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112 Bu c h X. Kap. 2. §. 13.
w a n d e t , eben so den ersten spanischen Chalifen Abd ArraKmon
/755_797) der Bau der grossen Moschee 2) des Palastes und anderer
Prunkgebäude in seiner Residenz Cordova. Auch in anderer
Weise bulte man durch verschwenderische Freigebigkeit, oft
neben schmutzigem Geiz, um die öffentliche Meinung. Nachllammer
Puro-stalP) erhielten die grossen Aerzte am Hofe der (chalifen
Pensionen und Geschenke, welche die, so andern Gelehrten
iemals geworden, bei weitem überstiegen.
Dass sich Kunst und Wissenschaft nicht unter allen Chahlen
crleicher Gunst und Förderung erfreuten, versteht sich von selbst.
Als die o-oldene Zeit ihrer Literatur betrachten die Araber die des
fünften und siebten Abbasiden, der Chalifen H a r u n Arraschid
(786—809) und seines jüngern Sohns Almämün, der nach kurzer
Zwischenregierung seines altern Bruders den Thron seines
Vaters zwanzig Jahr lang (813-833) bekleidete. Und wer spräche
von Harun, und gedächte der B a rma k i d e n nicht? Verwandt mit
dem Hause der gefallenen Perserkönige und vielleicht noch heimliche
Feueranbeter, reich, edel, hoch begabt, wussten sie sich doch
in die neue Ordnung der Dinge zu fügen, und das höchste Ansehen
den grössten Einfluss nächst dem Chalifen zu erringen.
Zwei derselben, Vater und Sohn, bekleideten nach einander unter
Haruns Vorgängern und diesem selbst, siebzehn Jahr lang, das
Vazirat ein Amt, das sich etwa mit dem eines Staatskanzlers unsrer
Zeit vergleichen lässt Von des jüngern Vazirs vier Söhnen
war der eine Haruns Milchbruder, der zweite der Gemahl seiner
Schwester und sein vertrauter Freund, die beiden übrigen standen
in hohen Aemtern; nur ihr Oheim lebte zurückgezogen, aber alle
galten für hochsinnige Beschützer der Kunst und Wissenschaft.
Dies ganze Geschlecht, mit Ausnahme des Oheims, hess HarCin
der Gerechte, — denn das bedeutet der Beiname Arraschid, —
Buch X. Kap. 2. §. 13. 113 Ii
n Hammer.Purgstall S. LX der Einleitung zu Band I seiner Literaturgeschichte
der Araber, wo ich indess die Angabe seiner Quellen verm.sse.
2) Hammer - Purgstall a. a. 0. S. L.
3) Nach Abulfeda II, pag. 61 kostete Ihr Bau 100,000 Dinar, ungefähr
eben so viel Dukaten gleich.
man weiss nicht warum, plötzlich bei Nacht ergreifen, den Einen
morden, die Andern lebenslänglich einkerkern und ihr Vermögen
einziehen i). Und das geschah in der goldenen Zeit; so weit gehen
asiatische und europäische Vorstellungen aus einander! Aber glorreich
waren Harün's zum Theil persönlich erfochtene Siege über
die Griechen; durch das ganze weite Reich herrschte Wohlstand
Ruhe und Sicherheit, nur nicht gegen die Launen des Chalifen;
acht mal besuchte er mit glänzendem Gefolge die heiligen Städte,
gab prachtvolle Hoffeste, übte eine Freigebigkeit ohne Grenzen:
das alles machte den Moslimen seine Regierung zu einem ununterbrochenen
Freudentaumel, und Dichter und Gelehrte schwelgten
vor andern in seiner Gunst.
Minder glücklich gegen äussere Feinde, und durch innere Unruhen
oft confessionellen Ursprungs erschüttert, war Almämüns
Regierung. Entschieden neigte sich dieser Chalif zu wissenschaftlicher
Betrachtung und einem beschaulichen Leben. Astronomie
und Medicin erfreuten sich seiner besondern Vorliebe, und grosse
und kleine Männer beider Fächer verstanden sie auszubeuten. So
erwarb er auch seiner Zeit noch den Namen der goldnen, den zu
erhalten den meisten seiner Nachfolger, die sich hinfort sämmtlich
Billah, das heisst von Gottes Gnaden 2) nannten, nicht sehr am
Herzen lag.
Viel Nachdruck legen einige moderne Schriftsteller auf die
früh vorkommenden, doch immer nur vereinzelten Verbindungen
der Chalifen zu Bagdad mit den fränkischen Herrschern. Schon
Pipin, Karl des Grossen Vater, bewarb sich durch eine feierliche
Gesandschaft um Almanszür's Freundschaft, und empfing durch
eine Gegengesandtschaft reiche Geschenke. Unter Harun und Karl
dem Grossen wiederholten sich dergleichen Versuche der Annäherung
öfter und mit grösserem Prunk. Ich wüsste nicht, dass sie
auf Wissenschaft oder Kunst einen bemerkbaren Einfluss geübt
1) Alle arabischen Historiker verweilen bei dieser Katastrophe, und suchen
nach den Beweggründen Harün's; keiner kommt über schwankende
Vermuthungen hinaus.
?) Hammer - Pur g stall, Gemäldesaal u. s. w, I I , Seite 248.
M e y e r , Gesch. d. Botanik. HI. 8
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