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414 B u c h XI. Kap. 3. §. 60. Buch XI. Kap. 3. §. 61. 415
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achtete er die Aerzte nach Einhardts ausdrücklichem Zeugniss
und bediente sich ihres Raths nicht einmal in den letzten Jahren
seines Lebens, in denen er häufig an Fiebern litt, und mit Einem
Fuss hinkte. Ich finde überhaupt keinen Leibarzt irgend eines
abendländischen Fürsten vor Zedekias^) dem Juden, der Karl
den Kahlen 877 vergiftet zu haben im Verdacht stand.
Noch seltner als Aerzte sind natürlich medi e ini s che Schrifts
t e l l e r . Walafridus Strabus, von dem ich bald sprechen werde,
gehört nicht zu ihnen. Nur einen kennt die Literaturgeschichte
des ganzen IX. Jahrhunderts im Abendlande, den auch als schlechten
Dichter bekannten Abt zu Monte Cassino, Ber thar ius . Unter
den Büchern, womit er die Bibliothek seines Klosters bereicherte,
nennt der Chronist des Klosters Leo Ostiensis^) zwei Codices
medicinischen Inhalts," worin Bertharius sehr viele Heilmittel berühmter
Schriftsteller zusammengetragen hatte." Also eine Receptsammlung,
vielleicht Mae die des Marcellus Empiricus grade deshalb
angelegt, weil es an Aerzten fehlte, oder man kein Vertrauen
zu ihnen hatte. Doch überdauerte das Buch schwerlich seinen
Verfasser. Im Jahr 884 erstürmten die von streitenden italiänischen
Fürsten leichtsinnig aus Sicilien zu Hülfe gerufenen Sarazenen
das Kloster, brannten es nieder, vertrieben die Mönche, die
erst nach Rom flüchteten, dann ein Kloster zu Teano bezogen,
wo sie lange verweilten, und ermordeten den Abt Bertharius. Selbst
als Praktiker berühmte Aerzte werden selten genannt, und ihr Ruf
ist meist zweideutiger Art. Die Histoire lit^raire de la France 4),
die sich in ihren frühern Bänden noch mit über Deutschland als
also fast zwei Jahrhunderte später als Karl. Der Andre scheint demnach auch
ein verkappter Moslim zu sein, und nicht Karls Leibarzt.
1) Einhardi vita Caroli Magni cap, 22, Pertz monumenta German, histórica
II , pag. 455.
2) Hist. Hi, de la France IV, pag. 274, mit Bezug auf Felibien histoire
de l'abbate de St. Denis en France Uvr. I I , nr. 36.
3) Leonis Marsicani chronica Casinensis I, cap. 33, in Fertz monumenta
Germaniae histórica torn. IX (scriptorum VII), pag. 603.
4) Hist. Ut. de la France IV, pag. 274.
Theil des Frankenreichs erstreckt, nennt deren aus dem ganzen
neunten Jahrhundert nur zwei, Tiraboschi für Italien keinen einzigen.
In demselben tiefen Schlaf beharrte das Studium der Medicin
auch das ganze zehnte und bis tief in die zweite Hälfte des ölften
Jahrhunderts hindurch. Für diese Zeit liefert uns zwar die Histoire
lit(5raire de la France ^ ein langes Verzeichniss berühmter Aerzte,
gesteht aber, dass sie keinen medicinischen Schriftsteller zu nennen
wisse, und dass sich von einer medicinischen Schule nicht die leiseste
Spur zeige. Noch weit weniger hat, bis auf die «alernitanische
Schule, Tiraboschi 2) zu melden. Man wundre sich daher nicht,
wenn ich aus diesem langen Zeitraum auch nur drei Schriftsteller
anzuführen habe, den H r a b a n u s , der die Pflanzen grammatisch,
den Wa l a f r id, der nur einige wahrhaft poetisch behandelte, und
den Mac er, den einzigen, der zwar auch in Versen, sonst aber
eine sehr prosaische Hei lmi t tel lehr e schrieb.
§• 61.
R h a b a n u s Magnentius Maurus.
Betrachten aber einige Neuere die Zeit bald nach Karl dem
Grossen in j e d e r Hinsicht als die finsterste des ganzen Mittelalters,
so waren es wohl die "politischen und bürgerlichen Zusiände,
die ihren Blick trübten, und sie den langsamen, doch stetigen
Fortschritt der von ihm angeregten geistigen Entwickelung verkennen
Hessen. Karls Reich zerfiel, die Beherrscher der Bruchstücke
desselben wechselten rasch unter Mordthaten und blutigen Kriegen
der Söhne gegen ihre Väter, der Brüder Vettern mächtigen Vasallen
gegen einander; äussere Feinde, Sarazenen Normannen Slaven,
drangen verwüstend bis tief ins Innere der Länder; es dauerte
lange, bis sich neue Reiche auf den Trümmern des alten wieder
befestigten. Auch die Kirche versank wenigstens in vielen Gegenden
aufs neue in die alte Barbarei, und Karls bürgerliche Ver-
1) Hist. lit. de la France VII, pag. 134-137.
2) Tiraboschi storia della litteratura Italiana tom. I I I , Hb. I I I , cap.
pag, 236 edit. Romanae in 4.
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