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500 B u c h XI. Kap. 4. §. 68.
T r i d a c o n lagion h. e. Lactuca leporina i. e. Pi l igi s
p. 449. Eine Lactuca leporina hat Apulejus, doch ohne Synonyme
und ohne die dieser Pflanze zugeschriebene Wirkung gegen
Brandwunden. Anguillara hält sie für die C az z al e p r e
(HasenlöfFel) der Itahäner, d. h. unsern Leontodon autumnalis.
Indess kann hier nur eine Pflanze mit saftigen Blättern gemeint
sein.
U r i d i a p. 408, steht neben dem Leinsamen unter den essbaren
Hülsenfrüchten. Mir unbekannt.
§. 68.
Das Eegimen sanitatis Salerni.
Was von literarischen Producten nach Constantinus Africanus
den Eui der salernitanischen Schule am meisten hob, am weitesten
verbreitete, am längsten unterhielt, und lange Zeit beinahe
für ihre einzige oder doch vornehmste Leistung galt, das ist ein
Complex unzusammenhängender meist leoninischer Verse diätetischen
Inhalts, wie das bekannte:
Cur moriatur homo, cui salvia crescit in horto?
Salvia salvatrix naturae conciliatrix.
Uns stösst diese .Geschmacklosigkeit der Form zurück, und der
wissenschaftliche Gehalt des Gedichts, wenn man es so nennen
darf, lässt uns vollends unbefriedigt. Doch seine Bedeutung für
seine Zeit bleibt unverkennbar. Die populäre Darstellung, der
Inhalt, der dem, welcher sich die Regeln zu eigen machte, ein langes
Leben verhiess, sprachen an; die leoninische Form Hebte und
bewunderte man und überbot sich in künstlich verschlungenen
Reimen, wovon folgende Fuss für Fuss gereimten Verse bei Ackermann,
ich weiss nicht, woher genommen, ein glänzendes Muster
darbieten:
Quos anguis dirus tristi mulcedine pavit,
Hos sanguis mirus Christi dulcedine lavit.
Bei besonderm Anlass war das Büchlein hoher Protection pomphaft
empfohlen, und galt gleichsam für die Quintessenz salernitani-
B u c h XI. Kap. 4. §. 68. 501
scher Weisheit. Ja lange nach seiner Entstehung scheint es in
Montpellier und Paris Neider und Nachahmer gefunden zu haben,
denn heftig fährt Aegidius Corboliensis die Pharmakopolen zu
Montpellier an,
Quos facit artifices attritae frontis egestas,
Quos gula, quos stimulât et cogit avara dolosi
Ambitio nummi Carmen ructare Salernum etc.
Und statt des ersten Verses des salernitanischen Gedichts:
A n g l o r u m regi scripsit tota Schola Salerni,
lesen einige neuere Handschriften, gewiss nicht zufällig,
F r a n c o r um regi etc.; andere dagegen Rober t o regi etc.
Wer der englische König sei, dem die Schule das Gedicht
überreichte, ward lange bezweifelt; neuere Kritiker bis auf Renzi
erklärten sich einmüthig für den Prinzen Robert den Sohn Wilhelm
des Eroberers und ältern Bruder Wilhelm des Zweiten, welcher
sich, durch seinen Vater ausgeschlossen von der Regierung,
an einem Kreuzzuge betheiligte, und bei seiner Zurückkunft einer
empfangenen Wunde wegen zu Salerno verweilte, bis ihn die Nachricht
von seines Bruders Tode nach England abrief. Zwar den Thron zu
besteigen gelang ihm nicht, das Glück der Waffen entschied gegen
seinen wohlbegründeten Anspruch; doch ohne Zweifel dünkte er
sich dem Recht nach, und nannte er sich schon in Italien König,
so dass ihm die Schule bei seiner Abreise ohne Schmeichelei denselben
Titel geben konnte und musste; und ich begreife nicht, wie
Renzi2) darin Bedenken findet, zumal da ihm nicht gelungen ist,
einen wirklichen König von England, dem das Gedicht mit einiger
Wahrscheinlichkeit gewidmet sein könnte, nachzuweisen.
Ich durfte diesen Streitpunkt nicht unberührt lassen, weil er
mit zwei wichtigen Fragen, mit der nach der Aechtheit oder Unächtheit
vieler Verse das Gedicht, und mit der nach dem Zeitalter
der ächten innig zusammenhängt. — Die Zahl der zum Gedicht
1) Aegidii Corboliensis de laudibus et virtutibus campositorum medica-'
minum liber IV vers. 1à2 sqq., pag. 170 edit. Ch oul aut.
2) Renzi collectio Salernitana 1 pag, 207 sqq.
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