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358 B u c h XL Kap. 2. §. 52.
aus einem pariser Codex abdrucken Hess. Diese drei genannten,
beinahe gleich seltenen Ausgaben besitze ich. Dafür fehlen mir
zwei wichtige Erläuterungsschriften, nämlich Leonis Allatii
diatriba de Simeonibus, und das Programm von Kühn de Simeonis
Sethi filii libro de alimentorum facultatibus, welches Hoffmann
in seinem bibliographischen Lexikon der Literatur der Griechen
ohne Jahrszahl anzeigt, und selbst nur aus einem andern Programm
desselben Verfassers zu kennen scheint.
Die Neuern nennen unsern Schriftsteller bald Simeon Seth,
bald Simeon den Sohn des Seth nach orientahscher Weise,
und dass er orientalischen Stammes war, machen nicht nur seine
Namen selbst, sondern auch die Kenntniss orientalischer Sprachen,
deren er sich rühmt, wahrscheinlich. Allein die Handschriften nennen
ihn nicht Seth sondern Sethi {2rj&i), setzen diesem Worte den
Artikel vor, und trennen es durch den zwischengeschobenen Titel,
von dem ich gleich sprechen werde, von dem eigenen Namen Simeon.
Nur vor einem Fragment in Idelers schon angeführter
Sammlung Physici et Medici Graeci minores II, pag. 283 finde ich
den Namen wie ihn die 70 Dolmetscher zu schreiben pflegen,
und zwar ohne Artikel, aber auch durch den Titel getrennt
von dem Hauptnamen. Dies führt mich auf den Gedanken, dass
Sethi vielleicht gar kein gewöhnlicher Name, sondern ein Patronymikon
sei, wiewohl ich den Namen des Orts, von dem es gemacht
ist, nicht nachweisen kann. Es könnte z. B. Wadi Zaiti (das Oelthal)
sein, ein öfter vorkommender Name; doch dergleichen orientalische
Namen entstellten die Griechen meist so, dass sie sich
selten richtig diviniren lassen. In solcher Ungewissheit behalte ich
den gebräuchlichsten Namen bei, wiewohl grade er die geringste
Wahrscheinlichkeit für sich hat. Dreister lässt sich der unserm
Verfasser in beiden Ausgaben des Textes beigelegte Titel Magis
t e r aus oder von Ant iochien mit dem eines Obergarderob
e n m e i s t e r s , Protobestiarches, (im Palast) des Antiochos
vertauschen; denn so nennt ihn die von Fabricius benutzte pariser
Handschrift, und leicht konnte ein unwissender Abschreiber aus
diesem wenig bekannte» kaiserlichen PaUst in Konstantinopelj
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worin die ßeichskleinodien aufbewahrt wurden, jene berühmte Stadt,
schwerlich umgekehrt aus der Stadt den Palast machen. Damit
fällt zugleich der einzige Grund, warum man unsern Simeon für
einen Antiochener hielt, während meiner Vermuthung über das
Wort Sethi einige Wahrscheinlichkeit zuwächst. Kaiser Michael VII.
Dukas regierte 1071—1078; ihm widmete Michael Seth sein Werk
über die Nahrungsmittel; es gehört also in dieses Kaisers
Zeit, und ist wenig jünger als das des Michael Psellos gleichen
Inhalts. Sprengel^) setzt als gewiss voraus, unser Schriftsteller
wäre derselbe Protobestiarches Simeon, den der Kaiser Michael IV.
der Paphlagonier im Jahre 1034 seines Amts entsetzte, und vom
Hofe und aus der Stadt verbannte, worauf sich derselbe nach einem
von ihm selbst gestifteten Kloster am Olympos begab, und Mönch
wurde Ich gebe die Möglichkeit zu, finde es jedoch sehr bedenklich,
dass derselbe Mann mindestens 38 Jahr oder noch länger
darauf Schriftsteller gewesen sein, und noch den Titel von seinem
verlorenen Amte geführt haben soll. Wenn Sprengel aber hinzusetzt,
das Buch des Simeon Seth wäre ein Auszug aus des Psellos
Abhandlung von den Nahrungsmitteln, und uns deswegen wichtig,
weil wir diese Abhandlung selbst nicht mehr besässen, so ist das
bei einem so gelehrten Manne ein merkwürdiger Irrthum. Wir
besitzen des Psellos Schrift, sie ward wenigstens lateinisch früh
und oft gedruckt, und die etwa sechsmal stärkere Schrift des Simeon
Seth hat nichts als den Gegenstand damit gemein. Wenn aber
Sprengel zu viel, so scheint mir Fabricius fast zu wenig von unserm
Seth wissen zu wollen: er hält es für zweifelhaft, ob derselbe Arzt
war, ich sehe nicht ein warum? Dass der Titel eines Protobestiarches
füglich einem Arzte gegeben werden konnte, darüber sprach
ich schon bei Theophanes Nonnos; dass Seth auch nicht medicinische
Bücher geschrieben, die Identität ihrer Verfasser vorausgesetzt,
hat er mit vielen Aerzten gemein. Das Buch, von dem die
Rede ist, konnte aber schwerlich von einem Nichtarzt geschrieben
1) Spreng el^ Geschichte der Medicin, dritte Auflage, II, S. 325,
%'j Nach Kedr eno s pag. 731 edit, Paris,
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