5 G B u c h IX. Kap 3. §. 9. B u c h IX. Kap. 3. §. 10. 5 7
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der derselben und liätten sie den andern Nationen mitgetlieilt: so
drängt sich mir wenigstens unwiderstehlich der Verdacht auf,
Qütsämi habe die ihm wohl bekannten griechischen Vorgänger
und alles^ was auf seine Bekanntschaft mit ihnen hinweisen konnte,
absichtlich und aus dem Grunde verschwiegen, um die den Griechen
gebührende Ehre der Erfindung; seiner eiorenen a O o o ltersstolzen
Nation, seinem obscuren Szagrit, Enoch u. s. w. zuzuwenden. Dies
iuigenommen, verschwindet zugleich das einzige scheinbar schlagende
Argument, welches Quatr^mere für seine Behauptung aufzutreiben
vermochte, die Erwähnung Ninive's als einer zur Zeit des Schreibers
noch existirenden Stadt, wiewohl sich auch dabei noch fragt,
ob sie wirklich zur Zeit Qütsämi's selbst, oder nur zur Zeit eines
seiner älteren Interlocutoren noch existiren sollte. Das ist freilich
nur Hypothese gegen Hypothese; doch die Entscheidung, Avelche
von beiden mehr Glauben verdiene, überlasse ich meinen Lesern
mit Zuversicht.
Die zweite Frage, vor welchem Zeitpunkt Qütsämi's Werk
geschrieben sein muss, setzt eine Vorfrage voraus, die zu beantworten
mein Material nicht hinreicht, nämlich die, ob er sich
begnügte seinen vaterländischen Vorgängern ein ungebürlich hohes
Alter und wissenschaftliches Verdienst anzudichten, oder ob er auch
für sein eigenes Werk, vielleicht unter falschem Namen ein höheres
Alter, als ihm zukam, simulirte. Wäre dieses, so bliebe vermuthlich
jede fernere Untersuchung des wahren Alters fruchtlos;
wäre jenes, so gewänne Qiiatrem^re's Bemerkung, dass sich in dem
Werke nicht die entfernteste Beziehung aufs Christenthum zeigt,
einiges Gewicht. Ich möchte dann daraus folgern, das AVerk wäre
vermuthlich, zwar nicht vor der Entstehung, doch vor der weitern
Ausbreitung des Christenthums in Mesopotamien verfasst, also nicht
jünger als das zweite oder dritte Jahrhundert nach Christus. Ins
Arabische übersetzt ist es so spät, dass sich daraus auf die Entstehung
des Werkes selbst nichts abnehmen lässt, nämlich nach
Casiri im neunten, nach Hammer-Purgstallim ölften Jahrhun-
1) Casiri hihlioth. Ärah. Escurial, I, pog. 322.
2) ITammei'' Pur g stalL Litei^ahirgescfiichte der Araber F, S, 403.
dert, nach Quatremere im Jahre 904, eine Zahl, die ihm vermuthlich
die pariser Handschrift der arabischen Uebersetzung selbst
darbot, und die als die bestimmteste das meiste Vertrauen verdient.
§. 10.
Q ü t s ä m i ' s specielle Pflanzenkunde.
Gesunde Physiologie wird man bei einem Lehrer der Zauberei
weder suchen noch finden. Der natürliche Zusammenhang der
Dinge kümmert ihn nicht, er achtet nur den übernatürlichen; und
versucht er einmal der Natur etwas abzulauschen, so geschieht es
unbesonnen und oberflächlich, so dass nur ein neuer Aberglaube
daraus entspringt. So kannten z. B. Qütsämi und seine Gewährsmänner
den Nutzen der Asche als Düngung, und die erregende
Wirkung der Arome auf den thierischen Organismus; indem man
diese beiden Erfahrungen combinirte, kam man auf den wunderlichen
Gedanken, am fördersamsten für die Vegetation müsse die
Asche aromatischer Pflanzen sein, ohne zu bedenken, dass das
Aroma verbrennt, und dass, was den Thieren heilsam ist, den
Pflanzen sogar schädlich sein kann. Aber Qütsämi's specielle
Pflanzenkunde verdient, schon nach den dürftigen Auszügen aus
seinem Werk bei Ibn AlawwHm und Ibn Baithär zu urtheilen, unsere
volle Aufmerksamkeit, und würde uns vexnnuthlich, hätten wir
sein ganzes Werk vor uns, in Bewunderung setzen. Ibn AlaAvwäm
beschäftigt sich als Georgiker nur mit Cnlturpflanzen, andere Pflanzen,
an denen die nabathäische Landwirthschaft reich zu sein
scheint, übergeht er ganz, oder gedenkt ihrer nur beiläufig. Selbst
über Cnlturpflanzen hebt er aus jenem Werke nur das aus, was er
darin seiner Meinung nach vollständiger oder besser als bei Andern,
oder wenigstens abweichend findet. Bei manchen Culturpflanzen,
die um Babylon gewiss nicht fehlten, finden wir daher aus der
nabathäischen Landwirthschaft gar nichts angemerkt. Er giebt
zwar gewissermassen als Anhangt) ein Verzeichniss solcher in Ba-
1) Qiiafr emer e t. c. jxig. 233.
2) Ih 71 Ala IV w a m I I , pag. 366.
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