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90 B u c h X. Kap. 1. n.
allmalig verschwliulcnde Staaten auflöste. - Neben diesen beiden
erhob sieh im Jahre 297 (9l0) das dritte Chalifat, o) das der Benü
l ufn.^.'!'" in Aegypten und Syrien, das sich
bis 4bd (1171) erhielt. Dazu kam aber nach und nach eine schnell
>vechselnde Anzahl kleinerer Staaten, die sich von einem oder dem
andern jener drei grossen Chalifate bald losrissen, bald sich wieder
unterwarfen. - Endlich 4) die Zeit nach der Eroberung Bagdad
und dem Untergange der drei grossen Chalifate bis auf den
heutigen Tag.
Dieselbe Zeiteintheilung lässt sich aber wegen zu grosser Ungleichheit
des Gehalts der vier Abschnitte weder der Literaturo-eschichte
überhaupt noch vollends der Geschichte der Botanik zum
Grunde legen. Ist mir nur gestattet, die dritte und reichste Periode
ein wenig über ihre untere politische Grenze hinaus zu erweitern,
so genügt es, dass wir bei ihr länger verweilen, die zweite
kurz berühren, die erste und vierte als leere Fächer ganz überspringen.
Denn war gleich die Schreibkunst den sesshaften handeltreibenden
Bewohnern arabischer Städte schon vor Mohammad
nicht volhg unbekannt, dictirte gleich der Profet selbst zuweilen
Briefe an auswärtige Regenten: so gab es doch während der ganzen
ersten Periode keine arabische Literatur ausser einigen Moallaqadt's
(Preisgedichten, aufgehangen bei der heiligen Kaba) und
den Koran, dessen zerstreute auf Palmblätter Lederstücke flache
Knochen und anderes rohes Schreibmaterial gekritzelte, oder o-ar
nur dem Gedächtniss der Gläubigen anvertraute Suren erst a\ u
Bakr sammeln und erst Otsmdn in die noch bestehende Ordnunobringen
liess. Wie es in der zweiten Periode um die Literatur
stand, davon legt Abul Fara^-i) folgendes Zeugniss ab; „Zu Anfang
des Islam wandten die Araber ihren Fleiss nur auf die Kunde
ihrer Sprache und ihres Gesetzes, ausgenommen dass Einigen unter
ihnen die Medicin bekannt war, und von den Meisten gebilliat
ward, >veil sie den Menschen ein Bedürfnis« ist. So war de^
IMj«? Pharajii historia compendioea dynastiarum.. Arahice et Latine versa
ah Ed. Po CO che, pag. WO.
B u c h X. Kap. 1. §.11. 91
Z u s t a n d während der Herrschaft der Ommajaden." —
Erst die Literatur der dritten Periode war bestimmt, dem Abendlande
einen neuen mächtigen Impuls zu geben, und verdient auch an sich
unsere Anerkennung. Die der vierten blieb uns bis auf die neueste
Zeit beinahe gänzlich unbekannt, und vermöge ihrer Armseligkeit
ohne Wirkung.
Indem ich mich nun sofort zur zweiten Periode wende, verschiebe
ich noch alles, was etwa über den Geist der arabischen
Literatur und Pflanzenkunde zu sagen wäre, bis ins nächste Kapitel,
und beschränke mich hier auf eine strenge Kritik dessen,
was uns über medicinische Anstalten und Schriftsteller aus der
zweiten Periode mehr nur angedeutet, als vollständig und glaubhaft
überliefert wird. Es wird von dem Wenigen, was überhaupt
vorliegt, noch viel weniger als zuverlässig stehen bleiben. Ein
solches Verfahren scheint mir um so nöthiger, je öfter man im Gegentheil
hinter einigen schlecht begründeten Zeugnissen und gelegentlich
hingeworfenen Aeusserungen noch weit mehr suchte, als
sie, selbst wenn man ihnen aufs Wort glaubt, enthalten.
„Der erste zur Zeit des Islam, welcher ein Hospital und Krankenhaus
stiftete, erzählt Maqrízí nach Wüstenfelds Uebersetzung
war el-Welid Ben Abd el-Melik (der sechste Ommajaden - Chalif,
regierte 86 — 96 der Higradt oder 705 - 715 n. Chr.), und er war
auch der erste, welcher ein Fremdenhospital anlegte, und das geschah
im Jahre 88 (707). Er stellte in dem Hospital Aerzte an,
und bestritt ihre Ausgaben; er befahl die Aussätzigen einzusperren,
damit sie nicht auf die Strassen gingen, und sorgte für ihre und
der Blinden Bedürfnisse." - Andere Anstalten der Art waren viel
früher, wie wir gesehen haben in Persien, später, wie wir sehen
werden, auch in Arabien zugleich Heil- und Lehranstalten. Das wird
von dieser nicht gesagt, und ich hüte mich wohl es vorauszusetzen.
Doch schon dass bestimmte Aerzte dabei angestellt und besoldet
waren, ist in so früher Zeit überraschend. Die Aerzte der Anstalt
waren vermuthlich, wie die meisten frühern Aerzte der Moslimen,
1) Im Janus, herausgegehen von Hens cJiel, Band 7, 1846, Seite 29.