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454 Buch XI. Kap. 4. §. 65.
u x o r e P e t r i derlei f i lüAdel fer i i mediei. Ich weiss nicht,
wie sich Renzi am Ende des zweiten Theils seiner Collectio über
diese Worte, die so deutlich von der Frau eines Klerikers
sprechen, geäussert haben mag. Sollte nicht beim Sohn wie beim
Vater mediei statt clerici zu lesen sein?
In einer Urkunde von 1035 bei Renzi ist die Rede von einem
C l e r i c u s et medicus Petrus, und in zwei eiwas spätem von
einem Clericus et medicus Hyacinthus, der um dieselbe
Zeit gelebt haben muss. In spätem Urkunden wiederholt sich dieselbe
Bezeichnung noch mehrmals; doch weit öfter wird des geistlichen
Standes der Aerzte nicht gedacht.
Zwei auf die salernitanische Schule bezügliche Begebenheiten,
die der Zeit nach jetzt folgen, erzählt Ordericus Vitalis, ein normannischer
Historiker, der bald nach 1140 schrieb. Beim Jahre
1059 berichtet er^), wie Rodul fus genannt Mala Corona,
ein viel gereister, in fast alle Wissenschaften tief eingeweihter
Mann, von dem, wie es an einer andern Stelle heisst, die Greise
ihren Kindern und Enkeln mit Bewunderung erzählen, nach Salerno
kam, und fährt fort: „Physicae quoque scientiam tarn copiose
habuit, ut in u rbe Psaleri tana, ubi maximae medic
o r um scholae ab antiquo tempore habentur, neminem
in medicinali arte praeter quandam sapientem matronam
sibi parem invenerit. Das ist die älteste bekannte Erwähnung der
s a l e r n i t a n i s c h en Schule, so wie einer g e l ehr t e n Salern
i t a n e r i n . Später kommen die Mul ier es S a l e r n i t a n a e häufig,
Eine derselben Trotula sogar als bekannte medicinische
Schriftstellerin vor.
Ein andermal erzählt derselbe Historiker 2) beim Jahr 1084
folgende Geschichte. Zur Heilung einer in der Schlacht empfangenen
Wunde schickte Robert Guiskard Herzog von Calabrien
und Apulien, der damals auch schon Salerno erobert hatte, seinen
1) 0 r deri ci V Halts historiae ecclesiasiicae Uber III, in Du Chesne
Mstoriae Normannorum scriptores, hütet. Paris. 1619 in fol,, pag, 477. Die folgende
Stelle pag, 464.
2) Ibidsm Uber VII. pag. 644.
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Sohn erster Ehe Boemund zu den salernitanischen Aerzten, „quorum
fama per orbem admodum divulgata est exc eil ent ia me d i -
c i n a l i s peritiae." Des Herzogs zweite Gemalin, eine Schwester
des Fürsten Gisulfus von Salerno, Sichelgaita, aufgewachsen
unter den salernitanischen Archiatern, und von ihnen in der Kunst
des Giftmischens unterrichtet, bereitete ihrem gehassten Stiefsohn
eigenhändig einen Gifttrank, und übersandte denselben jenen Archiatern.
Sogleich begriffen dieselben die Absicht ihrer Herrin
und Schülerin, und brachten dem Prinzen, den sie heilen sollten,
das tödtliche Gift bei. Allein der Vater, benachrichtigt von dem
plötzlich veränderten Gesundheitszustande seines Sohnes, schöpft
Verdacht, und drohet, an demselben Tage, an welchem Boemund
stürbe, Sichelgaita zu ermorden. Diese, dadurch eingeschüchtert,
bereitet wiederum selbst ein Gegengift, und bittet und beschwört die
Aerzte den Prinzen zu retten, was ihnen denn auch mit vieler
Kunst und Mühe gelingt. Doch Sichelgaita, in banger Besorgniss
um den Erfolg ihrer zweiten Sendung und um ihr eignes Leben,
wenn der Ausgang sie täuschte, vergiftet nun ihren eignen Gemal,
und geht, sobald sie sich von der Wirkung ihres Giftes überzeugt
hält, mitten in der Nacht mit allen ihren Longobarben und sonstigen
Anhängern zu Wasser nach Salerno, um selbst den Prinzen
zu todten, lässt aber zugleich alle übrigen Schiffe im Hafen
verbrennen, um sich gegen Verfolgung der Normannen ihres Gemals
zu sichern. Demungeachtet wird der Prinz gewarnt, und hat
noch Zeit zu einem andern Normannenfürsten zu flüchten. — So
weit Ordericus. Andre Historiker wissen nichts von diesen Giftmischereien,
sie kennen nur den Heldenmuth, mit dem Sichelgaita
in Schlachten an der Seite ihres Gemals focht, und lassen diesen
in Gegenwart seiner Gemalin an einer ansteckenden Krankheit
sterben, die in seinem Heere wüthete. Die Vergiftung des grossen
Normannen-Herzogs wäre auch das verkehrteste Mittel gewesen,
das Sichelgaita ergreifen konnte, um ihrem eignen Sohne Robert
die Gunst der Normannen und dadurch die Thronfolge zu gewinnen.
Gleichwohl folgte derselbe seinem Vater, und Boemund, geboren
vor des Vaters Thronbesteigung von einer nachher verii