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geschrieben über einen durch den Karst verletzten Weinstock.
Endlich hatte der schon genannte Dujabi , der den Titel des Fürsten
der Philosophen führte, mit eigener Hand tausend Bilder gemalt,
die er in einem Tempel in der Gegend von Tyr niedergelegt
hatte, und unter jedem stand eine Inschrift, welche die Eigenschaft
dieses Bildes angab. In demselben Tempel hatte er auch ein ausführliches
Werk niedergelegt, enthaltend genaue Nachrichten über
seine Absicht bei jedem der Bilder, und den Gebrauch, den man
davon machen könnte. Zur Zeit, als der Verfasser der nabathäischen
Landwirthschaft schrieb, war dieses Werk, so wie ein grosser
Theil der Bilder verloren gegangen; nur hundert und achtzehn
hatten sich erhalten, darunter eins, welches einen Weinstock darstellte.
Hadschi-Chalfa citirt eine Abhandlung der Na b a t h ä e r üb er
d i e Magie, übersetzt von Ibn Wahschijjah. Maimonides in
seinem Werk More-Plannebukim citirt nach der nabathäischen Landwirthschaft
die Namen noch mehrerer nabathäischer Schriftsteller,
und diese Namen sind gesammelt durch Hottinger in seiner Historia
orientalis/^
So weit Quatremere. Eines entscheidenden Urtheils über das
Alter dieser Literatur überhaupt und der nabathäischen Landwirthschaft
ins Besondere enthält er sich zwar, doch begründet er seine
Vermuthung darüber so ausführlich und zuversichtlich, dass sie
sich wirklich als das Endergebniss der ganzen Untersuchung dai^-
stellt, „Zuvörderst, sagt er, steht fest, dass der Verfasser der nabathäischen
Landwirthschaft unter den mancherlei Nachrichten, die
er über asiatische Culte giebt, weder direct noch indirect auch nur
ein Wort sagt, das sich auf das Christenthum bezöge. Man darf
demnach voraussetzen, dass er sein Werk vor der Entstehung des
Christenthums geschrieben habe." Noch grösseres Geweicht legt
Quatremere auf den blühenden Zustand, worin das Werk die Stadt
Babylon erscheinen lässt, einen Zustand, der auf die Zeit vor Gründung
der persischen Monarchie schliessen lasse; denn nach derselben
hätte die Stadt ihren früheren Glanz nie wieder erlangt.
Von Ninive, fügt er hinzu, spräche der Verfasser wie von einer zu
seiner Zeit noch existirenden Stadt, und wiewohl er vieler Orte in
Babylonien gedenke, so nenne er doch weder Seleukia noch Amapea
noch Ktesiphon noch sonst eine der von den Seleukiden Arsakiden
und Sassaniden erbauten Städte. Auch keinen crriechisehen
oder römischen Schriftsteller führe er an; und schon die
Erscheinung eines so grossartigen Werks in nabathäischer Sprache
scheine zu beweisen, dass es zu einer Zeit verfasst sein müsse, in
welcher Babylon noch nicht das Joch einer fremden Herrschaft
trug. Aus diesen Gründen meint Quatremere das Werk über die
nabathäische Landwirthschaft in das V. oder VI. Jahrhundert vor
Chr., etwa in die Zeit des zweiten Nebukadnezar setzen zu dürfen.
Ueber das Alter der noch frühern in der nabathäischen Landwirthschaft
selbst angeführten Werke geht er mit der Bemerkung hinweg,
er sei zwar weit entfernt, sie für Werke der Männer zu halten,
deren Namen sie trügen, doch müsse man zugeben, dass die
Bewohner Babylons eine beträchtliche Menge so alter Werke besessen
hätten, dass man dieselben ohne Scheu für Producte Adam's
JSToah's u. s. w. ausgeben zu können geglaubt hätte.
Mich erinnert diese Beweisführung lebhaft an die des Alterthums
der punischen Literatur von Heeren, und abermals liegt mir
die Pflicht ob, die Fugen eines so anziehenden Gebäudes, wenn
nicht zu sprengen, wenigstens etwas zu lockern. Eine Schwierigkeit
dabei ist, dass mir die beiden Bücher der nabathäischen Landwirthschaft
selbst, woraus Quatremere seine Beweise zog, verschlossen
sind. Um so fleissiger studirte ich den ibn Alawwam und
Ibn Baithär, und fand zumal bei jenem manches, was vielleicht,
wäre es ihm bekannt gewesen, meinen Gegner selbst stutzig gemacht
hätte.
Ich fange an von Adam Enoch und Noah. Den ersten und
letzten nannte uns Quatremere als nabathäische Schriftsteller, den
zweiten finde ich als solchen in der Landwirthschaft bei Ibn
Alawwam noch häufiger als jene citirt. Wer hält ein Werk der
griechischen Literatur noch jetzt für alt, weil es den Namen des
Orpheus des Hermes oder sonst einer mythischen Person an der
Stirn trägt? Im Gegentheil verrathen dergleichen Namen in der
Regel spät untergeschobene Machwerke; und in der nabathäischen