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140 Bu c h X . Kap. 3. §.17.
Farag^) fast alles, was die Beschreibung enthält, und dazukommt
eine dritte von Wüstenfeld diesmal unbenutzt gelassene Quelle,
G'amaladdin Ibn Alqofthi^ der Verfasser der Geschichte der arabischen
Philosophen der freilich ausser einigen Büchertiteln
wenig darbietet, was den beiden Vorgenannten fehlt.
Seine Namen w^erden verschieden angegeben, bei d'Herbelot^)
heisst er, ich M^eiss nicht, auf wessen Auctorität, Abu Zaid Abd
A r r a ß m ä n H'onain Ben IsKaq Ben H'onain, bei Wüstenfeld,
also vermuthlich nach Ibn Abi Oszaibiah, Abu Zaid H'on
a i n Ben Isliaq Ben Solaimän Ben Ejjub Alibadi, und
bei Ibn Alqofthi kürzer H 'ona i n Ibn Isliaq Abu Zaid Alibädi.
Geboren ward er nach Reiske (in einer Anmerkung zu d'Herbelot),
ohne Angabe seiner Auctorität im Jahre 194 (809); Wüstenfeld
möchte seine Geburt fast zwanzig Jahr später setzen, ohne zu sagen
warum. Mehr darüber bei seinem Tode. Sein Vater war Apotheker
in der zu Omars Zeit verwüsteten, und seitdem nie wieder
emporgekommenen Stadt H'irä am Euphrat, und gehörte zu dem
christlichen Stamm der Ibädi, die sich vor Verfolgungen in jene
öde Gegend geflüchtet und darin festgesetzt hatten. Der junge
H'onain, von Wissbegierde gespornt, ging nach Bagdad, und trat
bei dem berühmten Arzt Jaliiä Ben Mäsawaih, den wir schon
als Vorsteher der Uebersetzer kennen lernten, in die Lehre. Diesem
ward aber sein neuer Schüler durch zu viele Fragen lästig, so
dass er ihn einst, mit unzweideutiger Beziehung auf das Geschäft
seines Vaters, anfuhr: „was will der H'iraer mit der Medicin?
Geh, und schachere auf der Strasse mit Lumpereien Betrübt verliess
H'onain nach diesem Auftritt des Meisters Haus, und wandte
sich nach Griechenland, wo er sich der griechischen Sprache, des
Schlüssels aller Gelehrsamkeit für damalige Araber, bemächtigte,
und die philosophischen (unstreitig auch medicinischen) Werke,
deren er nur habhaft werden konnte, eifrigst studirte. So mit
Kenntnissen bereichert, kehrte er zwei Jahre darauf nach Bagdad
]) Abul Pharajii hist. compendios, dynast. edid, Pococke pag, 171^
2) In Casiri hihliotheca Arah, Hisp. Escurialensis 7, pag, 286,
3) D'Herhelot oriental. Bibliothek Jl^ Seite 745,
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zurück, und begab sich von da erst noch nach Basra, angeblich
zu Alchal i l Ben Alimad, um sich auch noch mit den Feinheiten
der arabischen Sprache vertraut zu machen. Es scheint der
berühmte Grammatiker und Erfinder der arabischen Prosodie gemeint
zu sein, dessen Leben Hammer-Purgstall i) ausführlich beschreibt;
doch dieser starb schon 791, ihn konnte folglich unser
H'onain, der mindestens 18 Jahr später geboren sein soll, nicht
kennen, und ein Anderer jenes Namens ist wenigstens mir nicht
bekannt. Hier waltet also offenbar irgend eine Verwechselung ob.
Endlich wiederum nach Bagdad zurückgekehrt, widmete H'onain
sich ganz dem Uebersetzen griechischer Werke; und nun geschah
es, dass ihn den Jüngling der alte G'abril Ben Bachtischüa^
dem er einen Besuch machte, in Gegenwart eines Dritten mit dem
Ehrentitel Arraban (etwa Doctor) begrüsste, und als sich der Fremde
darüber wunderte, die Verheissung aussprach, „wenn dieser Jüngling
am Leben bleibt, so wird er den Sergius selbst verdunkeln."
Nach Wüstenfeld eröffnete H'onain zu Bagdad medicinische Vorlesungen,
und der alte Ibn Bachtischüa sprach jene Profezeiung
bei ihm aus, so dass es scheint, er hätte die Vorlesungen besucht.
Glaubhafter scheint mir die Erzählung, wie ich sie nach Abul Earag
wiederholte. BaLi ward auch der Chalif Almotawakkil (regierte
847 — 861) auf den jungen Gelehrten aufmerksam, und ernannte ihn
mit hohem Gehalt zu seinem Leibarzt und zum Vorsteher der
Uebersetzer, doch nicht ohne ihn zuvor einer langen acht orientalischen
Prüfung zu unterwerfen. In dem Argwohn befangen, der
griechische Kaiser möchte sich dieses Mannes als Werkzeug gegen
ihn bedienen, bot er ihm jene Aemter nebst hoher Belohnung an,
wenn er ihm sofort ins Geheim ein Gift anzeige, w^omit sich ein
Feind, ohne Verdacht zu erregen, aus dem Wege räumen lasse*
H'onain antwortete, er hätte nur heilsame Arzneien zu verordnen
erlernt, und nicht erwartet, dass der Herrscher der Gläubigen andere
von ihm fodern würde. Beföhle derselbe jedoch, so wollte er
sich nochmals auf Reisen begeben, und ein solches Gift zu finden
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1) Hammer-Purg st ally Literaturgeschichte der Araber ^ III^ pag^ 334,
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