichteten,
ein Jahr lang schmachten. H'onain übersetzte während
dieser Zeit voll Eifers, und kein verdächtiges Wort entschlüpfte
ihm. Nach Jahresfrist liess ihn der Chalif abermals vor sich kommen,
erneuerte seinen Befehl, und drohete bei fortgesetzter Weigerung
mit Folter und Tod. H'onain blieb standhaft, und nun erst
erklärte Motawakkil alles für blosse Prüfung, und setzte ihn in
seine Aemter ein. So lebte und wirkte H'onain, bis der Schreiber
(geheime Secretär) Althaifüri, vielleicht jener J s r a i l B en Zakariä
I b n Al thaifüri , den Wüstenfeld unter nr. 51 anführt, Arzt des
Vezirs des Chalifen Motawakkil um 854, ihn ins Verderben stürzte.
Die Verelirung der Heihgenbilder war in der christlichen Kirche
842 durch die Kaiserin Theodora förmlich anerkannt; nur Schismatiker,
wie die nestorianischen Ibadi, verschmäheten sie. Als nun
H'onain einst in ein Haus trat, worin er die Bilder Christi und
der Apostel und vor denselben brennende Lampen aufgestellt sah,
fragte er den Hausherrn: „Wozu verschwendest du das Oel, da
dies doch weder Christus noch seine Jünger, sondern nur ihre Bilder
sind? Es entspann sich ein Wortwechsel, Althaifüri foderte
den arglosen H'onain auf, die Bilder, wenn er sie wirkhch der Verehrung
unwerth erachte, anzuspeien. Er that es, ward beim Bischof
verklagt, von diesem mit dem Kirchenbann belegt, und —
starb Tags darauf, wie man sagt, an Selbstvergiftung, im Jahr
260 der Higradt, oder 873 n. Chr. (nach Ibn Alqofthi; Reiske in
seiner Anmerkung zu d'Herbelot lässt ihn vier Jahr später sterben).
— G'abril Ben Bachtischüa war 828 gestorben, Motawikkil 847
zur Regierung gelangt; H'onain empfing also, wenu Reiske's Angabe
seines Geburtsjahrs richtig ist, den Besuch G'abril's vor seinem
neunzehnten, ward von Motawakkil eingesperrt nach seinem
acht und dreissigsten Lebensjahr, und erreichte ein Alter von vier
und sechzig Jahren oder, wenn die Angabe seines Todesjahrs bei
Eeiske die richtige sein sollte, acht und sechzig Jahren. Ich finde
in diesen Zeitbestimmungen nichts Unwahrscheinliches, und verstehe
B u c h X. Kap. 3. §. 18. 143
daher nicht, warum Wüstenfeld H'onains Geburt fast zwanzig Jahr
früher ansetzen möchte.
Das lange von Wüstenfeld gelieferte Verzeichniss seiner Schriften,
theils eigener Werke, theils Uebersetzungen, gehört nicht hierher.
Jene waren meist medicinischen, einige auch grammatischen
Inhalts; unter diesen mache ich nur die Uebersetzungen des Paul
o s Aeginetes, des Aristoteles von der Seele, so wie
von der Erzeugniss und Verderbniss und endlich die des
N i k o l a o s Damaskenos bemerldich. Doch übersetzte er die
beiden aristotelischen und das Werk des Nikolaos nur ins Syrische;
ins Arabi sche ward Ar i s toteles von der Seele erst durch
J a l i i a Ben Adi i) (nr. 110 bei Wüstenfeld, der aber diese Uebersetzung
übergeht), gestorben 974, Aristoteles von der Erz
e u g n i s s und Verderbniss und Nikolaos von Isliaq Ben
H ' o n a i n , von dem ich gleich sprechen werde, übersetzt. Es ist
nicht klar, ob H a l l e r d e m Vater H'onain Ben Isliaq, oder dem
Sohn Isliaq Ben H'onain ein Werk zuschreibt de Simplicibus
m e d i c ame n t i s , welches im Jahr 1515 in Lyon in folio erschienen
sein soll. Titel Druckort Jahreszahl Format und der Name
Ysaak lassen mir aber keinen Zweifel übrig, dass sich Haller durch
die Ausgabe der Werke des Juden Isliaq Ben Solaimán, unter
denen auch ein Liber virtutum de simplici medicina Constantini
vorkommt, täuschen liess.
§. 18.
I s l i aq Ben H'onain, der Uebersetzer des Nikolaos ins
A r a b i s c h e , nebst einigen Andern.
Des Vaters Thätigkeit setzte einer seiner Söhne, TsKq Ben
H ' o n a i n , nnd seiner Schwester Sohn H'obaisch Ben Alliasan
Alasam, fort. Auf letztern soll der alte H'onain v • orzüglich stolz
gewesen sein^); doch betreffen seine Arbeiten, so weit wir sie
1) Wenrich L c, pag, 134.
2) Hall er biblioth, hotan» pa^r. 173»
3) Ahul Pharaj\ pag, 174.
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