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34 Buch IX. Kap. 2. §. 7.
B u c h IX. Kap. 2. §. 7. 35
verklagen. Sargis war ein beredter, in der griechischen und^ syrischen
Literatur bewanderter und sehr gelehrter Arzt, ein freiwilliliger
Eunuch (soll wohl heissen unvermält), wie aus seinem Prolog
hervorgeht, doch von verdorbenen schimpflichen Sitten, durch
Ueppigkeit und Habsucht befleckt." Letzteres Urtheil hält Assemani
für eine Eingebung des Sektenhasses. Bekanntlich führt derselbe
Schriftsteller, der uns jene Xachrichten syrisch aufbewahrte,
vor seinen arabischen Schriften den Namen Abul-Farag, und als
solcher erwähnt er in seiner kurzen Geschichte der Dynastien dreimal
des Sergis Arrasaini, wie er ihn nach arabischer Aussprache
nennt. Nach einem kurzen Bericht über den Lauf der
Weltereignisse von des Kaisers Julianns Tode bis auf Justinus II.
setzt Abul Farag 0 in seiner ungenauen Weise hinzu: „Um diese
Zeit blühete Sergi s Rasaini der Philosoph, der griechische
B ü c h e r ins Syrische übersetzte, und selbst andere schrieb.
Er war ein Anhänger des Severus." Das ist die erste Stelle. Dann
verfolgt Abul Farag die Weltgeschichte weiter bis auf den Kaiser
Heraklius, und bemerkt am Schluss 2): „Um diese Zeit blühete
A h r o n der alexandrinische Priester. Sein Compendium der
M e d i c i n besitzen wir syrisch. Es besteht aus dreissig Abschnitten,
denen Sergis zwei andere hinzufügte." Zum dritten
mal wird des Sergis als eines musterhaften Uebersetzers nur beiläufig
gedacht, und Abul Farag fügt hinzu „Dieser Sergis
war der aus Ras Ain, der Jakobit, der die griechis
c h e n Wissenschaften ins Syrische übertrug." Wir
wollen diese Stellen etwas näher beleuchten.
In der ersten Stelle bietet uns zur Zeitbestimmung Severus
noch einigen Halt. Unstreitig ist der Patriarch von Antiochien
zu verstehen, der, verwickelt in den unseligen Streit über die verschiedenen
Naturen in Christo, im Jahre 519 sein Amt vei4or,
und unter dessen noch vorhandenen, von Fabricius verzeichulpha
r a j i histor. compendios. dynastior, edid,
1) Ab
2) Ibid
d) Ibidem pag
4) Fabr
e m pag, 99.
^ em pag. 172.
ricii biblioth. graec, IX, pag., 348.
Po coclc e pag. 94.
neten Briefen drei an einen G r amma t ike r Sergios gerichtet
sind. Dass er selbst philosophischer Schriftsteller war, bestätigt
Ebed-Jesu in seinem Katalog syrischer Bücher i), worin er des
S e r g i u s Rasainensis Commentarii in dialect icam verzeichnet.
Bis so weit passt alles sehr gut zusammen. Assemani
will zwar in einer Anmerkung zu dieser Stelle des Ebed-Jesu
nicht entscheiden, ob der darin genannte Sergius und der Freund
des Agathias identisch seien, entfernt aber, denke ich, selbst jeden
Zweifel, indem er fortfährt: „Das Zeitalter beider, der Ort, das
Studium und die Sprachkenntniss stimmen überein." Auch die
dritte Stelle schliesst sich ohne die mindeste Schwierigkeit an.
Nur die zweite erregt einiges Bedenken. Wie kann Sergios jenes
Ahrons Werk fortgesetzt haben, der nach Abul Farag weit jünger
war als er? Diesen Widerspruch versuchten Wüstenfeld und Theoph.
Röper auf verschiedene Weise zu lösen, denen sich noch eine
dritte Weise im Nothfall hinzufügen lässt. Wüstenfeld 2) findet es
wahrscheinlich, beide Männer wären Zeitgenossen gewesen, Sergios
hätte am Ende der Regierung des Justinianus als junger
Mann in Ruf gestanden, Ahron wäre zu Anfang der Regierung
des Heraclius in hohem Alter gestorben. Dem steht aber entgegen,
dass des Agathias Freund unmöglich so jung sein konnte,
und dass sich Abul Farag in beiden Stellen desselben Worts bedient,
welches bekannt oder berühmt werden anzeigt, also
offenbar die mittlere Lebenszeit beider andeuten sollte. Auch
irrete Wüstenfeld, indem er aus den angeführten Worten folgerte,
Ahron hätte syrisch geschrieben; im Gegentheil sagt Bar - Hebräus
in einer von Röper angezogenen Stelle ausdrücklich: „Auch unter
den Syrern waren ausgezeichnete Aerzte, wie Sergius Rasainensis,
welcher zuerst philosophische und medicinische Bücher aus dem
Griechischen ins Syrische übersetzte, und Athanasius (Röper conjecturirt
Aetius) Amidensis, und Philogrius, und Simeon der
Mönch mit dem Beinamen Taibutha, und der Bischof Gregorius
1) Assemani biblioth, orient. III, pars I, pag, 87.
2) Wüste nfe l d , Geschichte der arabischen Aerzte, Nr. 9.
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