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denen Arten ihrer medicinischen Wirksamkeit, und scheint demnach
dem grössern Werke nur als Einleitung gedient zu haben.
Doch scheint sich daraus zu ergeben, was Ibn Alqofthi unter der
bessern Ordnung der Heilmittel verstand, nämlich die Anordnung
nach der Wirkungsart.
Geboren war Ibn WMd im letzten Monat des Jahrs 387 (December
997) vornehmen Standes, eine Zeit lang sogar Vazir des
Almamün Jaliiä Ibn Dol Nun, Königs von Toledo, des mächtigsten
moslimischen Herrschers seiner Zeit in Spanien (regierte von
457 bis 469 oder 1065 bis 10771)), ¿er auch Cordova erobert hatte,
wo Ibn Wäfid als berühmter Arzt, vermuthlich vor seiner Erhebung
zum Vazirat lebte. Er starb erst, man weiss nicht wie lange nach
dem Jahr 460 (1068; die Jahrszahl 360 im Text des Ibn Abi
Oszaibiah ist oiFenbar ein Druckfehler. Nach Ibn Alqofthi blühete
er um die Mitte des fünften Jahrhunderts der H'igradt).
Ibn Baithär citirt ihn häufig, einige mal, wie I, S. 35, II, S.
204, um seine Meinung zu berichtigen, öfter als eine Auctorität,
bald eine praktisch medicinische, bald auch eine botanische; in
letzter Weise unterandern I, S. 279. Ich gebe Sontheimers Uebersetzung
der Stelle etwas geändert nach Serapion, der pag. 223
cap. 327 genau dieselbe Beschreibung ohne Angabe seiner Quelle
wiederholt, und nach einem Scholion von Plempius zu demselben
Heilmittel bei Ibn Sinä II, pag. 140. „H'ab azzalam, Ibn
Wäfid. Dieses sind fette breitgedrückte Körner, grösser als Erbsen,
aussen gelblich, innen weiss. Sie sind wohlriechend von angenehmem
Geschmack, und werden aus dem Berberlande gebracht,
Sie heissen bei uns schwarzer Pfeffer (nach einer Parallelstelle bei
Ibn Alawwäm II, p. 209. Sontheimer übersetzt SudanpfefFer, der
Uebersetzer des Serapion piper nigrorum), doch ist der wahre
schwarze Pfeifer etwas andres." Darin erkannte man die Knollen
des Cyperus esculentus. Nur Dodonäus widersprach, weil
H'ab eigentlich eine Beere heisst. Aber Plempius wies nach, dass
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1) Vergl. Ihn Alabdr bei Casiri I I , pag. 44, und Gonde Geschichte der
Mauren in Spanien, a. d. Spanischen von Ruts chmann 11, S. 43—56^
dasselbe Wort auch von den Bulbillen des Lauchs gebraucht werde.
— Eine andre Pflanzenbeschreibung, die sich gleichfalls bei Serapion
wiederholt, steht bei diesem pag. 79, cap. 89, bei Ibn Baithär
II, S. 102. „Schaqäqil. Ibn Wafid. Die Blätter dieser
Pflanze gleichen denen der Erbse, die unter dem Namen Albaschilat
bekannt ist. Die Pflanze hat daumen- oder fingerdicke lange
Wurzeln, die, wenn sie nahe an die Oberfläche der Erde kommen,
runzlig und wie Graswurzeln mit Gelenken versehen sind. Aus
den Gelenken kommen Blätter hervor, ähnlich denen der Baschilat,
welches die grose Erbse ist (similia foliis basai, et est aljulben
majus. Serap.) An der Spitze der Zweige erscheinen gegen Ausgang
des Frühlings und zu Anfang der Erndtezeit die Blumen,
an Farbe gleich denen des Veilchens, aber grösser. Wenn sie
abfallen, zeigen sich die schwarzen Samen von der Grösse der
Erbsen, erfüllt mit einer schwarzen süssen Feuchtigkeit. Die
Pflanze wächst im Schatten an der Wurzel hoher Bäume auf feuchtem
Boden. Man sammelt sie zur Zeit der Erndte." Ich bemerke
hierzu, dass statt Baschilat unstreitig Basiladt zu lesen ist. Denn
unter diesem Namen lehrt Ibn Alawwäm II, pag. 99 nicht allein
uns die Cultur einer Erbsenart kennen, sondern auch Ibn Baithar
I, pag. 140 bei Sontheimer, und pag. 92 in Dietz analect. medic.
ex libris mss., haben denselben Namen für eine in Aegypten beliebte
Erbsenart, obgleich Sontheimer an dieser Stelle eine andere
Lesart fand und vorzog. Wie man nun zweifeln kann, dass Ibn
Wäfid mit dem Namen Schaqäqil eine der gemeinen Gartene
r b s e sehr ähnl iche Pf lanze bezeichnen wollte, begreife ich
nicht. Ja ich würde sie gradezu für unser Pisum sativum var.
quadratum mit bläulicher Blume und schwärzlichem Samen halten,
wenn nicht die kriechende knotige Wurzel, wodurch nach Ibn
Alawwäm II, pag. 210 die Pflanze sogar vermehrt zu werden pflegte,
eine Staude verriethe. Gleichwohl ward sie von einem arabischen
Commentator des Ibn Sina (bei Plempius), so wie von verschiedenen
Lateinern des Mittelalters bald für ein Eryngium bald für eine
andere Doldenpflanze, die sogar den Namen Pastinaca Secacul
erhielt, genommen; und wirklich führt nach Rauwolf und Rüssel
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